Im Gespräch: Hanni Bergesch

Schauspielerin Hanni Bergesch

Hanni Bergesch arbeitet in Hamburg als Schauspielerin, TV-Moderatorin und Filmproduzentin. Geboren ist sie in Nonoai und aufgewachsen in Lajeado, in der Nähe von Porto Alegre, Brasilien. Schon als Kind hat sie die Schauspielerei fasziniert. Nach einer Ausbildung als Grafik-Designerin interessierte sie der Journalismus. 2010 bewarb sie sich dann auf eine Casting-Anzeige zum Film „Gegengerade“ und erhielt eine Rolle neben Mario Adorf und Dominique Horwitz. Danach spielte Hanni Bergesch im Klaus-Lemke-Film „Kein Großes Ding“. Inzwischen hat sie ihren Kurzfilm „Die Graue Frau“ erfolgreich auf drei internationalen Festivals präsentiert. Auf TIDE-TV ist sie außerdem zu sehen mit ihrem 2-monatlich ausgestrahlten Magazin „TV Ipanema“.

Die Wahl-Hamburgerin wurde Anfang Juni für ihre Darstellung in dem von ihr produzierten Kurzfilm DIE GRAUE FRAU ausgezeichnet als beste Schauspielerin des Wettbewerbs. Ihr Film lief im Rahmen des Northeast Mountain Film Festival 2019 in Georgia USA. Es ist bereits die dritte Auszeichnung für ihren Film.  Heute ist sie im Gespräch bei „Hamburgs GANZE Frauen“:

Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche „mit Ihrer Arbeit“?

Ich habe zwei verschiedene Paar Schuhe zu füllen: einmal als Schauspielerin und Film-Produzentin, das andere Mal als Journalistin. Mit beiden verbringe ich durchschnittlich 5 bis 6 Stunden pro Tag. Wenn sich die Studio-Aufnahme von TV Ipanema nähert, oder wenn es darum geht, Beiträge ins Netz zu stellen, dann kann es sein, dass ich schon 10 Stunden am PC sitze.

„Arbeitstabu“ haben sie zu welchen Zeiten?

Ich habe das nicht mehr, da ich Zuhause eine Work Station, also einen professionellen Schnittplatz habe. Das bedeutet, wenn es notwendig ist, dass ich bis tief in der Nacht arbeite.  Die Alarmglocken läuten, wenn Schulter und Rücken nicht mehr mitmachen, wenn die Schmerzen so groß sind, dass ich nicht mehr weiterarbeiten kann. Dann ist Pause angesagt.

Wollten Sie schon immer das werden, was Sie jetzt sind? 

Schauspielerin wollte ich schon als kleines Kind sein. Damals war mein Papa dagegen. Ich sollte einen vernünftigen Job erlernen – Sie wissen schon – die klassische Geschichte von Sorge und Sicherheit. Später habe ich mich für den Journalismus entschieden. Da konnte ich dabei sein, wo die Sachen stattfanden, hatte einen Arbeitgeber und war für das, was ich machte verantwortlich.  

Wie lautet Ihr wichtigster Rat an junge Frauen, wenn sie ins Berufsleben starten, speziell im Showbiz?

Ergreif die Chance die dir das Leben schenkt. Sei Dir im Klaren, was dir wichtig ist, und arbeite dran. Gib nie auf. Lass dich nicht verbiegen. Und bleib authentisch. Wie einen beliebtes Sprichwort sagt: achte auf den Garten, dann kommen die Schmetterlinge zu dir.

Was finden wir in Ihrer Handtasche?

Eine Haarbürste, meinen Hausschlüssel, ein kleines Necessaire mit Zahnbürste, Zahnpasta, Interdentalbürste, Labello (lieber als Lippenstift); mein Handy, Haarbänder, Haarklammer, und manchmal Mehrweg-Becher. Und unbedingt einen Strohhalm – ich trinke alles mit Strohhalm – damit die Zähne weiß bleiben. Auf keinen Fall dürfen fehlen Sonnencreme, Sonnenbrille und Fahrradhandschuhe – damit keine Hautflecken auf meinen Händen entstehen. Ich habe eine Art von Sonnenallergie. Ich benutze auch immer wieder einen Sonnenschirm.

Handtasche Hanni Bergesch

Erfolg setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hinwill?

