Im Gespräch: Sabine Tesche

Sabine Tesche (52), Leiterin des Ressorts "Von Mensch zu Mensch", "Hamburger Abendblatt hilft e.V.

Eine der bekanntesten Netzwerkerinnen in Hamburg ist Sabine Tesche (52). Die Wahl-Hamburgerin wurde in Freiburg im Breisgau geboren, kam zum Studium nach Hamburg, traf dort die Liebe ihres Lebens – Ehemann Stefan – und erhielt den Job ihres Lebens – Redakteurin beim Hamburger Abendblatt. Sie arbeitete zunächst als politische Reporterin, dann im Wochenendmagazin und leitete Bildungsprojekte, bis sie 2012 das Abendblatt-Ressort „Von Mensch zu Mensch“ übernahm, an den der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ gekoppelt ist und ist verantwortlich für das kirchliche Abendblatt-Magazin „Himmel & Elbe“. Zudem moderiert sie mit einer Kollegin den Podcast „Von Mensch zu Mensch“, in dem Leute vorgestellt werden, die für Diversität kämpfen und Mut machen.  

Geld sammeln für den guten Zweck, für tolle Projekte und sich für bedürftige Menschen einsetzen ist ihre Leidenschaft und dafür ist Sabine Tesche viel unterwegs. Aber heute ist die umtriebige Hamburgerin erstmal im Gespräch bei „Hamburgs Ganze Frauen“:

Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche „mit Ihrer Arbeit“ an Ihrem Schreibtisch?

Rund 35 Stunden, normalerweise gehe ich auch mehrfach die Woche abends zu Veranstaltung, die fallen Corona-bedingt leider gerade aus.

 „Arbeitstabu“ haben Sie zu welchen Zeiten?

Eigentlich versuche ich das Wochenende freizuhalten, aber wichtige Charity-Veranstaltungen nehme ich wahr und natürlich bin ich dabei, wenn wir vom Abendblatt-Verein aus eigene Benefiz-Events veranstalten.

Wollten Sie schon immer das werden, was Sie jetzt sind?

Zu Beginn des Studiums wollte ich in den PR-Bereich gehen, doch nach diversen Praktika wurde mir klar, dass ich lieber Journalistin werden wollte. Ich stelle einfach zu gerne Fragen, bin neugierig und liebe die Abwechslung des Jobs. Meine jetzige Position ist mein absoluter Traumjob, ich kann etwas bewegen für bedürftige Menschen in Hamburg, einen Unterschied machen, das finde ich sehr motivierend und beglückend.

Wie lautet Ihr wichtigster Rat an junge Frauen, wenn sie ins Berufsleben starten?

Vernetzt Euch mit anderen Frauen, seht sie nicht als Konkurrentinnen, sondern als Verbündete. Schaut Euch um nach einer Mentorin in der Firma, der ihr vertrauen könnt, die Euch bewusst fördert.

Was finden wir in Ihrer Handtasche?

Immer einen kleinen Schreibblock, falls eine Geschichte daherkommt, diverse eingesammelte Visitenkarten, Stifte, einen Lippenstift, eine kleine Bürste, Pfefferminzbonbons, mein Iphone und einen Schlüssel.  

Das hat eine Netzwerkerin in ihrer Handtasche

Erfolg setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hinwill?

Man sollte ehrgeizig sein und über die eigene Leistung sowie Erfolge auch sprechen – auch und besonders vor dem/der Chef/in. Bescheidenheit bringt eine Frau nicht wirklich weiter. Selbstbewusst auftreten, unangenehme Entscheidungen nicht scheuen, aber immer fair und ehrlich bleiben. Nicht lange zögern, wenn sich eine gute Chance ergibt, auch um sich zu beweisen.

Wurden Sie in Ihrer Karriere öfter von Frauen oder von Männern gefördert?

Ich hatte bisher nur eine Chefin und die war eine schreckliche Führungspersönlichkeit. Ansonsten bin ich immer von Männern gefördert worden.

Für wie wichtig halten Sie “Networking“? Und warum?

