100 Jahre und kein bisschen leise – das Landhaus Walter

Der Gastronom Uwe Amandus Mamminga vor dem Landhaus WalterUwe Amandus Mamminga vom Landhaus Walter im Hamburger Stadtpark (c) Angelika Fischer

Das Landhaus Walter im Stadtpark ist nicht nur eine echte Hamburgensie. Wenn es es nicht gäbe, müsste es eröffnet werden.

Mitten im Hamburger Stadtpark gelegen, kann das „Landhaus Walter“ als kulturelle und gastronomische Hamburgensie auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken. Als eines der wenigen noch erhaltenen Bauwerke des berühmten Architekten und Hamburger Baudirektors Fritz Schumacher, gehörte das „Landhaus Walter“ seinerzeit zu den insgesamt drei gastronomischen Betrieben im damals als „Volkspark“  neu konzipierten Hamburger Stadtpark. Dieser sollte mit Sportplätzen, Spielwiesen, Grünanlagen und einem für alle erschwinglichen gastronomischen Angebot als Erholungsort dienen für die oftmals in beengten Verhältnissen lebenden Familien der Hamburger Arbeiterschicht in Barmbek und Winterhude.

Baubeginn für das Landhaus war 1912, die Eröffnung konnte durch den kriegsbedingten Baustopp erst 1918 erfolgen. Schumacher nannte das Gebäude eine „ländliche Wirtschaft“, im klaren Gegensatz zum Massenbetrieb der am Stadtparksee gelegenen „Stadthalle“ und der im Stil eines Vierländer Fachwerkhauses nachgebauten „Milchwirtschaft“. Als einziger der drei Betriebe hat das nach seinem ersten Pächter benannte „Landhaus Walter“ die folgenden 100 Jahre äußerlich nahezu unbeschadet überstanden.

Herzlich willkommen in der Ruine

Nach wechselvollen Zeiten mit verschiedenen Betreibern und unterschiedlicher Nutzung, unter anderem als „Kurhaus“ oder als „Steakhaus“, hat Gastronom Uwe Amandus Mamminga den Traditionsbetrieb vor 25 Jahren übernommen.

„Entgegen dem äußeren Anschein, war das Haus im Jahr 1996 bei näherer Betrachtung quasi eine Ruine“, erinnert sich Uwe Mamminga. „Um es von Grund auf zu sanieren, wieder vorzeigbar und fit für die Zukunft zu machen, musste ich damals über zwei Millionen D-Mark hineinstecken.“

Der immense Aufwand hat sich gelohnt: Innerhalb der letzten 25 Jahre hat sich das Landhaus Walter zu einer der beliebtesten Locations für Feiern und Veranstaltungen jeglicher Art entwickelt. Besonders im Sommer blüht das Landhaus mit seinem weitläufigen Biergarten, wo – außerhalb von Corona-Zeiten – rund 2000 Gäste an Tischen und auf Bänken Platz finden, zu einer lebensfrohen grünen Oase auf.

Und auch das ursprüngliche Konzept eines für jedermann erschwinglichen gastronomischen Angebotes gilt nach über 100 Jahren bis heute weiter: Beliebtester „Renner“ im Biergarten mit Self-Service ist die Landhaus Currywurst, dicht gefolgt vom scharfen Chili Cheese Burger sowie dem trendig-grünen Veggie Burger. An den Tischen im Restaurant innen wie außen werden zumeist die beliebten „Klassiker“ serviert vom Hamburger Pannfisch über diverse Pasta-Gerichte bis hin zum Schnitzel Wiener Art.

Der Downtown Bluesclub

Doch damit nicht genug: Da Uwe Mamminga nicht nur ein „gastronomisches Urgestein“, sondern darüber hinaus passionierter Musik-Fan und Konzertveranstalter ist, wurde das Landhaus Walter mit seinem „Downtown Bluesclub“ auch zu einer kulturellen Institution. „Wo sonst in Hamburgs schwindsüchtiger Musikszene kann man noch nationale und internationale Bluesgrößen quer durch alle Stile live erleben?“  Das fragte sich die Hamburger Tagespresse im Sommer 2018 aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des Landhauses Walter, und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Der Innenbereich des Landhauses verfügt über eine Kapazität von insgesamt 500 Plätzen, davon rund 300 Stehplätze für Musikveranstaltungen. „Diese Zahlen gelten natürlich nicht zu Corona-Zeiten“, so Mamminga. „Jetzt, im Monat Juni, haben wir von der Stadt die Erlaubnis erhalten, den Biergarten für maximal 250 Personen zu öffnen – selbstverständlich mit Kontaktverfolgung und unter Einhaltung der geltenden Abstandsregeln. Unter diesen Bedingungen planen wir aktuell ein public viewing zur Fußball-Europameisterschaft, gefolgt ab Mitte Juli vom ‚Hamburger Kultursommer‘ bis Mitte August.“

Auf diese Art bleibt das „Landhaus Walter“ auch in Krisenzeiten sich und seinem Konzept treu: Es ist und bleibt ein gastliches Haus mit einem breit gefächerten Kulturprogramm für alle Alters- und Gehaltsklassen. Und, wie Uwe Mamminga abschließend betont: „Ich bin der letzte verbliebene, nicht von der Stadt geförderte Veranstalter von Kultur-Events im größeren Stil!“ 

von Angelika Fischer