Das sind die bekanntesten Pokerspieler aus dem Norden Deutschlands

Texas Hold’em PokerTexas Hold’em Poker im Casino Schenefeld Foto: ganz-hamburg.de

Aus Deutschland kommen einige der gefürchtetsten Poker Profis.

Bei Turnieren fahren regelmäßig deutsche Spieler den Turniersieg ein. Beim WSOP Main Event – der jährlich stattfindenden „Poker Weltmeisterschaft“ in Las Vegas – holte Deutschland mit Pius Heinz, Hossein Ensan und zuletzt Koray Aldemir bereits dreimal Gold. Aus Norddeutschland kommen jedoch alle drei nicht. Ensan, der im nordrhein-westfälischen Greven wohnt, ist den Norddeutschen noch am nächsten. Gleichwohl haben Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern sehr wohl Poker Talente hervorgebracht.

In den letzten Jahren, vor allem nach der Novellierung des Glücksspielstaatsvertrags 2021, ist es jedoch um Poker Profis aus Deutschland stiller geworden. Der Grund: Die meisten erfolgreichen Profis haben ihren Wohnort ins Ausland – zum Beispiel Österreich – verlagert. Die steuerliche Gesetzgebung und die Fesseln, die Online Poker angelegt worden sind, machen es schwer, in Deutschland Poker zu spielen.

Beim Poker ist die Strategie entscheidend
Pokern – Strategie und Geschick sind entscheidend Foto: Norbert Schmidt

Poker spielen in Hamburg und Umgebung

Poker wird auch in Hamburg und Umgebung oft und gerne gespielt. Doch dabei stellen sich zahlreiche Fragen, schließlich war die Gesetzgebung zu Poker in Deutschland viele Jahre lang heftig in Diskussion. Wann sollte man zum Bluff ansetzen?

Wie mit einem Flush Poker Profis um Ihr Geld erleichtern? Und wo darf man in Deutschland Poker spielen? Die ersten beiden Fragen würden den Rahmen dieses Artikels sprengen, die letzte ist leicht zu beantworten: In Spielbanken, die über eine behördliche Erlaubnis verfügen. Öffentlich sind Glücksspiele – und Poker wird als Glücksspiel betrachtet – nach § 284 StGB verboten. Auch die Teilnahme an Glücksspielen wird gemäß § 285 StGB mit Freiheitsstrafen bis sechs Monaten geahndet.

Ausgenommen von dieser Regelung sind Poker Turniere mit Sachpreisen. Diese Turniere dürfen auch ein Buy-in verlangen, das aber nicht zu hoch angesetzt sein darf. Homegames mit Freunden sind ebenfalls erlaubt. Vorausgesetzt, das Homegame ist eine spontane Idee und keine regelmäßig stattfindende Veranstaltung.

Casino Schenefeld Foto: ganz-hamburg.de
Im Casino Schenefeld wird regelmäßig gepokert Foto: Norbert Schmidt

In Hamburg gibt es vier Spielbanken, darunter jenes in der Innenstadt, die theoretisch Poker anbieten dürften. Tatsächlich ist Poker derzeit (Stand: 13. Mai 2022) nur im Casino Esplanade spielbar. An bis zu vier Tischen wird Live Poker mit Blinds von 5 € / 5 € und 5 € / 10 € offeriert. Mittwochs wird ein zusätzlicher Tisch mit Pot-Limit Omaha aufgemacht. Im Casino Schenefeld, einen Katzensprung von der Stadtgrenze entfernt, werden regelmäßig Pokerabende und -turniere gespielt.

Die erfolgreichsten Poker-Profis aus Norddeutschland:

Im Laufe der Jahre hat Norddeutschland dutzende Pokerspieler hervorgebracht. Einige von ihnen haben bei internationalen Turnieren und Cashgames Millionen eingespielt. Die folgende Liste ist keineswegs vollständig, und die Höhe der Preisgelder war nicht immer ausschlaggebend für einen Platz auf der Liste.

1. Dominik Nitsche

Dominik Nitsche wurde 2019 – neben dem Saarländer Fedor Holz – als einer der 50 besten Spieler aller Zeiten benannt. Bei Live-Turnieren gewann Nitsche mehr als 19,3 Millionen US-Dollar. Bei der World Series of Poker konnte er vier Bracelets erringen. Das höchste Preisgeld konnte er 2017 beim High Roller for One Drop im King’s Casino in Rozvadov einheimsen: fast 3,5 Millionen Euro. Nitsche wurde in Minden geboren, was zwar streng genommen in Nordrhein-Westfalen liegt, aber an Niedersachsen angrenzt und gutmütig noch zu Norddeutschland gezählt werden kann. Heute ist er in Edinburgh wohnhaft.