Networking im Job ist wichtig, um für wichtige Entscheidungen und Kursänderungen Verbündete zu haben und einen vertrauensvollen Austausch. Beruflich ist Netzwerken für mich als Redakteurin und Leiterin eines sozialen Vereins unverzichtbar, ich erfahre durch andere von neuen Geschichten und Projekten, lerne potentielle Spender kennen, arbeite mit anderen Vereinen zusammen, kenne viele Persönlichkeiten, mit denen ich gemeinsame Aktionen starten kann.  

Was halten Sie von der Frauenquote?

Sie ist aktuell noch unverzichtbar, denn Männer räumen ungern ihren Platz und Frauen brauchen manchmal einen Schubs. Aber mehr Frauen auf Führungsebene sind gut für das Firmenklima, sie setzten oft andere Schwerpunkte.

Welche Frauen/Menschen begeistern Sie?

Journalisten/innen, die ihr Leben für die Meinungsfreiheit riskieren, Lehrer/innen, die sich für ihre Schüler einsetzen, ihnen Spaß am Lernen vermitteln und Sozialarbeiter/innen, die belasteten Klienten das Leben durch ihr Engagement erleichtern.

 „Geld allein macht nicht glücklich“? Wie wichtig ist Wertschätzung für Sie im Berufsleben?

Für mich ist auch Wertschätzung, wenn ich gut für meine Arbeit bezahlt werde. Aber ich habe das Glück, dass ich durch meine Arbeit sehr viel Wertschätzung auch von außen erhalte – durch Leser/innen, Klienten/innen und auch vielen Sozialarbeiter/innen.

Was ist ihr bisher größter Erfolg?

Zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 startete ich mit meinem Team eine Aktion, bei der wir Lebensmittelgutscheine an Bedürftige verteilten. Innerhalb von 6 Wochen erhielt der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ mehr als 9000 Spenden in Höhe von 1,36 Millionen Euro und konnte dafür 53.400 25-Euro-Gutscheine in der Metropolregion Hamburg verteilen. Es machten sowohl Kleinspender mit, die 50 Euro gaben, aber auch große Stiftungen, die bis zu 100.000 Euro spendeten. Sogar Radio Hamburg organisierte einen Spenden-Marathon zugunsten des Abendblatt-Vereins, weil sich die Gutscheine als sehr effektive und würdevolle Form der Not-Hilfe erwiesen. Vielen Bedürftigen konnte dadurch sehr unkompliziert geholfen werden. Die ganze Stadt hat gefühlt mitgemacht – gemeinsam gegen Corona. Das hat mich sehr stolz gemacht

Spielt „Social Media“ in Ihrem Leben eine Rolle? Welche Kanäle im Bereich Social Media sind wichtig für das Berufsleben?

Ich habe sowohl einen Instagram- als auch einen Facebook-Account. Aktiv bin ich jedoch nur auf Facebook, wo ich gerne politische Ereignisse kommentiere, mich austausche privat und auch mal einen wichtigen Artikel poste. Für uns als Hamburger Abendblatt sind beide Kanäle wichtig, vor allem für die Veröffentlichung von Artikeln und Aktionen.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihre Tätigkeit ausgewirkt und was sind die Aussichten?

Ich habe das Glück, dass ich gut aus dem Homeoffice arbeiten kann und meine Kinder schon groß sind. Wir unterstützen vom Abendblatt-Verein aus seit Beginn der Pandemie viel mehr Kinder und Jugendliche mit Nachhilfe, Lerntherapien und haben viele Laptops gespendet. Ein wichtiger Teil meines Jobs sind Empfänge, Vereins-Jubiläen, Podiumsdiskussion, Charity-Events etc., die sind weggefallen und vermisse ich auch sehr.  Sie sind das Salz in der Suppe.

Was ist IHR Wunschprojekt/Ziel für 2022?

Den Abendblatt-Verein digital bekannter zu machen und damit neue Spendergruppen zu erreichen. Ich würde auch gern mehr Kitakinder sportlich in Bewegung bringen und Schulkindern Medienkompetenz vermitteln. An Kampagnen dafür tüfteln wir gerade. 

Elbe oder Alster?

Elbe – und zwar am liebsten am Falkensteiner Ufer.

Hamburg im Januar 2022

Sabine Tesche

Infos zum Verein unter www.abendblatt-hilft.de