Im Gespräch: Nicole Jäger

Die Komikerin Nicole Jäger mit abstütztem KopfKomikerin Nicole Jäger

Vom Abnehm-Coach zur Stand-up-Comedian. Die Hamburgerin Nicole Jäger (37 J) zeigt einen Karriere-Weg, der ebenso rasant wie ungewöhnlich ist. Bekanntheit erlangte sie mit ihrem ersten Buch „Die Fettlöserin – Eine Anatomie des Abnehmens“ (2016 bei Rowohlt), das über Wochen in den Top 10 der SPIEGEL Bestsellerliste geführt wurde. Aus den Lesungen zum Buch entwickelte sich das Stand-Up-Programm „Ich darf das, ich bin selber dick“ mit dem die Komikerin sehr erfolgreich durch Deutschland tourte und sie zum Shooting-Star des Jahres 2016 machte. 2018 kehrte sie mit dem zweiten Programm „Nicht direkt perfekt“ wieder auf die Bühne zurück und hielt ihren Geschlechtsgenossinnen den Spiegel vor. Meist totkomisch, manchmal rührend. Denn Frau-Sein ist nicht immer einfach, aber ziemlich grandios. Seit Januar ist Nicole Jäger mit ihrem dritten Programm „Prinzessin Arschloch“ auf Tour. In ihrem sehr persönlichen Programm seziert sie dabei Dinge, die zwar offensichtlich sind, aber die man trotzdem nie ausspricht. In Hamburg wird am 10. Februar 2020 Premiere im Schmidt Theater gefeiert (es gibt noch Restkarten).

Vorher findet sie aber noch Zeit für ein Gespräch für „Hamburgs GANZE Frauen“ und ein paar private Einblicke. Nicole Jäger ist gebürtige Hamburgerin der gefühlt 100. Generation. Vater spricht und schimpft noch auf Platt. Anker im Herzen. Das volle Programm. Geboren in Eimsbüttel, oft weggezogen, immer zurückgekehrt lebt sie nun in Winterhude. Was Hamburg angeht (und nur Hamburg) ist sie Lokalpatriotin. Städte ohne Wasser versteht sie nicht und Hamburg bedeutet für die Komikerin durch und durch Heimat.

Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche „mit Ihrer Arbeit“?

Locker 70 Stunden und mehr. Auch davon abhängig, wo ich auftrete, in welcher Stadt das TV Studio steht, ob ich gerade schreibe oder toure oder beides, wann Dreharbeiten beginnen usw..

„Arbeitstabu“ haben sie zu welchen Zeiten?

In Momenten, in denen ich mich wirklich rausnehme und „nur“ mein Privatleben auslebe.

Wollten Sie schon immer das werden, was Sie jetzt sind?  

Nein. Comedian und Autorin zu werden war nicht im Ansatz der Plan. Aber es ist das Beste, was passieren konnte in Sachen Beruf und ich liebe das, was ich tue unendlich. Es ist meine Passion, auch wenn es nicht der Plan war. Die besten Dinge geschehen wohl doch oft planlos.

Wie lautet Ihr wichtigster Rat an junge Frauen, wenn sie ins Berufsleben starten, speziell im Showbiz?

Locker bleiben. Atmen nicht vergessen. Und: Habe Prinzipien und halte an diesen fest. Lass Dich nicht verbiegen! Du bist die Kunst, lass Dir also nicht von anderen sagen, wie Du es zu machen hast und ganz wichtig: Halte durch! Traue Dich „Nein“ zu sagen und sei mutig genug für ungewöhnliche Wege. Und wenn es keinen Spaß mehr macht, wenn Du es nur noch für das Geld machst, wenn Du nicht mehr brennst, wenn Du anfängst Montage zu hassen, wenn Du morgens aufstehst und kein Kribbeln, nicht manchmal Angst oder aus Bühnensicht: Kein Lampenfieber mehr hast, dann höre auf!

Was finden wir in Ihrer Handtasche?

Mein halbes Leben. Abgesehen vom Üblichen auch immer eine Ersatzstrumpfhose, zu viele Deos, Haarklammern, Glücksbringer, Powerbank, Chaos, Dinge an denen ich hänge und die sich nach „Zuhause“ anfühlen.

