Im Gespräch: Birte Ballauff

Birte Ballauf Hamburg Car Events (Foto c) Henning Angerer

Diese Frau hat Benzin im Blut. Schon der Großvater war Rallyefahrer und Birte Ballauff ist heute Veranstalterin von Hamburg Car Events und der aktuellen 7. Hamburg Car Classics. Die Hamburgerin hat nach Abitur und Studium eine vertriebsorientierte Ausbildung abgeschlossen und ist ein Verkaufstalent. Ihre Leidenschaft aber gehört der Kunst – und den Autos. Das Interesse für PS und ausrangierter Fahrzeuge entwickelte sie auf dem Schrottplatz ihres Onkels, ein großer Autohändler in Schleswig-Holstein. In den Sommerferien verbrachte sie viel Zeit auf dem Verwahrungsplatz der „Übriggebliebenen“. Gern wollte sie auch in den Revisionskanal in der Autowerkstatt absteigen, um die spannenden Autos von unten anzuschauen.

Diese Oldies hatten diesen typischen Geruch, tolle Farben und Formen. Spannender als jeder Neuwagen. Ihr Interesse gilt den top Design- Ikonen aus den 60-ziger und 70-ziger Jahren und Landkarten, am besten Fahrradlandkarten, denn damit kann man unbekannte Wege erkunden. Ihren Höhepunkt finden ihre Leidenschaften in den von ihr gestalteten und organisierten Oldtimer-Rallyes. Ob zum Vergnügen für private Ausfahrten oder für Firmen. Die Frau ist immer auf Trab, aber heute erstmal im Gespräch bei Hamburgs Ganze Frauen:

Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche „mit Ihrer Arbeit“?

Es gibt bei uns keine Regelarbeitszeit. In der Büro-Kernzeit bin ich immer erreichbar. Die Eventbranche arbeitet zu Zeiten, wo andere frei haben. Kurz vor den Events arbeitet man schon mal 16 Stunden am Stück. Es muss ja an alles gedacht werden. Der Kunde soll sich maximal wohl fühlen und von dem was hinter den Kulissen stattfindet nichts mitbekommen. Eigentlich arbeiten wir alle rund um die Uhr.

 „Arbeitstabu“ haben sie zu welchen Zeiten?

Wenn ich mit meiner Familie, Freunden und meinem Partner gemeinsame Zeit verbringe, ist das für mich absolute Quality Time.  Nichts kann so wichtig sein, dass es nicht auch noch bis zum nächsten Tag warten kann. Auch beim Sport ist es für mich ein Tabu. Handy mit, okay aber bitte im Flugmodus. Ich rufe immer zurück und beantworte meine Emails dann umgehend.

Wollten Sie schon immer das werden, was Sie jetzt sind?  

Ehrlich gesagt nein. Als Berufsentscheidungen nach dem Abitur anstanden, habe ich erst einmal Medizin studiert. Ich wollte Kunst studieren, meine Visionen, die ich im Kopf hatte, realisieren. Die Berater um mich herum zweifelten meine Idee, Künstlerin zu werden, an. Ich arbeite gerne mit meinen Händen, bin kreativ, kann mir gut Bilder einprägen. Viele Dinge ergeben sich erst im Leben. Es müssen Entscheidungen gefällt werden. Geht man rechts oder links herum.

Sitzen Sie wg. der Corona-Pandemie gerade im Homeoffice?

Ja, ich sitze im Homeoffice und versuche, es mir nett zu machen. Das ist nicht mein großes Glück. Ich bin sehr extrovertiert und brauche direkten Kontakt zu Menschen und Kollegen. Isolation ist für mich fast die Höchststrafe.

Wie lautet Ihr wichtigster Rat an junge Frauen, wenn sie ins Berufsleben starten?

Mache das, wofür Du brennst. Mache zu Deinem Beruf, wo Du am meistens Spaß mit hast und an das du am meisten denkst. Lebe Deinen Traum – auch wenn dieser Influencerin, Autorin, Hundetrainerin, Surflehrerin, Automechanikerin oder Astronautin ist. Gehe, wohin Dich Dein Herz trägt. Mache Dich unabhängig vom Elternhaus. Stehe auf eigenen Beinen. Spreche mit anderen, die Erfahrungen haben in dem Bereich, der Dich interessiert.

Was finden wir in Ihrer Handtasche?

Diverse Brillen, Sonnenbrille, Gleitsicht- und Lesebrille. Bürste, kleines Necessaires und Survival Kit, Augentropfen, Visitenkarten, Flyer, Kugelschreiber, Notizbüchlein, Handy, großes Portemonnaie.