2. Tobias Reinkemeier

Für ein Bracelet bei der World Series of Poker hat es zwar nicht gereicht, aber bei Turnieren gelang es auch Tobias Reinkemeier, mehr als 11,1 Millionen US-Dollar mit nach Hause zu nehmen. Vor allem in den Jahren 2012, 2013 und 2014 dominierte Reinkemeier die Live-Szene und konnte Jahr für Jahr mehr als 2 Millionen US-Dollar mitnehmen. Reinkemeier wurde im niedersächsischen Cuxhaven geboren, lebt heute allerdings in London. Wie viele Poker-Profis der 2000er und 2010er Jahre hat Reinkemeier Großbritannien zur Wahlheimat gemacht.

3. Niklas Heinecker

Sven Niklas Heinecker kommt gebürtig aus Hamburg und hat sich unter dem Alias „ragen70“ einen Namen als pfiffiger Cashgame-Spieler gemacht. Bei Live-Turnieren ließ sich Heinecker seltener blicken. Trotzdem konnte das Poker-Ass auch live beinahe 4,8 Millionen US-Dollar eintüten. Fast den ganzen Betrag – 4,46 Millionen US-Dollar – entfielen auf den Sieg bei der GugangDong Asia Millions im Juni 2013. An einem stark besetzten Final Table setzte sich Heinecker unter anderem gegen Isaac Haxton und Igor Kurganow zur Wehr.

4. Ismael Bojang

Ebenfalls in Hamburg zur Welt gekommen ist Ismael Colin Bojang, der bei Live-Turnieren fast 3,6 Millionen US-Dollar anhäufen konnte. Bei der World Series of Poker 2019 konnte Bojang, der bis zu diesem Zeitpunkt noch ohne Bracelet dastand, in der Disziplin Pot-Limit Omaha endlich den wichtigsten Erfolg seiner Karriere feiern. Bei einem 1.500 $ Event ließ er 1.215 andere Spieler hinter sich. Bojang war außerdem Torwart und Teil der gambischen U17-Nationalmannschaft. Heute lebt der Hamburger in Wien.

5. Sebastian Ruthenberg

Sebastian Ruthenberg wurde in Hamburg geboren – und lebt heute noch dort. Seinem Spitznamen „Luckbox“ macht Ruthenberg alle Ehre. Bei Live-Turnieren kamen Preisgelder in Höhe von 3,48 Millionen US-Dollar zusammen. Während der WSOP 2008 konnte er in der Variante Seven Card Stud Hi/Lo 300.000 US-Dollar und ein Bracelet gewinnen. Bei der EPT Barcelona reichte es ebenfalls für den Sieg und 1,3 Millionen Euro Preisgeld. In den frühen 2000er Jahren versuchte sich Ruthenberg als E-Sportler. Bei der ESL Pro Series III erspielte sich Ruthenberg bei FIFA den vierten Platz.

6. Jan-Peter Jachtmann

Jan-Peter Jachtmann trägt den Spitznamen „Hamburger Jung“ vollkommen zu Recht. In Hamburg erblickte er das Licht der Welt, und noch heute wohnt er dort. Bis 2015 gab er sogar eine eigene Zeitschrift heraus: das PokerBlatt. An den Poker Tischen hat Jachtmann insgesamt 1,84 Millionen US-Dollar erspielt. Bei der WSOP 2012 konnte sich Jachtmann in der Disziplin Pot-Limit Omaha ein Bracelet und 661.000 US-Dollar erspielen. An dem Bracelet hatte Jachtmann nicht lange Freude: Zwei Jahre später wurde es ihm in der Weihnachtszeit zu Hause gestohlen. Bei German High Roller – einer Poker-Show bei Sport1 – war Jachtmann ein gerne gesehener Gast. Seit 2016 tritt Jachtmann als Markenbotschafter für den Online-Pokerraum partypoker auf.

