Sieger der Corona-Pandemie 2020: Das Fahrrad

Zwei Frauen in Hamburg fahren RadFahrradfahren in Hamburg © Norbert Schmidt

Auch wenn der Bau von Velorouten eher zäh ist und Pop Radwege nur eine Notlösung sind. Fahrradfahren in Hamburg wird attraktiver

Wer hätte das gedacht? Die Corona-Pandemie scheint den Deutschen das Bewusstsein für Bewegung zurückgebracht zu haben. Immer mehr Hamburger schwingen sich aufs Rad. Bei der Aktion Stadtradeln hat sich Hamburg schon auf den vierten Platz vorgearbeitet. Der Fahrradhandel freut sich über eine super Saison. Denn trotz der zwischenzeitlichen Restriktionen vermeldet der Handel überraschende und starke Umsatzsteigerungen. Auch auf Hamburgs Fahrradwegen scheint es diesen Sommer deutlich voller zu sein.

Überraschendes Umsatzplus im ersten Halbjahr

Das Statistische Bundesamt hat Zahlen zur Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr 2020 veröffentlicht. Demnach gingen im Einzelhandel die Umsätze vom März bis April 2020 um 5,4 Prozent zurück. Im Segment Fahrräder stieg der Umsatz jedoch um 12,5 Prozent. Diese Zahlen sind vor dem Hintergrund überraschend, da der Einzelhandel erst am 20. April wieder öffnen konnte. Diese enormen Zuwachsraten in der Krise zeigen das gesteigerte Interesse am Radfahren deutlich. Zudem setzt sich mit dieser Entwicklung nur der Trend der letzten Jahre fort. Innerhalb von zehn Jahren hat dieser sich fast verdoppelt. Der Fahrradhandel boomt seit Längerem. In diesem Jahr geht es jedoch noch einmal steil nach oben. Die Mitglieder des Zweirad-Industrie-Verband zeigen sich entsprechend optimistisch. In einer Umfrage nach der Wiedereröffnung prognostizierten zwei Drittel der Mitglieder Jahresumsätze, die nicht unter denen des Vorjahrs liegen.

Das E-Bike ist Umsatzbringer

Allerdings muss der aktuelle Umsatzschub nicht zwingend bedeuten, dass mehr Räder verkauft werden. Denn E-Bikes sind aktuell der Motor der Entwicklung. Diese Fahrräder sind jedoch vergleichsweise teuer. Folglich steigt der Umsatz deutlich.

schwarze Lastenfahrrad mit Windschutz aus PVC-Klarsicht
Urban Arrow Lastenfahrrad © ganz-hamburg.de

Auch Cargo-Bikes, sehr oft mit E-Antrieb sind zu Umsatzrennern geworden. Die Hamburger Subventionen für von Lastenfahrrräder waren innerhalb kürzester Zeit an nicht einmal einen Tag vergeben.

Fahrradfachhandel oder Online-Shop?

Hamburger, die noch umsteigen wollen, können sowohl im Online-Handel fündig werden als auch beim Fachhandel vor Ort. Der Vorteil der vielen kleinen und großen Fahrradhändler in der Hansestadt ist die individuelle Beratung. Hier können die Kunden Fragen stellen und eine die Sitzhöhe ausprobieren, vielleicht sogar eine Probefahrt machen.

Shops wie radonline.de bieten dagegen eine häufig umfassendere Auswahl und günstigere Preise. Das Rad kommt zudem bequem per Paket nach Hause, was für nicht motorisierte Käufer je nach Wohnort durchaus ein relevantes Kaufkriterium sein kann.

Welches Fahrrad für wen?

Bleibt die Frage, mit welchem Drahtesel die Hanseaten gern durch ihre geliebte Stadt oder ins Umland radeln wollen. Bei diesem Punkt kommt es sehr auf die individuellen Vorlieben an.

2 Frauen auf einem Electra E-Bike
Electra E-Bikes (c) Hersteller

Das E-Bike ist ein akkubetriebenes Fahrrad. Es lädt während der Fahrt durch Treten auf und erreicht beim Umstellen auf E-Betrieb beachtliche Geschwindigkeiten. Besonders bei vielen Stopps in der Stadt fährt man deutlich schneller und kräfteschonender

Wer Kraft sparen möchte, findet hier ein tolles Rad. Wichtig bei der Auswahl sind jedoch eine gute Schutzausrüstung (Helm) und eine zuverlässige Technik. Ein schwacher Akku ist ärgerlich, schwache Bremsen können bei der höheren Geschwindigkeit dieser Räder sogar gefährlich werden. Fachhandel und Shops bieten hierzu ausführliche Informationen.

Rennräder und Gravelbikes

Das Rennrad ist ebenfalls ein Gewinner der Pandemie. Auf dünnen Reifen den Degenkolbs und Greipels der Welt nacheifern? Das macht großen Spaß. Fitness ist Voraussetzung, den Rausch der möglichen Geschwindigkeit genießen zu können. Ebenfalls wichtig: Das Rennrad ist nur bedingt stadttauglich. Es wird erst auf Landstraßen oder Velorouten zu einem Spaßfaktor. Bei der Auswahl kommt es unter anderem auf Gewicht, Höhe, Gangschaltung und Sitzposition an.

Ein Vetter der Rennräder sind Gravelbikes. Als Bike für alle Fälle fühlen sich Gravelbikes auch abseits der Straßen wohl, ob glatter Asphalt, Feld- und Waldwege oder Trails, dem robusten Bikes mit breiten Reifen ist alles recht.

Seit einigen Jahren wichtiger Bestandteil des Handels sind MTB. Hinter der Abkürzung versteckt sich nichts anderes als das Mountainbike. Die Räder funktionieren nicht nur im offenen Gelände, sondern auch in der Stadt. Mit ihnen können geübte Fahrer sogar Treppen hinauf und hinabfahren. Reifen, Gangschaltung und Bremsen sind wichtige Kriterien. Bei einem Kauf sollten Interessierte an zusätzliche Schutzkleidung denken, wenn sie nicht nur auf den städtischen Radwegen fahren möchten.

Ein schwarzes Trekking Bike von Raleigh
Das Trekking Bike Raleigh Rushhour (c) Derby Cycles

Ein Trekkingrad ist die richtige Wahl für weitere Strecken. Wer eine Radtour plant oder sogar mehrere Tage auf einem der schönen Radwanderwege die Gegend erkunden möchte, liegt mit einem solchen Gefährt richtig. Die Räder sind sehr robust und können auch Ausrüstung problemlos transportieren. Ein Augenmerk sollten alle auf die Reifenbreite, den Sitzkomfort und die Gangschaltung legen.

Das sogenannte Cityrad ist eigentlich das ganz „normale“ Rad. Eine leichte Bauweise, eine kleine Gangschaltung, ordentliche Reifen und schon wird das Cityrad zum Begleiter im Alltag oder auf dem Weg zur Arbeit. Die Varianten sind vielfältig, sodass sich jeder bei der Auswahl auch nach individuellen Vorlieben richten kann.

Aus der Krise radeln

Das Fahrrad ist ideal, um allein oder in kleinen Gruppen die Natur zu genießen, sich sportlich zu betätigen oder damit schnell und direkt kleine oder mittlere Strecken zu bewältigen. In diesem Sinne hat die Corona-Pandemie Bewegung in die ruhigen Hanseaten gebracht. Hamburg fährt auf das Rad ab. Wer sich jetzt noch nicht für einen guten Drahtesel entscheiden hat, muss bei einem zweiten Lockdown zu Hause bleiben. Alle anderen können zumindest für sich persönlich einen Ausgleich in der Krise schaffen.