Erfolg setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hinwill?

Sei bereit, die Extra-Meter zu gehen. Erfolg ist kein Glück und auch selten nur ein Geschenk. Wäre das anders, wäre vermutlich jeder erfolgreich, oder?! Erfolg ist, so banal es klingt, hauptsächlich Arbeit, Talent natürlich und viel Mut, Beißkraft und der Verzicht auf einen Feierabend um 16:00 Uhr. Arbeit darf und muss Spaß machen, darf und sollte Leidenschaft und Freude bereiten, nervt aber auch zu Tode und fühlt sich manchmal unstemmbar an. Erfolgreich sein wollen alle, erfolgreich werden aber die Wenigsten, weil der Weg dahin so absurd anstrengend ist. Und: Erfolg ist so viel mehr als nur Geld.

Für wie wichtig halten Sie “Networking“? Und warum?

Networking ist essentiell. Natürlich, um Kontakte zu knüpfen aber auch um andere Sichtweisen zu erleben, andere Ideen, Meinungen und Visionen zu hören. Es hilft sehr, wenn man Menschen trifft, die ähnlich denken und genau so sehr jene, die ganz anders alles angehen. Das gibt Inspiration, hilft, alles in Relation zu setzen, außerhalb der eigenen Grenzen zu denken und nicht zu sehr im ewig gleichen, eigenen See zu schwimmen.

Welche Frauen/Menschen begeistern Sie?

Ilka Bessin. Trevor Noah. Daniel Sloss. Ellen DeGeneres.

 „Geld allein macht nicht glücklich“? Wie wichtig ist Wertschätzung für Sie im Berufsleben? Zum Beispiel Feedback der Zuhörer/Zuschauer?

Nein, Geld allein macht tatsächlich nicht glücklich. Ich habe noch nicht einen einzigen Abend des Geldes wegen auf der Bühne gestanden. Natürlich verdiene ich bei dem was ich mache und das ist auch gut so, aber als ich damals anfing, war eines meiner Prinzipien immer: „Der Tag an dem ich es nur noch für Geld mache ist der Tag, an dem ich aufhören werde.“ Ich stehe dort oben Abend für Abend der Kunst wegen und um Menschen zum Lachen zu bringen. Für das Gefühl und die Kunst und die Passion. Und für den Humor! Hunderte Menschen, die laut lachen, ein Saal voller geschlossen stehender Ovationen… was das mir schenkt, das kann kein Geld der Welt mir kaufen.

Spielt „Social Media“ in Ihrem Leben eine Rolle?

Eine Große. Das hier ist das 21. Jahrhundert, zur öffentlichen Erscheinung gehört Social Media unbedingt dazu.

Sie haben Freunde zu Besuch, das erste Mal in Hamburg. Wo gehen Sie mit ihnen hin?

An die Landungsbrücken bei Nacht. An den Altonaer Balkon. Auf den Hamburger Berg. In die Orte meiner Jugend in Eimsbüttel und ganz wichtig – mit dem Auto über die Autobahn im Dunkeln, wenn man nach Hamburg reinfährt und im Lichtermeer des Hafens, der Kräne und der Containerschiffe ertrinkt. Es ist der schönste Blick auf diese Stadt für mich.

Was ist IHR Wunschprojekt/Ziel für 2020

Ich starte im Januar 2020 meine neue Tournee. „Prinzessin Arschloch“ heißt diese und ich wünsche mir für die neue Tour volle Säle, Tränen vor Lachen, einen guten Stern unter dem die Tour stehen kann und möglichst wenig Blackouts. Am 10. Februar bin ich damit im Schmidt Theater zu sehen.

Welche Fragen hätten wir noch stellen sollen??

Welches ist meiner Meinung nach der beste Gin? 🙂

Tonka Gin. Per Hand abgefüllt. Schmeckt nach Tonkabohnen! Toll!

Elbe oder Alster?

Immer „und“, nie „oder“.

Nicole Jäger

https://www.nicole-jaeger.de/ Tickets für den 10.2. im Schmidt Theater : https://www.tivoli.de/programm-tickets/nicole-jaeger/