Handtasche von Birte Ballauff

Erfolg setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hinwill?

Zum Ersten sollte man das machen, was man am besten kann und was einem an meisten Spaß macht. Dann kann man sich überlegen, wie man mit diesen Eigenschaften Geld verdienen kann. Im Focus sollen Leidenschaft, Disziplin, Erfindungsgeist und Durchhaltevermögen stehen.

Für wie wichtig halten Sie “Networking“? Und warum?

Für mich ist das Networking essenziell. Geschäftliche Kontakte zu knüpfen bringen einen nicht nur weiter, sondern geben Anreize für Weiterentwicklung, Änderung festgefahrener Sichtweisen, Hilfestellungen von Geschäftspartnern aus gleichen oder ähnlichen beruflichen Bereichen. Außerdem kann man anderen als Verbindungsglied behilflich sein, Firmen und Personen direkt miteinander vernetzen. Jeder kennt jeden über vier Ecken.

Was halten Sie von Challenges wie #womensupportwomen #challengeaccepted die gerade mit s/w-Frauenporträt-Foto viral auf Instagram präsent sind?

Großartig!!! Bringt einen nur vorwärts, macht neugierig auf andere weibliche Persönlichkeiten. Ich kann Neues, Interessantes und Spanendes entdecken. Leider fehlt mir meistens die Zeit, mich mit diesen Instagram Seiten entspannt und ausgiebig zu beschäftigen.

Welche Frauen/Menschen begeistern Sie?

Es gibt so einige Menschen, die ich bewundere. Einige von ihnen habe ich auf meiner Homepage benannt. Ich möchte mich da gar nicht so festlegen. Es gibt täglich Heldinnen und Helden, die im kleinen und großen Dinge bewältigen müssen, um beispielsweise nur zu überleben. Das beeindruckt mich. Außerdem mutige Menschen, die den Mund aufmachen, um eine bessere Welt zu schaffen. Sich nicht vom Lobbyismus und Politik täuschen lassen. Nicht erpressbar sind, straight, ehrlich und gerade aus.

 „Geld allein macht nicht glücklich“? Wie wichtig ist Wertschätzung für Sie im Berufsleben?

Für mich gibt es Grenzen, die ich nicht überschreiten möchte. Geld bringt Sicherheit aber verdirbt auch schnell den Charakter. Alles was ich tue, muss ich vor mir und meiner Moral vertreten können. Der tägliche Blick in den Spiegel ist da sehr hilfreich. Für mich ist Ehrlichkeit und Vertrauen nicht nur auf privater Ebene wichtig, sondern auch zu meinen Geschäftspartnern. Wenn das weg ist, ist ein Umgang für mich nicht mehr möglich.

Spielt Social Media in Ihrem Leben eine Rolle?

Irgendwie schon, aber ich finde es auch nervig mich täglich damit zu beschäftigen. Liegt vielleicht auch an meinem Alter. Aber was muss, das muss! Da sind wir wieder bei der Disziplin.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihre Tätigkeit ausgewirkt und was sind die Aussichten?

Ich war gelähmt, gewissermaßen schockiert über das gesamte Stilllegen einer Weltwirtschaft. Es ist wie es ist und wir müssen damit klarkommen aber speziell meiner Branche und vielen Kollegen tut dies natürlich gar nicht gut.

Was ist IHR Wunschprojekt/Ziel für 2020/21

Die Corona-Pandemie überstehen und dann jeden Monat eine fette Motivations- und Kommunikationsveranstaltung organisieren. Mobilität ermöglicht Neues zu entdecken. Den Rallye-Gedanken etablieren. Im Team unterwegs zu sein, dabei Aufgaben und Challenges zu erfüllen – DAS verbindet.

Sie haben Freunde zu Besuch, das erste Mal in Hamburg. Wo gehen Sie mit ihnen hin?

Natürlich in den Hafen und meinen Gästen den Blick von der Südseite der Elbe auf die Stadtsilhouette ermöglichen. Das Panorama der City ist dort the best place!!!  Mit Picknick und Drinks – einfach Weltklasse!!!

Welche Fragen hätten wir noch stellen sollen??

Wovon haben Sie geträumt als Sie klein waren? Wofür stehen Sie nachts auf? Was bedeutet Freundschaft für Sie?

Elbe oder Alster?

Beides hat definitiv seinen Reiz. Als Hamburgerin ist mir die Alster zu voll. Ständig muss man ausweichen, die Jogger sind aller immer völlig hektisch und lächeln eher gequält als entspannt. Ich liebe die Elbe, auch wenn ich auf dem Wasser unterwegs bin.

Hamburg im September

Birte Ballauff