Eine Claudia Obert als Bundeskanzlerin würde Deutschland nicht schaden

Claudia Obert im Restaurant La ChanceClaudia Obert beim INTERVIEW LUNCH im französisch-orientalischen Restaurant LA CHANCE (Hamburg-Neustadt). Foto: Cetin Yaman

Der Hamburger Reality TV-Star zeigt sich im INTERVIEW LUNCH kämpferisch.

Die Skandal-Nudel Claudia Obert kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen – aber dies durchaus nicht ungewollt… Denn wie man weiß, muss man heutzutage auch als Promi ständig on the scene sein, will man nicht schnell vergessen werden. Der Reality TV-Star beherrscht das Spiel mit der Öffentlichkeit und präsentiert sich zur Zeit medienwirksam mit einem etwa 40 jüngeren Lover.

Der Autor traf sich mit der im Privatleben als Modeunternehmerin tätigen Hamburgerin und nahm sich deswegen im Rahmen von THE INTERVIEW LUNCH ganz andere Themen vor. Wahrscheinlich zur Überraschung nicht weniger Leser zeigte sie im ausführlichen Gespräch (volles 5-Gänge-Menü!) im Restaurant LA CHANCE in der Hamburger Neustadt ihre politisch aktive Seite. Das Ganze gipfelte in der Aussage der 60-Jährigen, dass mit ihr als Staatsoberhaupt dieses Land erstmal eine komplette Neuaufstellung bekommen würde. Aber alles der Reihe nach…

Claudia, du bist ein großer Star, das merkt man schon wenn man auch nur 10 Minuten mit dir gemeinsam auf der Straße läuft. Ständig werden Wünsche nach Selfies mit dir geäußert, wie lebt es ich mit so einer großen Popularität?

Ich fühle mich super-wohl dabei und bin total begeistert davon, dass mich alle 50 Meter jemand anspricht, weil die mich alle geil finden. Die Menschen finden mich cool so wie ich in der Öffentlichkeit bin. Viele Frauen rufen mir am Bahnhof hinterher: „Claudia, ich liebe dich! Ich will so werden wie du“. Da fühle ich mich in meiner Art, so wie ich bin, bestärkt.

Ebenso konnte ich auch beobachten wie unkompliziert du mit solchen Wünschen umgehst und sofort darauf eingehst. Und das nicht gespielt, weil ein Pressevertreter anwesend war, sondern weil es dir offensichtlich auch Spaß macht.

Man kann sagen, das ich komplett uneitel bin. Natürlich lege ich nochmal Lippenstift auf, wenn mich Profi-Fotografen ablichten wollen. Aber was zum Beispiel Fotos nachbearbeiten für Social Media angeht, mit Filter drauflegen und solche Dinge, habe ich keine Ahnung wie das überhaupt funktioniert. Ich habe gottseidank keine Krampfadern, keine Besenreißer, keine Falten, bin einmal geliftet, aber mich kann jeder fotografieren, so wie ich in dem Moment da stehe und aussehe. Ob nass mit dem Fahrrad durch den Regen unterwegs oder sonstwie, ich habe keine Probleme damit.

Claudia-Obert in ihrem Hamburger Geschäft
Die geräumigen Geschäftsräume des Fashion Stores von Claudia Obert in der Hamburger City (Stadthausbrücke 1-3). Hier bietet sie eine große Auswahl an „Luxus clever“-Mode, unter anderem das Outfit von „Herzensangelegenheiten“, das sie auf diesem Foto anhat. Foto: Cetin Yaman

Im Fernsehen – frei Schnauze seine Meinung sagen

Auffallend ist auch, dass deine Berühmtheit sich quer durch alle Generationen durchzieht. Eine Mutter wollte gerade ein Foto mit dir, aber auch ihre Kinder, so um die 10 bis 12 Jahre alt. Dein kumpelhafter Umgang mit anderen Menschen kommt gut an.

Ja, auch Kinder lieben es wenn jemand im Fernsehen so frei Schnauze seine Meinung sagt und sich so verhält wie sie selber es für OK empfindet.

Du bist durch das Fernsehen zum Star und durch deine Art für viele Menschen sowas wie eine persönliche Bekannte geworden – obwohl sie dir nie im richtigen Leben begegnet sind. Neulich wurde sogar in der RTL-Quiz-Show „Wer wird Millionär?“ die Frage gestellt: „Was macht Claudia Obert beruflich?“.

Das fing bei mir schon mit 3 Jahren an, da war ich im Sandkasten der Star und das hat sich durchgezogen bis jetzt. Ich bin eben ein bisschen laut, ein bisschen schrill, eine richtige „Rampensau“ eben. Aber, was ganz wichtig ist, ich mache meine Scherze nicht auf Kosten anderer – und schon gar nicht auf Kosten Schwächerer, das mag ich überhaupt nicht. Ich bezeichne mich selbst als absoluten Menschenfreund und nur wenn jemand mit mir den Streit sucht, dann kann er den auch haben.

Ein Selfie mit Claudia Obert in der Neustadt
300 Meter Fußweg, 5 Selfie-Anfragen: Claudia Obert ist sehr populär. Foto: Cetin Yaman

Dieser Respekt vor allen Menschen, ist das dein Erfolgsgeheimnis?

Das ist kein Geheimnis. Ob mir ein Arbeiter von der Müllabfuhr oder der Präsident von Amerika entgegentritt, ich behandle alle gleich. Doch wie gesagt, wenn mich einer blöde anmacht, weiß ich mich auch schon zu wehren. Oder wenn es zu nervig wird, zieh ich mich einfach zurück, was soll ich mich damit abgeben.

