Denn der Zahnarzt der hat Zähne… oder der laufende Wahnsinn in Hamburg Kapitel 4

KrodkodilVorsicht in der Liebe, denn der Zahnarzt der hat Zähne... Photo by jean wimmerlin on Unsplash

Wenn frau sich verliebt in ein „Operettentenor“ der fiese Zahnarzt und die heilige Kerstin von der Fleischtheke…

von Manuela Treudorf-Mies
Hallo alle zusamm, ich bins, eure Manuela. Hab da grad ein Fall von Intensivberatung von wegen zeitweilige geistige Umnachtung anne Backe: Mein liebe Kollegin Kerstin von der Fleischtheke hat sich verliebt! War bei ihre Wahl leider nich ganz glücklich, schleicht rum wie‘n Häufchen Elend… Ich frach: „Wer issn der Mistkerl?“ Sachtse: „Mein Zahnarzt!“ Ich frach: „Wieso um alles inne Welt tust du dich denn in dein Zahnarzt verliebn? Der is da, um in deine Zähne zu bohrn, nix weiter! Außerdem bistu seine Patientin, da darf er mit dir privat sowieso nix anfangen!“

Doch, meintse, die Behandlung wär ja nu abgeschlossn. Und er hätt ihr immer wieder ma zugeflüstert, wenn die zu Ende wär, denn tät er sich bei ihr meldn… Das hätter denn ja auch getan, sie an ein Abend schick in Restaurant eingeladen, hinterher nach Hause gebracht, da ma kurz flachgelegt und seitdem nix mehr von sich hörn lassn…

Wo se mir denn unter den Siegl der Verschwiegenheit sein Name nennen tut, muss ich lachn: Den Typen kenn ich! War selbst ma bei den in Behandlung, wenn auch nur ein einziges Mal, wo ich Zahnschmerzn hatte und meine Zahnärztin in Urlaub war.

Ich sach: „Kerstin – ausgerechnet der? Kann doch wohl nich wahr sein! Das is ein von die Sorte, was meine Oma früher ‘n notorischen Schürzenjäger nannte: Tut jede Frau schöne Augen machn, nennt jede „Schatzi“, oder „Liebes“, und alle Weiber finden ihn ganz toll! So ein von die Sorte is das, kenn mich da aus… Tu ihr denn ma erzähln, wie das damals bei mein Besuch ablief: Ich da angerufen von wegen akute Schmerzen, hieß denn, kommse ma vorbei, aber bringse viel Zeit mit.

Ein Tatort wird aufgeklärt

Also ich dahin, Praxis brechend voll, ich mich hingesetzt und ersma beobachtet… Taucht der Herr Doktor auf in sein weißn Kittel mit die Goldknöppe: groß, nich schlank, eher stattlich, nich schön, aber ansehnlich. Strahlt reihum alle Fraun an, und alle strahln zurück – egal, ob Helferin, Assistentin oder Patientin… Als ich denn schließlich dran komm und in ein vonne Behandlungszimmer bin, begrüßt er mich – mit Handkuss! Blickt mir tief inne Augen und fracht: „Was kann ich für Sie tun, schöne Frau?“ Ich sach ihn, wos weh tut, er untersucht den Zahn und sacht: „Der hat ein haarfeinen Längsriss, der ganz durchgeht, den mussich leider ziehn!“ Gesacht, getan – alles läuft soweit glatt, an sein Tun als Arzt gibs nix zu beanstanden… An Schluss frachter mich denn, ob ich mich auch für die Weiterbehandlung vertrauensvoll in seine Hände begeben möchte? Nein danke, sachich, ab nächste Woche wär meine Zahnärztin aussn Urlaub zurück, so lange könnt das warten. Wie schade, meinter, er hätte sich sehr gefreut, mich bald wiederzusehn! „So ein Süßholzraspler“, denkich bein rausgehn. „Der redet so mit jede Frau zwischen 17 und 77, und alle tun ihn anhimmeln!“

Und zu guter letzt nu auch noch mein liebe Kerstin! Ich sach: „Mädel, vergiss den ma, das issn Hallodri! Der macht jede an, tut se, wenns geht, ma flachlegn, und denn isser wech.“ Frach se, ob se die Operette „Land des Lächelns“ kenn tut? Nee, sacht se, nie gehört. Ich erzähl ihr denn ma vonne berühmteste Arie darin, die mein Oma gern ma vor sich hin gesummt hat: „Dein ist mein ganzes Herz!“ Ich sach: „Und son Mann wie unser Doktor, das is genau der Typ Operettentenor: Steht jeden Abend aufe Bühne und singt ‚Dein ist mein ganzes Herz‘, wobei völlich egal is, wer als Frau grad vor ihn steht. Wird jede mit immer dieselbe Arie, denselben Text und denselben Kniefall so lange angeschmachtet, bisse endlich weichgekocht is… Und danach kommt denn die nächste!“

Es lebe das Web!

Aber was mein liebe Kerstin is, die will das einfach noch nich wahrhabn! Bissich denn ma inne Mittagspause mit ihr hochgeh in das Schweinchen sein Büro, wo dem sein Computer steht. Der is nämlich aufn Filialleiter-Meeting, insofern is freie Bahn… In Internet gebich denn ma den Name von den Herrn Doktor ein, und es erscheint seine supertoll aufgemachte Homepage mit ganz viele Fotos von seine Praxis und ihn als Strahlemann… Mit ein Link kommt man denn zu alles, was er an Behandlungen so anbietet, und mit ein weiteren Link auch zu sein Lebenslauf und Werdegang: Und da steht es, schwarz auf weiß: Er war bis jetzt dreimal verheiratet und hat insgesamt fünf Kinder!

Ich sach: „Kerstin, wach auf! Was glaubstu wohl, wieso der nachnander drei Ehen anne Wand gefahrn hat? Der hat alle seine Fraun nach Strich und Faden beschi…. und betrogen! Bistu nu endlich kuriert?“ Wird wohl trotzdem noch ne Weile dauern, bis die Kerstin über den Ar… ganz hinwech is. Aber ‘n Anfang vons Ende vom Lied ham wir wenichstens schon ma eingeläutet!