UDO. Die Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Udo Lindenberg auf dem Hoteldach des Atlantic Hotels mit WeltkugelUdo Lindenberg auf dem Dach des Atlantic Hotel Foto: TineAcke

Die Legende, das Phänomen und das Gesamtkunstwerk Udo Lindenberg.

Kaum jemand hat so die deutschsprachige Rockmusik geprägt wie der Wahlhamburger Udo Lindenberg. Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg würdigt mit einer Ausstellung das vielfältige künstlerische Schaffen des „Panikrockers“. Die Ausstellung zeigt überraschende Einblicke in ein außergewöhnliches Künstlerleben und lässt ein Stück deutsch-deutscher Vergangenheit und Pop-Rock Historie Revue passieren. Mit seinem vierzigjährigen künstlerischen Schaffen ist Udo Lindenberg zu einem Gesamtkunstwerk aus Rock ’n‘ Roll, Poesie, Coolness, Malerei und Zeitgeschichte gereift.Udo Lindenbergs Leben weist faszinierende und dramatische Widersprüche auf, sein Werk vereint kongeniale verschiedene künstlerische Ausdrucksformen. Die Ausstellung beleuchtet den Musiker, Texter, Komponisten, Maler, Menschen, Zeitgenossen und Wahlhamburger Udo Lindenberg und folgt seinen Spuren in die Zukunft. Über 400 Exponate zeigen den Künstler: Songs und Interviewausschnitten, Texte, Fotografien, Gemälde und Likörellen sowie umfangreichen Sammlungsgegenständen und machen das Unfassbaren fassbar und rückt ihn zum Teil in ein neues Licht.

Nur wenige Künstler konnten in ihrer Karriere generationsübergreifend beide Teile Deutschlands erreichen und unvergessen ist sein Song „Sonderzug nach Pankow“. Udo Lindenberg, in ihm konzentriert sich in einmaliger Form deutsche Kultur und Zeitgeschichte von den späten sechziger Jahren bis heute.

Über Udo Lindenberg

Udo Lindenberg wurde 1946 in Gronau, Westfalen, geboren, begann schon früh mit seiner musikalischen Karriere und galt als Wunderkind am Schlagzeug. Ende 1968 zog es Udo Lindenberg erstmals nach Hamburg, das er mit Rock ‘n‘Roll, Erinnerungen an die Beatles, ’64 Indra Club, und Ray Charles verband. Angetan von Erscheinungen wie „Straßenflamingos“ und „Paradiesvögeln“ auf dem Kiez, startete Udo Lindenberg an der Elbe seine Karriere. In Hamburg gründete er seine eigene Band, das Panikorchester, und spielte im unvergessenen Hamburger Jazz-Club dem „Onkel Pöv“ von Peter Marxen und Bernd Cordua. Vor dem Café Keese auf der Reeperbahn erinnert heute ein Stern mit Udo Lindenbergs Namen an diese bewegte Zeit. Auch wenn es ihn häufig an andere Orte zog, kehrte er aus allen Ecken der Welt immer nach Hamburg zurück.

Sein großes Verdienst ist es, das er als Sänger seiner selbstverfassten Texte, die deutsche Sprache in der Musik jenseits der damals dominierenden seichten Welt des Schlagers wieder etablierte und damit zum Sprachrohr einer ganzen Generation wurde. Lieder und Texte der zwanziger Jahre von großen Künstlern wie Friedrich Hollaender, Kurt Weill, Hanns Eisler, Erich Kästner und Kurt Tucholsky und waren für sein musikalisches Werk wegweisend. Er veröffentlichte er bislang weit über vierzig Alben, die meisten mit seinem berühmten Panikorchester, stieg immer wieder weit „runter in die Katakomben“ und tauchte 2008 mit seinem Album „Stark wie zwei“ wieder auf, das aus dem Stand auf Platz 1 der Charts kam und mittlerweile Doppelplatinstatus hat. „Sein Ding“ hat Udo Lindenberg immer gemacht, der kleine Junge aus Gronau mit der großen Idee. Er trommelte sich durch GI-Kneipen in Libyen und saß später bei Klaus Doldingers Fusion-Band „Passport“ am Schlagzeug.

