Im Gespräch: Ulrike Krämer

Ulrike Krämer, Leiterin des Institute of Design IN.D Hamburg , verbrachte ihre Kindheit bilingual in England und Süd-Afrika. Sie verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung im Management als Beraterin/Konzeption/Strategie, davon 20 Jahre in der Führung von Agenturen und arbeitete bereits für über 200 namhafte Kunden wie Deutsche Telekom, Otto, Procter & Gamble, Johnson & Johnson, Jil Sander, to name some…

Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche auf Ihrem „Chefsessel“ (Alternativ Bürostuhl)?

Ich verbringe viel Zeit am Schreibtisch, genauer am Computer, da in meinem medialen Beruf die Kommunikation auf allen Kanälen digital zusammenläuft. Soziale Medien, Emails, Kreation entwickeln, füllen, prüfen, Stellung beziehen, Meinungen und Wünsche, mit vielen vielen Menschen um mich herum zu tauschen. Das ist etwa ¾ meiner Zeit. Zweimal die Woche halte ich Vorlesungen. Der Besuch von Veranstaltungen und Einladungen ist dann zum Glück etwas unabhängiger vom Festplatz Computer und damit auch vom Stuhl. 😉 Die zahlreichen Mobile Devices sind dann aber immer dabei.

„Arbeitstabu“ haben sie zu welchen Zeiten?

Da mein Beruf auch meine Berufung ist, kenne ich keine solch gearteten Timing Tabus und mache sehr vieles von dem, was ich mache selbstbestimmt, -initiativ und gerne. Grenzen würden mich stören und halte ich für überflüssig.

Wollten Sie schon immer das werden, was Sie jetzt sind?

Als Kind wollte ich Verhaltens- & Tierforscherin werden, später vor und an der Uni internationale Botschafterin. Dann kam alles ganz anders und meine steile Karriere in der Werbung übernahm die Regie. Ich denke mein Beruf in der Kommunikation und Beratung anderer Menschen, ist eine Mischung aus allem, alle meine Gaben und Talente finden hier Platz. Heute macht alles Sinn und ergibt einen konsequenten roten Faden.

Wie lautet Ihr wichtigster Rat an junge Frauen, wenn sie ins Berufsleben starten?

Disziplin, Zielstrebigkeit und Beständigkeit sind ganz sicher drei Tugenden, die erfolgreiche Menschen ausmachen. Bleib dir selbst Treu, aber höre und lerne aus dem Rat anderer, Wertschätzung und Loyalität zeigen, wenn andere dich fördern. Grundsätzlich nicht Karriere, um jeden Preis. Schon früh daran denken, nicht allzu viel zu tun, für das man sich später schämen könnte. Das ist im Zeitalter von Selfies und Medialität ein wichtiger Rat an alle Nachwuchstalente. Nicht alle Karten auf den sogenannten richtigen Mann setzen, an der eigenen Karriere arbeiten, trotz einer familärbedingten Prioritätenverschiebung, stetig weiter daran denken und nicht den Anschluss an das Berufsleben verlieren. So blöd es klingt, eine frühzeitige Altersvorsorge bedenken, denn die Ehe als Versorgung ist so nicht mehr gegeben.

Die Handtasche von Ulrike Krämer

Was finden wir in Ihrer Schreibtischschublade, Handtasche oder Businesstasche?

Meine Handtasche ist stets so gefüllt, dass ich alles Notwendige griffbereit habe. Zum Glück gab es in den letzten Jahren die etwas größeren Formate. Das ändert sich jetzt gerade und zwingt zur Reduktion. Portemonnaie, Ausweistasche, Schlüssel für viele Türen, Schminkutensilien, Parfüm, Stifte, Visitenkarten von neuen Kontakten und meine, 2 Handys, IPad manches Mal dazu, Kamera, Aufladekabel, Sonnenbrille, Lesebrille.

Hand aufs Herz – was ist eigentlich überflüssig, aber muss einfach immer dabei sein?

IPad, Kamera, Aufladekabel.

Wenn Sie ein Bewerbungsgespräch führen, was ist für sie ein generelles Ausschlusskriterium?

Das gibt es für mich nicht. Ich liebe kreative Menschen und bin stets offen und neugierig. Schubladendenken versperrt den Blick fürs Wesentliche. Chancen gehen unentdeckt vorbei. Je nach Tätigkeit, gibt es natürlich individuelle Anforderungswünsche. Bei meinen Studenten erwarte ich Talent und Vielschichtigkeit neben den vielen Anforderungen, die der Studienzweig voraussetzt. Insgesamt bin ich ein recht toleranter Mensch und gewohnt international, multilingual, zu agieren. Damit sind Gender, Religion, Sex oder andere mögliche Vorurteile nicht relevant.

