Neue Ausstellung der Sammlung Falckenberg in Harburg

Sammlung FalckenbergWerke der Medienkünstlerin Lynn Hershman Leeson (2.v.li.) sind unter dem Titel „Civic radar“ in der Sammlung Falckenberg in Hamburg-Harburg bis Mitte November zu sehen.Foto: C. Yaman

Medienkunst der US-Amerikanerin Lynn Hershman Leeson in der Sammlung Falckenberg.

von Cetin Yaman
Die Deichtorhallen Hamburg zeigen in ihrem Ableger in Hamburg Harburg, in der Sammlung Falckenberg, vom bis zum 15. November 2015 die erste umfassende Retrospektive, die nicht nur einen Überblick über alle Schaffensphasen von Lynn Hershman Leeson gewährt, sondern auch die neuesten Produktionen der innovativen Künstlerin präsentiert.
Lynn Hershman Leeson (geboren 1941 in Cleveland, Ohio, USA) gehört zu den ersten und auch einflussreichsten Medienkünstlerinnen. Innerhalb der vergangenen vier Jahrzehnte hat sie in den Bereichen Fotografie, Video, Film, Performance, Installation und interaktiver sowie netzbasierter Medienkunst Wegweisendes geleistet. Hershman Leeson, die sich zunächst der Performance- und Konzeptkunst zuwandte, begann ihre Karriere in den späten 1960er-Jahren. Ihre innovativen Arbeiten behandeln Themen, die mittlerweile als Schlüssel zu gesellschaftlichen Fragestellungen zu verstehen sind: Die Beziehungen zwischen Mensch und Maschine, die Konstruktion von Identität, Überwachung, die Beziehung des Realen zum Virtuellen sowie die Nutzung der Medien als Werkzeug gegen Zensur und politische Unterdrückung. Außerdem ist sie eine starke Stimme innerhalb der feministischen Bewegung.
Ihre bekannteste Werkreihe, »Roberta Breitmore« (1973–1978), wird bestimmt von der gleichnamigen Kunstfigur. Als eine Art Klon der Künstlerin wird deren Leben von 1973 bis 1978 in Echtzeit und in der realen Außenwelt inszeniert − Roberta Breitmore wird überwiegend von Hershman Leeson selbst verkörpert, aber auch teilweise simultan von drei anderen Frauen. Kunst und Wirklichkeit werden in dieser Figur ununterscheidbar miteinander verbunden. Mit Roberta Breitmore hat Hershman Leeson der Idee einer künstlerisch konstruierten Identität eine Form gegeben und damit die virtuellen Welten von »Second Life« um viele Jahre vorweggenommen.
Das Themenspektrum, das Hershman Leeson durch ihre Kunstfigur Roberta Breitmore behandelt − es kreist um Identität und Sexualität, um das Verhältnis der Betrachterin zu ihrem individuellen Gegenüber, Interaktivität und Performativität − wurde von der Medienkünstlerin auch in vielen weiteren Werken aus anderen Perspektiven aufgegriffen und weiterentwickelt. So etwa bei dem ersten interaktiven Werk auf Videodisk, »Lorna« (1983–1984). Auch der Film »Teknolust« (2002, unter anderem mit Tilda Swinton) hat Cyber-Identität, künstliche Intelligenz, Klonen sowie die Entkopplung von Sexualität und menschlicher Fortpflanzung zum Thema. In ihren jüngsten Arbeiten beziehtHershman Leeson nicht nur Roboter und Massenkommunikationsmittel wie Smartphones mit ein. Sie rückt beispielsweise mit der erstmals präsentierten Installation »Infinity Engine« (2014) au ch neueste wissenschaftliche Entwicklungen auf dem Gebiet der Genetik und der regenerativen Medizin in den Fokus – einschließlich 3-D-Biodrucker, die Teile des menschlichen Körpers nachbauen können.

Dies ist eine Ausstellung des ZKM – Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Kooperation mit den Deichtorhallen Hamburg.
Die Ausstellung ist als Special Show im Rahmen der Triennale der Photographie Hamburg vom 18. bis 28. Juni 2015 zu sehen.

 

Öffnungszeiten und Führungen
Donnerstag und Freitag 18.00 Uhr, Samstag 12.00 und 15.00 Uhr, Sonntag 12.00, 15.00 und 17.00 Uhr
Anmeldung ist erforderlich. Individuelle Führungen für Gruppen und Schulklassen sind nach Absprache möglich.

Anmeldung und Information unter: www.deichtorhallen.de/fuehrungen.
Neue Email-Adresse: sammlungfalckenberg@deichtorhallen.de,
Telefon: 040/32506762

Sammlung Falckenberg | Deichtorhallen Hamburg
Wilstorfer Straße 71, Tor 2
21073 Hamburg Harburg
www.deichtorhallen.de