Aldi und Lidl bauen Wohnungen ⇒ Fast 80 Standorte mit 2.200 Einheiten

Bauschilde für einen ALDI Markt in Hamburg Eppendorf plus 16 WohnheitenALDI baut einen neuen Markt in der Osterfeldstraße in Hamburg Eppendorf und baut im Rahmen des Projektes 16 Wohnungen © ganz-hamburg.de

Nicht nur neue Wohnquartiere werden in Hamburg gebaut. Über Supermärkten und Discountern bauen die Handelsgruppen jetzt auch Wohnungen.

Der Hamburger Wohnungsmarkt ist seit Jahren angespannt. Zwischen 2011 und 2019 sind die Mieten in Hamburg um gut 26 % gestiegen. Wohnen in der Stadt wird damit für viele zum Luxus. Im Gegensatz zu anderen Städten ist der Anstieg jedoch weniger stark ausgefallen. Zum Vergleich: In Berlin stiegen die Mieten im selben Zeitraum um 73 %. Auch in München, Frankfurt oder Köln wird es für die Menschen immer schwieriger bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Lediglich in kleineren Großstädten wie Kassel, Braunschweig oder Bremen sowie in ostdeutschen Städten fielen die Mietsteigerungen in den vergangenen Jahren eher moderat aus. Wer beispielsweise eine Wohnung in Kassel sucht, muss im Durchschnitt lediglich 6,48 Euro Kaltmiete je Quadratmeter zahlen. Es handelt sich damit um günstige Immobilien in Kassel und anderen Städten.

Neubautätigkeit hält in Hamburg schwer Schritt

Die Hauptursache für den Anstieg der Miet- und Kaufpreise in den vergangenen Jahren war der Zuzug von Personen durch EU-Bürger sowie Migranten, die Attraktivität der Märkte für ausländische und deutsche Investoren, die konsequent Mietsteigerungen bei Neuvermietungen durchsetzen sowie eine gleichzeitig geringe Neubautätigkeit. Besonders Metropolen wurden immer attraktiver als Arbeits-, Studien- und Lebensort.

Holsten Hopfenviertel Juliusturm Animation
So könnte es aussehen, eine Animation des Hopfenviertels mit dem Juliusturm von Holsten Abbildung: Projektentwickler

Hamburg hat zwar vor einigen Jahren mit einem forcierten Wohnungsbauprogramm reagiert, doch gleichzeitig stieg auch die Nachfrage überproportional. So werden Baulücken weiter geschlossen. Auf bestehenden Flächen wie dem Güterbahnhof Altona, das Gelände der Holsten-Brauerei werden.

Das geplante Glasdach im Grasbrook Park
So soll der Park mit Glasdach im Grasbrook einmal aussehen
Quelle: Herzog de Meuron und Vogt

Dazu kommen die neuen Bauabschnitte in der HafenCity oder die Planung fürdie neuen citynahen Wohnquartiere Oberbillwerder und Grasbrook.

Die Supermarktketten Aldi, Lidl und REWE haben angekündigt auf und um ihre bestehenden Märkte in den kommenden Jahren bis zu 2.200 weitere Wohnungen zu errichten.

Aldi und Lidl hatten in Hamburg oder Berlin bereits ähnliche Projekte realisiert und damit gute Erfahrungen gewonnen. Neben den Wohnungen sollen auch Büroflächen und Hotels erstellt werden. Aldi hat bereits Wohnungen in Eppendorf/Lokstedt und Lohbrügge errichtet. REWE baute Wohnungen in der Behringstraße, Neugraben und ebenfalls in Lohbrügge.

Lidl errichtet derzeit Objekte in der Rönneburger Straße in Harburg. Der größte Bauherr der drei Lebensmittelketten ist derzeit Aldi und baut derzeit an 12 Standorten in der ganzen Stadt. Insgesamt sind aktuell 23 Projekte in Vorbereitung. Darüber wurden 30 weitere Standorte identifiziert, die grundsätzlich für eine Nachverdichtung in Frage kommen würden. Im Zuge der Errichtung der Wohnungen und Gewerbeeinheiten erfolgt in der Regel ein Abriss der bestehenden Gebäude, um die Flächen besser nutzen zu können.

Über’m Supermarkt nicht der Himmel sondern Wohnungen

Bei den Lebensmittelketten Aldi und Lidl kommt ohnehin hinzu, dass die bestehenden Märkte zu einem großen Teil bereits in die Jahre gekommen sind und die vorhandenen Verkaufsflächen vielfach nicht mehr zu der aktuellen Strategie der Unternehmen passen. Das Besondere bei den neugebauten Wohnungen ist, dass ein gewisser Prozentsatz auch Sozialwohnungen sein werden, die somit auch für einkommensschwache Menschen erschwinglich sind. Darüber hinaus werden auch Kitas, Bäckereien und andere Ladengeschäfte in die neuen Objekte mit eingebunden.

Das Bauen über den Läden gestaltet sich für die Bauherren jedoch keinesfalls billig. Es müssen zum Beispiel Lärmschutzvorschriften eingehalten werden. Das ist ein Problem, denn die heutige Handelslogistik beliefert die Märkte zwar nicht rund um die Uhr. Aber, frühe Morgen-, späte Nachtstunden und Samstagsauslieferungen sind die Regel. Dazu besonders Kühl-LKWs sind ziemlich laut wenn die Aggregate laufen.

Das größte Problem beim Bau ist jedoch Wege für die Anlieferung durch LKWs zu schaffen. Auch die Bereitstellung von genügend Parkplätzen ist eine echte Herausforderung für die Architekten. Dennoch wird die Bebauung oberhalb der Läden angesichts knapper Flächen in der Stadt von fast allen Seiten als sinnvoll bezeichnet. Außerdem, die Vermietungen versprechen für die kommenden Jahre stabile und planbare Einnahmen für die Handelsunternehmen.