7. Max Kruse

Max Kruse ist ein bekannter Fußballspieler, der im Sommer oder bei verletzungsbedingten Pausen mindestens genauso gerne Poker spielt. Bis dato hat es lediglich für 138.000 US-Dollar bei Live-Turnieren gereicht. Dennoch konnte er bereits beeindruckende Erfolge feiern. Zum Beispiel spielte sich Kruse bei der WSOP 2014 in der Variante No-Limit 2-7 Draw Lowball bis auf Platz drei, nachdem ihm George Danzer tags zuvor die Regeln erklärt hatte. Auch in der Pokershow von Stefan Raab setzte sich Kruse 2015 gegen Stefan Raab, Stefanie Heinzmann und andere Gäste durch. Der Sieg brachte ihm 50.000 Euro ein, die er im Anschluss gespendet hat.

8. Thomas Boekhoff

Thomas Boekhoff ist in erster Linie Online-Poker-Spielern ein Begriff. Als „Boku87“ gelang es dem Niedersachsen mehrmals, kleine Geldbeträge in kurzer Zeit zu vervielfachen. Nachdem er in 15 Tagen 100 $ in 10.000 $ verwandelt hatte, nahm ihn ein Pokerraum zeitweise sogar unter Vertrag. Mit einer zweiten Challenge trieb es Boekhoff auf die Spitze: Diesmal münzte er 5 $ in 100.000 $ um. „Boku87“ begann mit Fixed-Limit Hold’em und 0,10 $ Sit-and-Go-Turnieren. Nach nur einem Jahr hatte er sein Ziel erreicht.

Deutschland als Wohnort für Berufsspieler unattraktiv

Ein Paradoxon: deutsche Pokerspieler wohnen meist nicht in Deutschland. Dies hat verschiedene Gründe. Am schwersten wiegt die steuerliche Gesetzgebung. Glücksspielgewinne sind meistens steuerfrei, aber Poker wird nicht immer als Glücksspiel angesehen. Die Definition ist schwammig, aber bei Poker Profis wird von einem Geschicklichkeitsspiel ausgegangen – und der Pokerspieler wird so steuerpflichtig. Aber um Ruhe vor dem Deutschen Finanzamt zu haben, muss der Spieler definitiv auch im Ausland leben. Wer weiterhin Mietverträge, zugelassene Autos, Mobilfunk-, Versicherungsverträge, Bankkonten etc. hat oder durch Social Media Postings zeigt, dass er in Deuschland lebt, der, liefert dem Finanzamt Indizien, dass er seinen Lebensmittelpunkt (Hauptwohnsitz) in Deutschland hat. Damit ist er weiter steuerpflichtig. Finanzämter prüfen das sehr gründlich. Schon etliche Promis sind darüber gestolpert und musste hohe Summen nachträglich zahlen.

Online-Spieler ärgern sich seit 2021 über den Glücksspielstaatsvertrag, der ein Einzahlungslimit von 1.000 € monatlich festsetzt und eine weitere Besteuerung vorsieht, diesmal der Poker Einsätze. Die Neuregelung hat bereits dazu geführt, dass mehrere Online-Seiten dem deutschen Poker-Markt den Rücken gekehrt haben.

Hamburg schickt die meisten Poker-Profis ins Rennen

Es ist kein Zufall, dass gleich vier der acht vorgestellten Pokerspieler aus Hamburg kommen. Aus Hamburg kommen einige der besten Poker-Profis, die Norddeutschland zusammentrommeln kann. Anscheinend gelingt es den Hamburgern besser als anderen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Vor allem am Poker Tisch ist dies ein unschätzbares Talent.

Hinweis
Dieser Artikel ist keine Aufforderung Glücksspiele oder Online-Glücksspiele zu spielen oder Sportwetten abzuschließen. Das muss jeder Spieler und Wetter für sich persönlich eigenverantwortlich entscheiden. Das Glücksspiel ist in Deutschland in Spielbanken, -Casinos, Spielhallen und Automaten erlaubt und wird streng staatlich überwacht. Sportwetten sind nur bei ausgewählten Buchmachern erlaubt.
Allerdings, jeder Online Spieler oder Wetter sollte wissen, dass in Deutschland Online Glücksspiele nur Casinos, die in Deutschland lizensiert sind erlaubt sind. Buchmacher benötigen eine Deutsche Zulassung. Ein Verstoß dagegen kann im Rahmen der Gesetze Folgen haben und ist keine Ordnungswidrigkeit, wie etwa Falschparken. Hier erfahren Sie die Hintergründe.
Grundsätzlich gilt: Glücksspiel kann süchtig machen. Spielen Sie verantwortungsbewusst.
Rat und Hilfe: Tel. 0800 1 372700 (kostenlos, anonym) – www.spielen-mit-verantwortung.de