In Hamburger Firmen-Tradition: Investition in Fortbildung und Qualifikation

Arbeit im BüroArbeit im Büro Foto: Nick Karvounis/unsplash.com Creative Commons Zero

Seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert unterliegt die Arbeitswelt einem ständigen Wandel. Vor einigen Jahren wäre der heutige Arbeitsstil noch undenkbar gewesen.

Bis in die 80er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts hinein war die Arbeitsorganisation zumeist starr mit einer ausgeprägten Hierarchie und vielen vorgeschriebenen bürokratischen Abläufen.

Heute sind Hierarchien selbst in Großkonzern deutlich abgeflacht, die Arbeitsorganisation ist sehr häufig durch eigenverantwortliche Gruppen-und Projektarbeit geprägt. Es kommt heute mehr und mehr auf den einzelnen Mitarbeiter an. Eigenverantwortung hat die Kontrolle und Aufsicht durch Vorgesetze abgelöst.

Hamburger Unternehmen stellen sich dem Wandel

Hamburger Firmen sind natürlich auch von dem Wandel betroffen. Unternehmen, die noch bis vor ein paar Jahren unangefochtene Marktführer waren, werden heute von jungen Unternehmen aus dem Internet angegriffen.

So erging es z.B. dem Otto Versand, die plötzlich von Zalando herausgefordert wurde. Die Folge war, Otto musste sich als Unternehmen in vielen Teilen „neu erfinden“. Vom Katalogversender den Sprung ins digitale Zeitalter schaffen. Dabei wurden die Mitarbeiter mehr in den Mittelpunkt gestellt und ihre Weiterentwicklung gezielt gefördert. Das hat gerade an die Mitarbeiter im Management und im Personalwesen vielschichtige Anforderungen gestellt.

Die Hamburger Wirtschaft ist ausgesprochen mittelständisch strukturiert

Aber auch kleinere und mittelgroße Firmen, sie sind das Rückgrat der Hamburger Wirtschaft, müssen sich den Hauptherausforderungen stellen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Personalarbeit rückt immer mehr in den Fokus der Unternehmensleittung. Denn schon traditionell war die Mitarbeiterqualifikation und Weiterbildung ein Erfolgsfaktor für hanseatische Unternehmen.

Historisches Plakat Grone Schule
Historisches Plakat der Grone Schule Hamburg

Hamburger Tradition: Fortbildung, Qualifikation seit über 100 Jahren

In der Vergangenheit gelangt es Hamburger Kaufleute und Unternehmer immer wieder ihre Mitarbeiter zu qualifizieren und so Wettbewerbsvorteile zu erringen.

Ende des 19. Jahrhundert expandierten der Handel und die Industrie in Hamburg. Aber es gab zu wenig Nachwuchs, der solide in Buchhaltung, Schreibmaschinenschrift und Handels-Korrespondenz ausgebildet war. So gründete Heinrich Grone 1895 das „Schreib- und Handels-Lehrinstitut Grone“ und Generationen Hamburger Kaufleute wurden in  Stenografie, Rechnen, Deutsch, Fremdsprachen, Buchhaltung und Schreibmaschinenschrift ausgebildet. Heute ist die Grone Schule (mittlerweile eine Stiftung) einer größten privaten Bildungs- und Personaldienstleistungsunternehmen Deutschlands. Salopp gesagt, der Sprung vom Stehpult (gut für den Rücken!) ins digitale Zeitalter ist gelungen!

Das gute Angebot der Kammern

Hamburger Unternehmer, die ihre Betriebe am Puls der Zeit führen wollen, setzten auf Fort- und Weiterbildung bzw. halten sich auch über Fachpublikationen auf dem Laufenden. Gute und preisgünstige Seminar- und Fortbildungskurse bieten die Hamburger Handelskammer und die Handwerkskammer der Stadt. Sie zeichnen sich i.d.R. durch einen hohen Praxisbezug aus, denn die meisten Dozenten haben umfangreiche praktische Erfahrungen in der Wirtschaft gesammelt.

Eine Hamburger Werbeagentur nimmt den digitalen Wandel an

Ein gutes Beispiel dafür ist Christian H*., der geschäftsführende Gesellschafter einer Hamburger Werbeagentur* mit 18 Mitarbeitern in Winterhude.

Er sagte mir, wir erleben gerade in der Werbung einen rasanten Paradigmenwechsel. Wir müssen nicht nur immer mehr in Software und Technik investieren. Heute müssen meine Gestalter auch nicht jeden Tag in der Agentur sein. Denn regelmäßige Home-Office-Tage seien bei ihm mittlerweile normal.

Wir organisieren uns über WhatsApp-Gruppen und haben den Agentur Work Flow konsequent digitalisiert. Das klappt nach einigen Anlaufproblemen, halt die unvermeidlichen Kinderkrankheiten, sehr gut. Der Vorteil, ich konnte die Bürofläche verteilen und untervermieten, das senkt die laufenden Kosten. Auch der Papierverbrauch ist in den Keller gegangen. Allerdings, die Anforderungen an die Personalarbeit sind gestiegen und ich muss mich da auch wesentlich häufiger und intensiver auf dem Laufenden halten. Aber da gibt es gute Angebote, so sein Resümee.

*aus Wettbewerbsgründen keine Namensnennung bzw. Name geändert