Hamburg hat die rote Laterne, wenn’s ums Fahrqualität geht

Autos im Stau bei NachtAutos im Stau Foto von Aayush Srivastava von Pexels

Da freut sich bestimmt der ADFC, Hamburgs Fahrradlobby, in keiner deutschen Stadt ist die Fahrqualität so schlecht.

Wer regelmäßig freiwillig oder unfreiwillig auf den Hamburger Straßen unterwegs ist, weiß fließender Verkehr, wenig Baustellen und eine vernünftiges Parkraumangebot sind Wunschvorstellungen und Fahrqualität ist häufig ein Fremdwort.

Eines muss den Grünen und der Fahrradlobby lassen, sie haben die Lufthoheit in der öffentlichen Diskussion, an Stammtischen und den Medien erobert. Die Interessen der Bewohner von Stadtteilen, in denen sich die Hochburgen der Grünen, wie Eimsbüttel, Altona, Ottensen, Eppendorf, Winterhude, St. Georg, befinden, dominieren die Verkehrspolitik der Stadt.

Dafür werden die anderen Stadtteile in denen die Bewohner wesentlich stärker auf das Auto angewiesen sind, im Stau stehen gelassen.

Wer in Rahlstedt, Steilshoop, am Osdorfer Born, Schnelsen oder in den Walddörfern lebt, hat nach dieser Logik eben Pech gehabt. Der gehört der phösen Autofahrerfraktion an. Wer dort darf zukünftig, wenn es wohl nach dem Hamburger-ADFC geht, seinen vielleicht 20 Kilometer langen Arbeitsweg bei Hitze, Hitze, Wind, Regen oder Schneematsch tapfer radeln und dafür den großen Fahrradgott oder wahlweise Greta preisen.

Ein Bürgersteig in Hamburg mit wild abgestellten E-Scootern
E-Scooter verstopfen die Bürgersteige in Hamburg © ganz-hamburg.de

Fließender Verkehr – Nein Danke?

Fließender Verkehr ist ein Lippenbekenntnis in der Hamburg Rathauspolitik. Eine große Koalition aus SPD, Grüne und Linke freut sich klammheimlich, wenn der Autoverkehr ausbremst wird. Die Bezirke und willfährigen Verwaltung sind dabei besonders einfallsreich, wenn es darum geht den Straßenverkehr noch zäher zu machen.

Im Zweifelsfall wird der Joker Baustelle gezogen. Der wirkt immer und legt sogar den öffentlichen Nahverkehr lahm. Zum Ausgleich dafür gibt es jetzt die E-Scooter, die kreuz und quer gebührenfrei(!!!) auf dem Bürgersteig abgestellt werden und den Weg versperren. Bei jedem Gastronom wird penibel geprüft ob seine Außenbereich nicht zu groß ist. Verstöße lösen saftige Bußgelder aus. Doch E-Scooter haben einen Freibrief. Diese Logik muss man erstmal verstehen. Nächstes Jahr ist Bürgerschaftswahl, vielleicht fragen Sie einmal wie ihr Abgeordneter über den E-Scooter-Wahnsinn denkt.

Schlecht abestellte Fahrräder und Schrotträder In Altona
Sehr ansehlich wie Fahrräder in Altona abgestellt werden © ganz-hamburg.de

Rote Laterne für Fahrqualität in Hamburg

Doch, es zählt nicht nur das subjektive Empfinden. Das Versicherungsunternehmen CosmosDirekt, ein führender Kfz-Versicherer, hat aktuell eine Analyse veröffentlicht, in der deutsche Städte auf Bedingungen untersucht wurden, die das Autofahren sicher und effizient machen.

Am Ergebnis, die rote Laterne, für Hamburg gibt es nichts zu deuteln. Hamburg belegt den letzten Platz unter 18 Städten. Das ist wahrlich kein Ruhmesblatt für die Hamburger Verkehrspolitik und zeigt Infrastrukturmängel. Zumal funktionierende Velorouten noch Zukunftsmusik sind und der öffentliche Nahverkehr teilweise am Rand der Kapazitätsgrenze steht.

  Stadt Zugelassene PKW (in Tausen) PKW-Dichte (pro 1000 Einwohner) Verkehrs- aufkommen (Stau)Unfälle (pro 1.000 Einwohner) Gestohlene PKW (pro 1000 PKW)Punktzahl
1 Leipzig 227 391 22% 23 1,06 10,00
2 Dortmund 286 488 20% 42 0,53 9,47
3 Bielefeld 169 509 17% 30 0,33 8,94
4 Duisburg 229 461 23% 36 0,39 8,41
5 Bochum 197 539 20% 43 0,56 7,88
6 Essen 287 493 23% 43 0,45 7,35
7 Bremen 242 427 30% 35 0,45 6,29
8 Dresden 226 411 26% 28 0,83 6,29
9 Düsseldorf 310 503 21% 49 0,61 5,76
10 Köln 482 447 25% 40 0,64 5,24
11 Nürnberg 244 475 30% 30 0,21 4,71
12 Bonn 174 538 27% 54 0,27 4,18
13 Stuttgart 301 477 30% 42 0,17 3,65
14 Hannover 578 502 22% 69 0,35 3,12
15 Frankfurt a. M. 336 450 26% 31 0,52 2,59
16 München 725 498 30% 38 0,19 2,06
17 Berlin 1.210 335 31% 40 2,77 1,53
18 Hamburg 794 434 33% 37 1,44 1,00

Die Tabelle ist ein Auszug. Für die Analyse wurden maßgebliche Kriterien für ein effizientes Autofahren berücksichtigt: wie die Unfallanzahl, das Tempolimits, Autodiebstahlsquote, Werkstattverfügbarkeit, Parkgebühren, Kraftstoffpreise, Tempolimits, aber auch die Anzahl an Verkehrsunfällen und Autodiebstählen. Allerdings das Stauaufkommen und stockender Verkehr, die auf vorübergehende Baustellen zurückzuführen sind, wurden jedoch nicht berücksichtigt.