Hamburger Rotkreuzschwesterschülerinnen bringen Demenz auf die Bühne

Rotkreuzschwestern im Theater-DemenzSchauspielerkoryphäe Tom Lanzki, die zukünftigen Rotkreuzschwestern Jolyn Schappe (18), Jaqueline Wischmann (20), Burcu Hellac (21), Sandra Desai (24), Carolin Stürmer (18) und Anna Kluge (21) sowie Marion Harnisch, Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Hamburg. Foto: C. Yaman

von Cetin Yaman
Die zukünftigen Rotkreuzschwestern der DRK-Schwesternschaft Hamburg e.V. kamen neulich erstmals in einem Forumtheater zum Thema Demenz zusammen. Inszeniert wurde diese interaktive Theaterform von Tom Lanzki, Schauspieler und Künstlerischer Leiter der Altonale. Die Öffentlichkeit wird das Forumtheater voraussichtlich auf der Altonale zu sehen bekommen. Knapp 100 Schülerinnen der Schwesternschaft erlernten dabei in einem einmaligen Pilotprojekt den Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen in einem interaktiven Forumtheater.

Die Teilnehmerinnen hatten nicht nur sichtlich viel Spaß an der Aktion, auch der Lerneffekt war groß: „Ich hatte vorher noch nie Theater gespielt und war sehr neugierig – ich fand es faszinierend, wie viel ich über das Thema Demenz gelernt habe, ohne auch nur ein einziges Lehrbuch in die Hand zu nehmen“, so das Fazit der zukünftigen Rotkreuzschwester Melanie Bethke (21). Ihre Kollegin Burcu Hellac (21) fand ihren Alltag darin wieder: „Die Schauspieler haben das erschreckend gut dargestellt – genau so ist es, mit dementen Menschen zu arbeiten. Jeden Tag wieder eine große Herausforderung“.

Rotkreuzschwestern im Theater-Demenz

In der zweiten Runde des Forumtheaters darf ins Geschehen eingegriffen werden: Moderator Ralph Eckstein ging dazu mit dem Mikrofon ins Publikum zu den zukünftigen Rotkreuzschwestern. Auf der Bühne agierten als Schwester Cordula die Schauspielerin Tina Säck und als demenzkranker Patient Herr Jacob der Schauspieler Jürgen Lindemann Foto: C. Yaman.

Diesen im Bereich der Krankenpflege gänzlich neuen Lernansatz des Forumtheaters präsentierte die Schwesternschaft vom Deutschen Roten Kreuz in Kooperation mit Theater-Koryphäe Tom Lanzki beim Schülerbegegnungstag zum Thema Demenz in der Kulturstätte HausDrei in Altona. Lanzki sieht in dem spielerischen Umgang mit der Krankheit eine hervorragende Möglichkeit, eine sensible Thematik wie Demenz zu transportieren. „Deswegen war es auch für mich eine Selbstverständlichkeit, mitzuwirken“.

Bei einem sogenannten ‚Forumtheater’ handelt es sich nicht um ein normales Theaterstück: Bei dieser interaktiven Aufführungsform spielen hauptberufliche Schauspieler, in diesem Fall die renommierten Hamburger Akteure Tina Säck (als Nachtschwester Cordula) und Jürgen Lindemann (als demenzkranker Patient namens Herr Jacob) die Szenen nach Drehbuch vor – inklusive einem für den Patienten ungünstigen Ende. Im Anschluss startet dieselbe Szene von Neuem – aber ein Moderator animiert die Zuschauer, in diesem Fall die Auszubildenden der Schwesternschaft vom Deutschen Roten Kreuz, in das Stück einzugreifen und so einen optimalen Ausgang zu ermöglichen. Diese Methode wird in über 70 Ländern weltweit in der Unternehmensberatung, in der Bildungsarbeit und im gesellschaftlichen öffentlichen Dialog eingesetzt. So erlernten die Teilnehmerinnen  auf eine mitreißende und realitätsnahe Art und Weise den Umgang mit an Demenz erkrankten Patienten.

Rotkreuzschwestern im Theater-Demenz

Schauspieler Tom Lanzki und Marion Harnisch, Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Hamburg. Foto: C. Yaman.

Mittlerweile ist die Erkrankung einer der wichtigsten Bestandteile der Ausbildung: Die Patientenzahlen im Bereich Demenz explodieren – bereits jetzt leben in Deutschland 1,3 Millionen mit Demenz, bis 2050 wird sich diese Zahl verdoppeln, so die Prognose. Die rund 100 teilnehmenden Rotkreuzschwestern in Ausbildung befinden sich im zweiten Lehrjahr der Krankenpflegeausbildung in unterschiedlichen Kliniken. „Ich möchte diesen jungen Menschen die Möglichkeit geben, sich auf anschauliche Art einem Thema zu nähern, bei dem sie im Beruf empathisch und professionell agieren müssen. Der Pflegebedarf von Patienten mit Demenz nimmt drastisch zu – gerade Berufsanfänger brauchen hier Reflexionsmöglichkeiten“, so Marion Harnisch, Vorsitzende der DRK-Schwesternschaft Hamburg. „Ich freue mich, dass unsere Premiere so gut angenommen wurde und wir werden das Theaterstück gemeinsam mit den SchülerInnen weiter ausbauen, um es eines Tages auf der Altonale aufzuführen“.

Ergänzend zu der Aufführung gab es auch einen Trommelkurs unter der Leitung von Michael Reffi.