Kiezromantik und Urban Stories – Nissis Kunstkantine widmet sich der Fotografie

Betrunkener Mann liegt auf der Straße eine Streifenwagenbesatzung ist im Einsatz in Hamburg St. PauliBetrunken auf dem Kiez in den 1960er Jahren (c) Günter Zint

Nissis Kunstkantine in der HafenCity widmet sich im Rahmen der 8. Triennale der Photographie unter dem Motto Kiezromantik und Urban Stories der Fotografie.

Drei Fotografen, die schwer unterschiedlicher sein könnten, die unterschiedliche Stile, Themen und Blicke pflegen. Da ist Hamburger und St. Paulinaer Günter Zint, der nicht nur ein legendärer Kiezfotograf ist, zu seinem Werk gehören auch die großen linken und grünen Demos, die Deutschland maßgeblich politisch geprägt haben. Alain L. L. Marie, der wie Zint aus der analogen Fotowelt kommt, ist mit seiner experimentellen Stadt- und Naturfotografie dabei und damit das Gegengewicht zu Zints dokumentarisch lakonischen Stil. Dann ein Generationensprung, der Street&People Nachwuchsfotograf Janik Zebrowski könnte ein Enkel der beiden Fotografen sein.

Das verspricht eine Ausstellung mit spannenden Eindrücken, es sei denn man ist geschmäcklerischer Stilpurist.

Der Eingang des legendären Star Clubs in der Großen Freiheit Hamburg St. Pauli
Star Club (c) Günter Zint

Günter Zint, der legendäre Kiezfotograf

Der 1941 geborene Günter Zint hat das Hamburger Fotogedächtnis wie nur wenige andere Fotografen geprägt. Seit den1960er hat er dabei auch seine Heimat St. Pauli dokumentiert. Der Kiez in den 1960er war alles andere als eine begehrte Wohngegend in der Hansestadt. Viele Altbauten waren in einem abrissreifen Zustand. Die Politik und Zeitungen nannten das Viertel teilweise slumartig. Wer konnte, zog weg. Nur, die Wohnungen waren so wenige Jahre nach dem Krieg noch sehr knapp.

Zints Bildsprache zeichnet sich fast immer durch das Fehlen von vordergründigen Bildeffekten. Verschmockter Kunstfotografie war nie seine Sache. Sein Blick galt dem Leben und Treiben auf dem Kiez, in den Bars, Clubs, Lokalen, Nachtbetrieben und den Straßenszenen. Über Jahrzehnte hielt er die Veränderungen fest. Ganz lakonisch hat er es, häufig in schwarz-weiß, auf den Film gebannt und immer Augenhöhe mit den Menschen gehalten.

So wird heute im Auge des Betrachters der Kiez der 1960er bis in die späten 1980er und 1990er Jahren hinein wieder lebendig. Allerdings, das Nachkriegs St. Pauli hat kaum noch etwas mit dem St. Pauli der 2020er Jahre gemein. Zu seinem Werk gehören auch ganz viele Musiker, die in Hamburg gerade am Anfang ihrer Karriere gespielt haben: Wie die Beatles, Jimi Hendrix Eric Clapton und viele andere.

www.nissis-artgallery.com/atelier/guenther-zint
panfoto.de

nachaufnahme von Stade
Stadt (c) Alain-L.-L.-Marie

Alain L. L. Marie – die Vielfalt von Kulturen, Malerei und Experimente

Alain L. L. Marie wurde 1946 in Marseille geboren und bedingt durch Studium/Arbeit lebte er in verschiedenen Kulturkreisen. Seine Fotoarbeiten sind Billets für Reise in uns selbst. Seine Fotos, die auf gebürsteten Aluminiumplatten gedruckt sind, haben nicht nur ihre eigene Asketik. Sie konfrontieren den Betrachter mit Leere, Unendlichkeit, Alleinsein, Einsamkeit. Aber auch mit der Ästhetik des Hässlichen. Ein Stilmittel sind leichte Bildbearbeitungen und Verfremdungen, die am Computer entstanden sind. So schafft verschiedene Realitätsebenen.
www.nissis-artgallery.com/atelier/alain-l-l-marie/
alainllmarie.com

Döner auf pinken Hintergrund
Döner (c) Janick Zebrowski

Janick Zebrowski

Eine ganz andere Bildsprache pflegt der Benjamin Janick Zebrowski, geb. 1985, unter den drei Fotografen. Janick Zebrowski aus Basel ist ausgebildeter Fotograf, Videomaker und Breakdancer. Im Vergleich zu Zint und Marie, die aus der analogen Welt kommen, ist Zebrowski ein Vertreter des Digitalzeitalters. Es wird deutlich, dass er mit ganz anderen Bilderwelten aufgewachsen ist und daraus resultiert ein anderer Blick und Bildverständnis. Die vielseitige Künstler ist seit 2009 freischaffend im Bereich der Portrait- und Straßenfotografie Seit lebt seit 2016 in Hamburg. Zebrowski arbeitet u. a. mit Samy Deluxe, Laurin Buser, Afrob, Larissa Kerner und Nena zusammen.

Ausstellungen: Red Carpet (Basel, 2015), S-trovertiert und Abgedrückt (Hamburg, 2018), Don’t call it a comeback (Hamburg 2020)
www.janickzebrowski.de

Die 75. Ausstellung in Nissis Kunstkantine: „Kiezromantik und Urban Stories“

Fotografien von Günter Zint, Alain L. L. Marie und Janik Zebrowski
Vernissage am Donnerstag, den 02. Juni 2022, um 19:00 Uhr
Die Laudatio hält Bernd Roloff. Die Ausstellung läuft bis zum 18. August 2022
www.nissis-kunstkantine.de