Ich habe früher gehört: Erfolg ist die Kombination von Vorbereitung und Glück. Man muss ein Ziel vor Augen haben, daran arbeiten und glauben, auch wenn es oft so aussieht als ob daraus gar nichts wird.  Jede hat ups und downs in ihrem Leben.

Für wie wichtig halten Sie “Networking“? Und warum?

Networking ist heutzutage fast das komplette Geheimnis zum Erfolg. Wenn man die „Klaviatur“ beherrscht, gelangt man schnell zum Ziel. Ein gutes Beispiel: Kim Kardeshian. Heutzutage ist nicht nur wichtig, was du „verkaufst“, sondern auch, wie du es machst. Wenn du deinen Job (entweder als Journalistin oder Schauspielerin) beherrschst, und ein tolles Netzwerk hast, ist der Weg zum Erfolg fast unvermeidbar. Ohne Netzwerk heutzutage zu arbeiten, das geht nicht mehr.

Welche Frauen/Menschen begeistern Sie?

In Brasilien Fernanda Montenegro und Marilia Pera (die ein Leben lang im Showbusiness verbracht haben und grandiose Schauspielerinnen sind), in USA Michelle Obama (für ihren Mut und ihre Zielstrebigkeit) sowie Lady Gaga (für die Authentizität, die sie beherrscht) und Malala Yousafzai (für ihren Mut, ein menschenwürdiges Leben für Frauen im Allgemeinen zu verteidigen). In Mexico mag ich den unglaublichen Bolero-Sänger Luis Miguel. In Deutschland Katharina Thalbach (für ihr außergewöhnliches Talent, alle ihre Rollen sehr lebendig erscheinen zu lassen). Angela Merkel bewundere ich als Frau, die so viel für ihr Land schon getan hat, und ein positives internationales Bild von uns im Ausland gibt.

„Geld allein macht nicht glücklich“? Wie wichtig ist Wertschätzung für Sie im Berufsleben? Zum Beispiel Feedback der Zuschauer?

Das ist die Anerkennung für das, was wir als Profis machen. Wenn ich mir etwas ausdenke für mein TV Magazin TV Ipanema (Tide), stundenlang daran arbeite und am Ende positives Feedback dafür bekomme, geht das runter wie ein schöner Kir Royal (mein Lieblingscocktail). Gleichzeitig gibt es mir Kraft, weiter diesen steinigen Weg des selbständigen Journalismus fortzusetzen. Wenn ich ein positives Feedback als Schauspielerin bekomme, spüre ich eine Wärme in meinem Herzen, dass ich mit meiner Rolle eine Botschaft manchmal weiter transportieren kann als ich es mir habe vorstellen können. Ich glaube an die Power der „non verbalen Sprache“. Das ist eine Methode von Lee Strassberg, die ich in LA studiert habe.

Spielt „social media“ in Ihrem Leben eine Rolle?

Das spielt eine große Rolle. Alles muss online sein, nachdem es im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Es ist die Möglichkeit, die Zuschauer zu erreichen, wo immer er oder sie und wann immer er oder sie Zeit hat. Für mich als Schauspielerin ist Social Media eine Verlängerung der Arbeit vor der Kamera. Du musst dich weiter zeigen. Negativ ist, dass man manchmal rund um die Uhr arbeiten muss oder soll, um deinen „Space“ zu schaffen. Positiv ist, dass ich machen kann, was ich will, wann ich will, und dass ich auch zeigen darf, was die anderen von mir NICHT ERWARTEN.

Sie haben Freunde zu Besuch, das erste Mal in Hamburg. Wo gehen Sie mit ihnen hin?

Unbedingt zeige ich ihnen die Elbphilharmonie und die Alster, und ich mache eine Hafenrundfahrt.

Was ist IHR Wunschprojekt/Ziel für 2019?

Ich möchte mein nominiertes Drehbuch (momentan unter dem Namen „Circles of Life“) verfilmen, und alles vorbereiten, um an den Festivals 2020 teilnehmen zu können. Diesen Film möchte ich ins Kino bringen. Der Film zeigt auch meine Heimat Hamburg und er ist ein Frauenprojekt.

Welche Fragen hätten wir noch stellen sollen??

Wann werden Frauen, die mit Akzent sprechen, in Film und Fernsehen in Deutschland Fuß fassen können?

Elbe oder Alster?

Elbe. Das bedeutet Freiheit für mich. Den Wind im Gesicht zu spüren ist einzigartig.

Hamburg im Juli 2019

Hanni Bergesch

http://hanni-bergesch.de/