Hat es sich ausgekocht? Das Kochhaus hat Insolvenz angemeldet

Die Filiale Eppendorf vom Kochhaus im SommerKochhaus Eppendorf in der Eppendorfer Landstraße © ganz-hamburg.de

Der ehemalige Start up Star Kochhaus mit zwei Filialen in Hamburg ist auf Grund gelaufen.

Dem Insolvenzregister ist zu entnehmen, dass das Berliner Unternehmen Kochhaus, das sich selbst als begehbares Kochbuch bezeichnet, Insolvenz angemeldet hat. Gegenüber der Fachpresse hat Ramin Goo (Gründer und Geschäftsführer) das bestätigt. Trotz der Insolvenzanmeldung soll der Betrieb (bundesweit 190 Mitarbeiter) weiterlaufen.

Zwei Hamburger Kochhaus-Filialen

Kochhaus Hamburg hat in der Hansestadt zwei Gilialen in Eppendorf (Eppendorfer Landstraße) und Eimsbüttel (Heußweg). Die erste Hamburger Filiale in St. Georg (Lange Reihe), die Filialen in Ottensen und im Alstertal Einkaufszenturm sind schon seit einiger Zeit nicht mehr aktiv.

In der Insolvenzphase soll das Unternehmen jetzt saniert, restrukturiert und ein neuer Investor gesucht werden. Die Löhne der Mitarbeiter sind über die Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. In wieweit die Kochaus Hamburg Filialen weiter bestehen ist noch nicht absehbar.

Kochhaus Hamburg Eimsbüttel Außensicht (c) Kochhaus
Kochhaus Hamburg Eimsbüttel Außensicht (c) Kochhaus

Die Kochhaus Zielgruppe: Großstädter, gut verdienende Singles und Paare

Das Kochhaus wurde 2008 von den Gründern Ramin Goo, Max Renneberg und Dorothée Karsch aufgebaut. Die beiden letzteren haben das Unternehmen aber vor einiger Zeit verlassen. Das Konzept ist ein begehbares Kochbuch. Kunden kaufen passend zu den ausliegenden Rezepten ein. Man hat also immer die richtigen Mengen, denn alles ist abgewogen und verpackt erhältlich. Die Rezepte dafür werden selbst entwickelt und wechseln regelmäßig sowie im Saisonverlauf. Nach Ladenschluss gibt es Kochkurse in den Filialen. Im Sortiment sind außerdem Küchenequipment und eigene Kochbücher.

Ein schwieriges Geschäftsumfeld

Das Kochhaus ist ein typisches Kind der Berliner Start up Szene, die sich häufig durch nicht nachhaltige Geschäftsideen auszeichnet. Bei seinem Start vor 11 Jahren hat es einen kleinen Hype ausgelöst. Doch bekanntlich ist der Lebensmittelhandel margenschwach und durch hohen Konkurrenzdruck gekennzeichnet.

Das stationäre Kochhaus Konzept ist tendenziell personalintensiv und benötigt eher teure Mietflächen in guten Lagen. Dazu ist dem Kochhaus starke Online-Konkurrenz mit den Berliner Start ups Hello Fresh und Marley Spoon entstanden, die gerade vom Fall von Hello Fresh einen sehr hohen Marketingetat haben.

Hier können Kunden online Kochboxen (Rezept und Zutaten) bestellen und sich liefern lassen. Das machte den Wettbewerb für das überwiegend stationär aufgestellte Kochhaus noch härter, denn die Kochhaus Zielgruppe ist in weiten Teilen Online-affin. Der eigene Kochhaus-Online-Umsatzanteil soll bei 20% gelegen haben.

Marktkenner halten den Onlinemarkt für Kochboxen für besetzt und gehen teilweise davon aus, dass sich nur ein Unternehmen im Markt durchsetzen kann. Die operativen Verluste bei den Kochbox-Anbietern sind allerdings noch sehr hoch und das Wachstum wird Start up-typisch über Verluste erkauft.