Fashion: Hamburger Modemarke Tom Tailor insolvent

Empfangslobby von Tom TailorTom Tailor Zentrale in Hamburg Niendorf (c) Tom Taillor Corporate / Sabine Skiba

Tom Tailor war schon länger in der Krise. Jetzt hat der Corona-Lockdown der Modemarke den Rest gegeben.

Gehen am Garstedter Weg in Hamburg Niendorf bei der Hamburger Modemarke Tom Tailor bald die Lichter für immer aus? Schon vor der Corona-Krise liefen die Geschäfte des Modelabels schon seit einiger Zeit, obwohl das Management immer Optimismus verbreitete, nicht gut. Die Bilanz zeigte rote Zahlen.

Insbesondere durch die Beteiligung an der Damen-Modekette Bonita (Kauf 2012) wurde viel Geld verbrannt. Die massiven Umsatzrückgänge in den Shops im Zuge des Corona-Lockdowns konnte Tom Tailor wohl nicht mehr meistern.

Tom Tailor reicht Insolvenzantrag ein

Gestern am Montag hat die schon seit Jahren in der Krise steckende Modemarke mit ihren 3.400 Mitarbeiter einen Insolvenzantrag gestellt. Die angeschlagene Tochter Bonita in Hammwinkeln (Nordrhein-Westfalen) hat wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Somit ist eine Insolvenz der Tom Tailor Holding SE aufgrund der verlustreichen Verpflichtungen gegenüber der Tochter Bonita unausweichlich.

Laut eigener Presseerklärung hat sich die Modekette Staatshilfen gesichert und erhält eine 100 Millionen Euro Bürgschaft, die bis Ende September 2024 läuft, von der Bundesregierung sowie den Ländern Hamburg und Nordrhein-Westfalen.

Auch die finanzierenden Banken verlängern die Kreditlinien (Volumen 355 Mio. Euro) zu unveränderten Konditionen. Die chinesische Fosun International Holding, als Mehrheitsaktionär, wird die Laufzeit eines der Tom Tailor GmbH gewährten Darlehns (28,5 Mio. Euro) ebenfalls bis Ende 2024 verlängern.

Besonders der stationäre Modehandel ist in der Krise

Branchenkenner urteilen, dass der Casual Wear Spezialist Tom Tailor, wie auch viele andere Textilmarken, den Online-Handels-Trend verschlafen und viel zu spät oder zu zaghaft E-Commerce Aktivitäten ausgebaut haben. Dafür drücken die hohen Mieten und Kosten der stationären Stores. Von der Tochter Bonita haben die Hamburger Synergie-Effekte erwartet, die wohl aber nie eingetreten sind.

Auch bekannte Marken und Labels wie Bree Taschen, Esprit, René Lezard, Stefanel (Deuschland/Italien), Strenesse, Gerry Weber und Esprit hat es bereits im letzten Jahr erwischt.

Dazu kommt. Die Modewelt hat sich gedreht. Gerade die jungen modeaffine Zielgruppen kaufen vermehrt Fast-Fashion. Viele Modefirmen agieren zu statisch und können nicht schnell genug auf immer kurzfristiger werdende Trends und von Instagram ausgelösten Hypes reagieren. Der Abverkauf leidet, die Folge sind Preissenkungen, die die knappe Rendite weiter drücken, eine sich selbst verstärkende Krisenspirale.

Über die Tom Tailor GmbH

Insgesamt hat Tom Tailor GmbH 453 Filialen, 179 Franchise-Geschäfte, 2.581 Shop-in-Shops und 7.432 Multi-Label-Verkaufsstellen (Händler mit mehreren Marken) in 30 Ländern (Stand: 31.03.2020). Dazu kommt der eigene Online-Shop und Vertrieb über große E-Commerce-Plattformen.