Neben der musikalischen Leistung und ganz privaten Einblicken in das Leben des Künstlers thematisiert „UDO. Die Ausstellung“ auch das politische Engagement Udo Lindenbergs. Mit Songs wie „Sonderzug nach Pankow“, „Mädchen aus Ostberlin“ und „Wozu sind Kriege da?“ setzte er sich für die Überwindung der deutschen Teilung und das Ende des Kalten Krieges ein. Er förderte mit Konzertauftritten in der ehemaligen DDR und in Moskau auf seine Art den Dialog zwischen Ost und West. Seinem „Sonderzug nach Pankow“ attestierte sogar Egon Bahr die richtige „Mischung aus Provokation, Entspannung und menschlicher Anständigkeit“. Auch nach der deutschen Wiedervereinigung setzte er sich für eine facettenreiche Gesellschaft ein, kämpfte für Umwelt, Freiheit und Frieden und nahm gegen rechtsradikale „Pimmelköppe“ kein Blatt vor den Mund. So hat Udo Lindenberg immer sein Gesicht gezeigt und gewahrt, obwohl es meist hinter Hutkrempe und Sonnenbrille verborgen ist.

Im Rundgang durch die Ausstellung entsteht ein Panorama, das die vielen Facetten des Werkes von Udo Lindenberg beleuchtet und mit seiner Lebensgeschichte verknüpft. Die Ausstellung gliedert sich in vierzehn Kapitel, die jeweils den Titel eines Udo-Songs tragen. Ihnen werden Exponate zugeteilt, bei denen es sich um bedeutende und vielschichtige Stücke handelt, die im Bezug zum Wirken und Leben des Künstlers stehen und gleichzeitig ein Stück deutsche Nachkriegsgeschichte dokumentieren. Der Rundgang wird mit Ausschnitten des eigens für die Ausstellung geführten Interviews von Bernd Kauffmann und Manfred Besser mit Udo Lindenberg ergänzt. Die Ausstellung kann zudem mit zwei Sonderbereichen aufwarten, dem „Fanbereich“ und der „Suite“.

Der Fanraum zeigt einen erheblichen Teil der Sammlung der Familie Seidler aus Penig in Sachsen. Die Familie sammelt seit den achtziger Jahren Druckzeugnisse, Tonträger, Zeichnungen, Gemälde und Devotionalien rund um das künstlerische und persönliche Leben Udo Lindenbergs. Die Schau der Sammlung bezeugt eindrucksvoll, welche bedeutende Rolle der Künstler für das Leben seiner Fans spielt. Die Suite versammelt Mobiliar und persönliche Gegenstände Udo Lindenbergs aus seinem Appartement im Hamburger Hotel Atlantic, das er vor gut 15 Jahren als Wohnsitz auserkoren hat. Dort hat er seit 1996 auch sein festes Atelier, im so genannten Spitzwegstübchen eigens vom Hotel für Künstler eingerichtet, welches vor ihm schon Max Liebermann und Oskar Kokoschka genutzt haben, dem Spitzwegstübchen. Für Udo Lindenberg ist das Leben im Hotel eine Quelle der Inspiration und Imagination. Der Nachbau der Hotelsuite in der Ausstellung vermittelt eine Vorstellung vom Alltagsleben des Künstlers.

Die Ausstellung besteht aus den folgenden vierzehn Kapiteln:

  • „Tatort Lindenberg“ – Am Anfang war das Schlagzeug
  • „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ – Deutsche Sprache
  •  „Meer der Träume“ – Karriere
  •  „Alles klar auf der Andrea Doria“ – Das Panikorchester
  •  „Honky Tonky Show“ – Bühnenshow
  •  „Mädchen aus Ostberlin / Sonderzug nach Pankow“ – Die DDR
  •  „Wozu sind Kriege da? Sie brauchen keinen Führer“ – Politik in der BRD
  • „Hermine / Gustav“ – Die Eltern
  •  „Stark wie zwei“ – Der Bruder
  • „Ich schwöre“ – Freunde und Weggefährten
  • „Gott, wenn es Dich gibt“ – Spiritualität und Religion
  • „Unterm Säufermond“ – Alkohol und Malerei
  • „Wo ich meinen Hut hinhäng’“ – Leben im Hotel
  • „Du knallst in mein Leben“ – Der Fanraum

Museum für Kunst und Gewerbe
Steintorplatz 1
20099 Hamburg
Telefon: 040/42 81 34-880
www.mkg-hamburg.de
Öffnungszeiten:
21. Dezember 2011 bis 11. März 2012
Dienstag bis Sonntag 11.00 – 18.00 Uhr,
Donnerstag 11.00 – 21.00 Uhr

Eintrittspreise:
8,00 Euro/5,00 Euro
Donnerstag ab 17.00 Uhr 5,00 Euro
bis unter 18 Jahre frei