Laieszhalle: Generation Z überrollt die Klassikwelt

Gruppenfoto mit Eva GevorgyanDas Konzert von Eva Gevorgyan (2.v.li.) begeisterte alle, da waren sich Konzerttechniker Arimune Yamamoto, Dirigent Tigran Mikaelyan und KAWAI-Botschafterin Anne-Sophie Desrez einig. Foto: Cetin Yaman

Gerade mal volljährig – die Pianistin Eva Gevorgyan brilliert in der Hamburger Laeiszhalle.

Mit 18 Jahren schon die Klassikwelt – sowohl das Publikum als auch die Kritiker – zu begeistern, ist eine Errungenschaft, die etwas bedeuten will. Der 18-jährigen Pianistin Eva Gevorgyan aus Moskau ist dieses Kunststück gelungen. Am vergangenen Wochenende konnte sich das Hamburger Publikum bei ihrem Auftritt mit der Neuen Philharmonie Hamburg in der Laeiszhalle selbst davon überzeugen, ob diese Vorschusslorbeeren gerechtfertigt waren.

Ein Konzertabend mit viel Dynamik und exzellenter Technik

Eva Gevorgyans Beherrschung von Technik und Dynamik prägt ihre subtile Aufführung von Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur, KV 488, komponiert im Jahr 1786. Ihr nuanciertes Spiel hat eine leichte Eleganz mit hervorragenden Balancen zwischen dem Orchester und der Solistin. KV 488 ist eines der wenigen Mozart-Klavierkonzerte mit Mozarts eigener ausgeschriebener Kadenz für den ersten Satz; Gevorgyans Darbietung der Kadenz ist flammend romantisch und nutzt den dynamischen Bereich und die Kraft des modernen Shigeru Kawai-Flügels voll aus. Der zweite Satz beginnt mit Soloklavier in einem Siciliano-Rhythmus.

Eva Gevorgyan am Shigeru Kawai-Konzertflügel SK-EX
Die 18-jährige Pianistin mit den langen Haaren, Eva Gevorgyan, hochkonzentriert an ihrem Instrument,
einem Shigeru Kawai-Konzertflügel SK-EX (278 cm). Foto: Cetin Yaman

Das Orchester Neue Philharmonie Hamburg setzt mit einer munteren Vitalität ein, die während des gesamten Satzes konstant bleibt. Die junge Musikerin hat insgesamt einen weichen, manchmal lieblichen Vortrag und geht dabei mit ihrem Oberkörper ganz nah an die Tasten ran. Obwohl sie sehr zart spielt, geht sie dank einer feinen Abstimmung nicht im gesamten Orchesterklang unter.

Im krassen Gegensatz zur vorhergehenden Musik startet das Soloklavier sofort in den ungestümen dritten Satz. Dieser ist ein Rondo, kombiniert mit einer Sonaten-Allegro-Form, wodurch die Durchführung und Reprise sich mehr der Wiederkehr des Rondo-Themas ähneln. Die Pianistin Gevorgyan macht daraus – mithilfe der gut aufgelegten Neuen Philharmonie Hamburg unter der Leitung von Tigran Mikaelyan – ein schäumendes Fest.

Dirigent Tigran Mikaelyan und die Neue Philharmonie in der Laiszhalle
Dirigent Tigran Mikaelyan und die Neue Philharmonie gefielen auch mit den weiteren Aufführungen des Abends: von Wolfgang Amadeus Mozart gab es zu Beginn die Ouvertüre zu »Mitridate, Rè di Ponto« KV 74a, nach der Pause von Franz Schubert die Sinfonie Nr. 5 B-Dur D 485 und als Zugaben Werke von Elgar und Schostakowitsch. Foto: Cetin Yaman

Ein begeistertes Publikum

Verdienterweise gibt es stehende Ovationen des begeisterten Publikums für die in gold-gelbem Kleid auftretende Pianistin Eva Gevorgyan. Auch die beiden Zugaben – Italienische Polka von Rachmaninoff sowie die Ginsburg-Paraphrasierung der Figaro’s Aria aus dem Barbier von Sevilla von Rossini – überzeugen vollends.

Am Ende gab es überall hoch zufriedene Gesichter:

„Dank der erfolgreichen Kooperation zwischen Shigeru Kawai Europa und Tigran Mikaelyan, Dirigent der Neuen Philharmonie Hamburg, konnten wir dieses fabelhafte Klavierkonzert mit Eva Gevorgyan organisieren“,

so die Shigeru Kawai-Botschafterin Anne-Sophie Desrez.
Eva Gevorgyan
Die 18-jährige Pianistin Eva Gevorgyan, an ihrem Instrument, einem Shigeru Kawai-Konzertflügel SK-EX. Foto: Cetin Yaman

Der Shigeru Kawai-Konzertflügel kam extra aus Krefeld

Zu diesem Zweck wurde extra für diese Aufführung ein Shigeru Kawai-Konzertflügel SK-EX (278 cm) von der Shigeru Kawai Europa-Zentrale in Krefeld nach Hamburg transportiert. Arimune Yamamoto, persönlicher Konzerttechniker des international gefeierten Pianisten Mikhail Pletnev, kam eigens in die Hansestadt, um den SK-EX vor Ort im Grossen Saal der Laeiszhalle zu stimmen. Ein Aufwand, der sich auch nach Meinung des Dirigenten Mikaelyan gelohnt hat:

„Der SK-EX hat wunderbar im Großen Saal geklungen. Der große Shigeru Kawai-Flügel SK-EX hat einfach perfekt für das Piano Concerto von Mozart gepasst“.

Über Eva Gevorgyan

Zu der Künstlerin ist zu sagen, dass sie Klavierstudentin am Staatlichen Tschaikowsky-Konservatorium Moskau in der Klasse von Natalia Trull ist, außerdem Stipendiatin der International Academy of Music in Liechtenstein. Ihre Fähigkeiten perfektionierte Eva Gevorgyan an der International Piano Academy „Lago di Como“ in Italien unter der Leitung von Stanislav Ioudenitch, William Grant Naboré und Dmitri Bashkirov.

Sie nahm an Meisterkursen teil, die unter anderem von Paul Badura-Skoda, Pavel Gililov, Grigory Gruzman, Piotr Paleczny und Boris Petrushansky geleitet wurden. Sie trat bei zahlreichen Festivals auf, darunter das Verbier Festival, das Internationale Chopin-Festival in Duszniki-Zdrój oder das Music Fest Perugia. Eva war auch Preisträgerin des ICMA Discovery Award – 2019 International Classical Music Awards. Insgesamt hat Eva mehr als vierzig Preise und Auszeichnungen bei Wettbewerben für Klavier und Komposition u.a. in den USA, Deutschland, Italien, Spanien, Polen, Russland erringen können, darunter den Ersten Preis der Cleveland International Piano Competition for Young Artists (inkl. Sonderpreis der Jury für die beste Bach-Interpretation und den Sonderpreis des Canton Symphony Orchestra), den Ersten Preis des Robert Schumann Klavierwettbewerbs in Düsseldorf, den Zweiten Preis und Sonderpreis der Kritik bei der Cliburn Junior International Piano Competition, Grand Prix und Sonderpreis für die beste Chopin-Interpretation der Chicago International Music Competition und den Ersten Preis der Jeune Chopin International Piano Competition im schweizerischen Martigny.

von Cetin Yaman