Jetzt müssen wir laut werden – Start der bundesweiten Aufklärungskampagne #schüttelntötet über Schütteltraumata bei Kindern

Macher von #schüttelntötet#schüttelntötet - Johannes B. Kerner, Imme Adler, Dragana Seifert, Müller, Jan Sperhake (vl) Foto: Rieke Schulz

Die Hamburger API Kinder- und Jugendstiftung präsentiert die Kampagne  #schüttelntötet

Im Seziersaal des Medizinhistorischen Museums des Universitätsklinikums Hamburg herrschte andächtige Stille. Johannes B. Kerner moderierte eine 60-minütigen Inszenierung, moderiert von in der die API Kinder- und Jugendstiftung ihre bundesweite Plakat-, Online- und Kinokampagne #schüttelntötet erstmals der Öffentlichkeit vorstelle. Ziel ist, tödliche Schütteltraumata bei Säuglingen und Kleinkindern zu verhindern.

Das Schütteltrauma-Syndrom zählt zu den schwersten Misshandlungen an Säuglingen und Kleinkindern. Ein kleines Kind darf man nie schütteln.  Denn es könne sehr schnell zu neurologischen Schäden kommen.

„Das ist wie ein Beben im Kopf“, so Dr. med. Klaus Püschel. Und Professor Jan Sperhake fügt hinzu: „Eigentlich müsste jedem Erwachsenen klar sein, dass heftiges Schütteln eines Babys oder Kleinkindes nahezu zwangsläufig zu schweren inneren Kopfverletzungen führen muss.“

Die engagierte Vorsitzende der Stiftung, Imme Adler, und ihre Töchter Mika, Julie und Mandy erarbeiteten drei Jahre lang mit den Rechtsmedizinern PD Dr. Dragana Seifert und Prof. Dr.
Jan Sperhake das Herzstück der Kampagne.

„Wir wirken im Hintergrund, ebnen Wege und sind leise. Jetzt aber müssen wir laut werden. Denn wir haben zu tun mit einer Thematik, die es nicht mehr gestattet zu schweigen oder gar so leise zu reden, so dass es keiner hört“, so Imme Adler.

Zweihundertfache Kindertötung

Die Zahlen sind bestürzend und beschämend. Jährlich müssen rund 200 Kinder sterben. Sie sind Opfer ihrer wütenden Eltern, die in durch Überforderung, Verzweifelung und Unwissenheit geschüttelt lebensgefährlich verletzt haben. Jedes fünfte geschüttelte kleine Kinder stirbt! Zwei Drittel der Kinder lebt schwerstbehindert weiter. Dazu kommt, die Dunkelziffer ist hoch, denn oftmals deckt das Umfeld die Eltern. Das kommt in allen Schichten der Bevölkerung vor. Doch schlechte soziale Verhältnisse, zerrüttete Familien, Alkohol- und Drogenmißbrauch sind Risikofaktoren.

#schüttelntötet 

Der Produzent Felix Müller hat mit dem aus Schweden stammenden Creative und Art Director Kalle Haasum und dem Texter Alexander Schierl die sensibel deklinierte Aufklärungskampagne #schüttelntötet entwickelt. In fünf verschiedenen (Bewegt-)Plakaten, die bis Weihnachten in Berlin, Hamburg, Köln, Bremen und Bremerhaven gehängt werden, und einem 45-sekündigen Kinospot geht es um Wut und Verzweiflung, es geht um Menschen aller gesellschaftlicher Schichten, die die Kontrolle über sich und die Situation verlieren.

Wenn Kinder tagelang nicht aufhören zu schreien, liegen die Nerven blank. Und genau hier spricht die API-Kampagne ein unerwartetes Wort: Man gratuliert all denjenigen, die etwas anderes gemacht haben in ihrer Wut. Denn alles andere ist besser als Wut am Kind auslassen. Alles ist besser als ein Kind zu schütteln. Ein fröhliches Kinderlied begleitet die Bilder einer teilzerstörten Wohnung vom zersplitterten Fernseher, einer gebrochenen Computertastatur bis hin zum vollem Aschenbecher auf dem Balkon. Alles hinterlässt beim Betrachter ein süss-saures, sehr ambivalentes Gefühl: Betroffen, weil eben fast etwas Schlimmes passiert wäre. Erleichtert, dass eben nichts Schlimmeres passiert ist.

Noch bis Weihnachten wird die Kampagne #schüttelntötet andauern und in Deutschland für viel Gesprächsstoff sorgen.

Mehr Informationen unter www.api-stiftung.de