Heaven 17 lassen die 80er im Planetarium wiederauferstehen

Heaven 17 SängerHeaven 17 im Hamburger Planetarium Foto: Cetin Yaman

Stimmungsvoller und optischer Genuss – das Synthie-Pop-Revival und „Sorry for Brexit!“ mit Heaven 17

von Cetin Yaman
Eine Empfehlung als schöne Konzertstätte gab neulich das kürzlich renovierte Hamburger Planetarium ab. Bei dem Auftritt der britischen Hit-Band aus den 80ern Heaven 17 erwies sich der runde Saal sowohl in optischer als auch akustischer Sicht als bestens geeignet für stimmungsvolle Abende. Zwar hätte man in solch einer Umgebung nicht unbedingt eine Synthie-Pop-Formation, sondern eher ein Ensemble mit Schwerpunkt auf sphärische Klänge à la Pink Floyd vermutet, doch live zeigten sich die universalen Qualitäten des Saals mit imitiertem Himmelsgewölbe.

Ganz so falsch lag man mit dem Thema Sterne allerdings nicht, denn nichts weniger als diese wollten so einige Pop-Musiker in dem Jahrzehnt der glamourösen Musik für ihre Fans herunter holen. Eine der bekanntesten Gruppen der 80er waren die Human League, die von Martyn Ware mit gegründet wurden. Und mit deren Song „Circus of Death“ fing das Konzert an, den Schlusspunkt des Abends setzte ebenfalls ein Human League-Klassiker: „Being Boiled“ brachte das Planetarium am Ende zum Siedepunkt. Dazwischen aber natürlich jede Menge Heaven 17-Hits, von denen „Temptation“ es in Deutschland damals auch fast in die Top Ten geschafft hatte (er landete auf Rang 11). „(We don’t need that) Fascist groove thang“ hat im vergangenen Jahr eine erneute Blüte erlebt, in den USA wurde es zur Hymne aller Trump-Gegner. Auch das Hamburger Publikum zeigte sich begeistert angesichts der Frische dieser Komposition.

Heaven 17 Sänger

Heaven 17 im Hamburger Planetarium Foto: Cetin Yaman

Faszinierende Stimme von Glenn Gregory

Dass die Stimme von Glenn Gregory mit den Jahren nichts an ihrer Faszination verloren hat, wurde in der Cover-Version von David Bowie’s „Life on Mars“ deutlich. Ein zwischen hell und dunkel oszillierender Tenor, der zuweilen durchaus an den im vergangenen Jahr verstorbenen „Major Tom“ (Alias von David Bowie) erinnert. Ein weiterer Höhepunkt war das melancholisch-bewegende Duett „You’ve lost that loving feeling“ von den Righteous Brothers. Ware und Gregory ließen damit die Herzen der Damen im Raum dahinschmelzen.

Liebe war aber nie das einzige Thema von Heaven 17, sie waren stets politisch ambitioniert. Davon zeugen die Songs „Crushed by the wheels of industry“, „I’m your money“ und “Play to win”. Allerdings vergaßen sie dabei in bester britischer Pop-Tradition nie, dass eine Botschaft auch eine gute Verpackung braucht. Ihr Melodien-Reichtum und ihr tanzbarer Groove ließen bei den Fans nie die Assoziation aufkommen, dass sie nun – im Gegensatz zu manch deutschen Pop-Produktionen aus dem linken Spektrum – eine Lektion erhalten würden. Ein weiteres Highlight des Abends war der kristallklare und dennoch kräftige Gesang von Rachel Mosley, deren Version von „Temptation“ in nichts dem Original von Carol Kenyon aus dem Jahre 1983 nachstand.

Disco und Progressive Rock waren wichtige Einflüsse für Heaven 17

Im tagsüber vor dem Konzert geführten Interview mit ganz-hamburg.de machte Martyn Ware keinen Hehl daraus, dass alle Bandmitglieder damals stark von der Disco-Szene beeinflusst gewesen sind. „Aber auch Progressive Rock zogen wir uns rein“, so Ware weiter, „das war ja zu der Punk- und New Wave-Zeit etwas verpönt, aber selbst Johnny Rotten von den Sex Pistols war damals ein großer Fan von Van der Graaf Generator, hatte er aber öffentlich nie zugegeben“.

Neben der mitreißenden Musik sorgten ebenso die witzigen Sprüche von Ware und Gregory für gute Laune bei den Planetarium-Besuchern, der beste davon: „Sorry for Brexit!“.