Welche Berufe sind unterbezahlt?

Frauen werden insgesamt in unserer Gesellschaft nicht genügend geschützt und gewürdigt. Sogenannte Frauenberufe sind oft auch die sogenannt Unterbezahlten. Mütter sollten auch für ihren hohen Wert für die Gesellschaft besser im Alter „entschädigt” werden. Es von dem Beruf oder dem Gehalt des Ehemannes abhängig zu machen, ob eine Frau/Mutter ausreichend im Alter abgesichert ist, scheint nicht (mehr) zu funktionieren.

Erfolg setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hin will?

Neben dem was ich in den obigen Antworten schon bemerkte, darf man nie im Erfolg größenwahnsinnig werden oder sich ausruhen auf einem Level. Erfolg ist stetig weiter zu machen, an sich zu arbeiten, zu hadern und sich neue Ziele zu setzen. Erfolg ist es, andere zu fördern und zu fordern, um sie stark zu machen. Erfolg ist Vorbild zu sein. Werte zu leben und Neue zu schaffen, für die es sich lohnt zu kämpfen und auch hier und da stolz sein zu dürfen.

Für wie wichtig halten Sie “Networking“ unter Frauen? Und warum?

Ein besonders wichtiges Thema. Und obwohl es doch schon so einiges hier bei Frauen inzwischen gibt, so ist es eben nicht von klein auf geübt wie unter Männern. Frauen müssen lernen ohne zu viele Gefühle Kontakte und Kooperationen und WIN/WIN zu entwickeln. Dabei sollten Dinge wie Aussehen, Freundin oder nicht, Sympathie usw. nicht allzu sehr in den Vordergrund geraten. Wichtiger ist es, Gemeinsamkeiten zu erkennen oder eben zu entwickeln und damit einander stark zu machen und zusammen zu halten, loyal zu blieben. Das lernt Hänschen meist früh und muss Lieschen in Zukunft schon frühzeitiger üben, sonst gelingt es nimmermehr. Oder nur doppeltschwer. Insgesamt definieren sich viele Frauen immer noch, leider auch in vielen sogenannten Frauennetzwerken zu sehr in der Reflexion zu Männern und entwickeln zu wenig eigene Ziele und Vorgehnsweisen mit gesellschaftlichen Echo und eigenständiger Forderungen.

„Geld allein macht nicht glücklich“? Wie wichtig ist Wertschätzung für Sie im Berufsleben?

Wertschätzung ist ein sehr hohes Gut. Vielleicht weil es so rar ist? Geld ist auch ein Teil der Wertschätzung. Es gibt aber Menschen, die Anerkennung, Lob und Wertschätzung über das Geld stellen. Ich gehöre dazu, denn Geld alleine macht ganz sicher nicht glücklich, ggf. etwas unabhängiger. Würde ich nur nach dem Geld schauen, würde ich ganz sicher heute nur Manager beraten und nicht stattdessen viel viel Zeit unterbezahlt in der Förderung des Mediennachwuchses verbringen.

Spielt „social media“ in Ihrem Leben eine Rolle?

Social Media und die damit verbundene Digitalisierung ist einer der Mittelpunkte meiner beruflichen Tätigkeit. Die Bewertung, was wann zu welchem Zeitpunkt richtig ist , das ist wichtig zu erkennen.

Was muss in Hamburg anders/geändert sein/werden?

Hamburg muss sich  weltweit noch optimaler positionieren , um von den entscheidenden Chancen viel früher als bisher zu erfahren und bevorzugt bei relevanten Themen vorweg zu gehen .

Neue Statistiken stimmen etwas positiver, aber Städte wie München oder Berlin präsentieren sich vielschichtiger, freundlicher und erfolgreicher als es uns in den USA und anderen Kontinenten bisher gelang. Völlig zu Unrecht, denn Hamburg hat weit mehr zu bieten als Hafen und Handel. Wie sagte vor kurzem eine Bostoner Zeitung über Hamburg, Hamburg hat alles, was sie sich von Berlin erhoffen, nur mit dem Unterschied, sie können es auch finanzieren und leisten. Da ist viel Wahres dran.

Was ist IHR Wunschprojekt für 2015?

Mein Wunschprojekt ist noch nicht erkoren. Ich freue mich auf viele neue Herausforderungen. Vielleicht entdeckt jemand in mir sein Wunschprojekt 😉

Elbe oder Alster?

Beides. Wasser ist toll.

Ulrike Krämer

im September 2015

Vielen Dank für Ihre Zeit! Weitere interessante Hamburgerinnen finden Sie in der Rubrik Hamburgs GANZE Frauen!

Weitere Informationen über das IN.D gibt es hier: www.ingd.de