Lass uns mal zurückkommen zu der Quizfrage bei Günter Jauch: „Was macht Claudia Obert im richtigen Leben?“. Wir wissen natürlich die Antwort, du bist eine Modeunternehmerin und zwar eine erfolgreiche, seit über 30 Jahren.

Ja, ich bin auch sehr fulminant gestartet, hatte auch gleich zwei Läden in Hamburg und Berlin. Aber dann lief es ganz wie im schönen Gedicht von Joachim Ringelnatz:

„In Hamburg lebten zwei Ameisen,
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Denn auf den letzten Teil der Reise.“

(sagt es auswendig auf!)

Ich wollte Hunderte von Läden aufmachen, ich hatte Ideen von Hamburg bis Hollywood, aber das Ganze hat dann auch mit unendlich viel Stress zu tun. Man braucht Mitarbeiter und Angestellte, das Finanzamt stranguliert einen und die Bürokratie packt dich am Kragen und so weiter.

Mittendrin hab ich dann die Waffen gestreckt und zu mir selbst gesagt: ‘Ich hab jetzt Hamburg und ich hab Berlin, kann davon gut leben. Ich kann auch nicht mehr als ein Schnitzel am Tag essen und nicht mehr als ein paar Gläser Wein trinken.’ Und da ließ ich dann meine Expansionspläne sein. Sonst könnte ich zum Beispiel auch nicht mittags zum Interview mit dir hier sitzen. Als Groß-Unternehmerin verzigfachen sich die Ansprüche an dich und deine Arbeitsleistung – und am Ende macht das Finanzamt die Hand auf…

Man merkt, du stehst auf Kriegsfuß mit einigen staatlichen Institutionen!

Und weil wir uns hier gerade in einem Restaurant befinden, im La Chance, übrigens gleich bei mir ums Eck, kann ich nur sagen: Hut ab vor eurer Leistung! Bis spät in die Nacht im Laden stehen und am nächsten Tag dann das gleiche nochmal von vorn, das verdient Respekt. Lange Rede, kurzer Sinn: Man muss den Tag nutzen, Arbeit ist wichtig, aber man muss auch schön Essen gehen, einen guten Wein trinken, und wenn es sich ergibt, auch einen schönen Mann küssen!

Keep it simple

Zu deinen Fashion Stores: deine Firma heißt ja nicht umsonst „Lean Selling“, was genau ist das Konzept dahinter?

Es geht darin um die Art des Verkaufens, wir haben alles schlank gehalten. Die Mode wird bei uns auf schlichten Holztischen präsentiert, wir haben keinen Marmorfußboden, keine goldenen Türklinken und solche Sachen.

„Keep it simple“, doch die Ware ist wahnsinnig gut. Hier in diesem Restaurant ist es natürlich anders, da hält man sich bis zu drei Stunden auf, da muss es schon toll aussehen, mit Kristalleuchtern und allem Drum und Dran. Wir halten in unserem Store an der Stadthausbrücke alles viel einfacher, aber die Mode ist hochwertig. Das Outfit, das ich heute zum Beispiel anhabe und wo du mich gefragt hast, ob das von Dolce & Gabbana  ist, ist eine von uns präsentierte Marke, „Herzensangelegenheiten“.

Da muss man schon selbst einen hoch entwickelten Geschmack besitzen, um solche Labels aufzuspüren!

Genau so ist es, ich besitze in dem Punkt eine Nase wie ein Trüffelhund für Sachen, die nach super Brands aussehen, aber zum Beispiel nur 500 Euro kosten und nicht 3000 Euro. Das ist unsere Philosophie des „Lean Selling“, der Laden selber heißt „Claudia Obert Luxus clever“.

Und das steht dann für?

Ich kaufe also clever für meine Kundinnen die Ware ein und die wiederum erhalten Luxus für clevere Preise. Es kommt auf das Preis-Leistungs-Verhältnis an, wie überall. Wenn das Restaurant hier 30 Euro für ein Gericht verlangt, dann muss es sich auch im Geschmack widerspiegeln, sonst komme ich nie mehr wieder. Und bei uns im Fashion Store gilt das gleiche Prinzip: man muss clever und gut sein.

Auch Getränke gibt es von dir…

Ja, wir haben eine eigene Sektmarke, diese wird von einem Winzer in der Nähe von Stuttgart hergestellt. Der eigentliche Gedanke dahinter ist, dass unsere Kundinnen im Laden gleich etwas zum Trinken erhalten sollen. Sie sind unterwegs in der City und da ist es doch schön, wenn sie einen Sekt angeboten bekommen – und wahlweise gibt es natürlich auch nicht-alkoholische Drinks wie Rhabarber- oder Apfelschorle.

Ich habe ein tolles Team

Wie ist es eigentlich, erwarten da nicht viele Kundinnen, dass sie dich persönlich im Laden antreffen werden? Und dass das ja bei deinem Terminkalender natürlich gar nicht gehen kann?

Dafür hab ich ein tolles Team. Die müssen alle so sein wie ich: bisschen doof darf man gelegentlich sein, aber schlecht drauf geht gar nicht. Fehler darf man machen, was soll’s, wir sind alle nur Menschen, auch mir unterlaufen Fehler, aber schlechte Laune verbreiten ist ein absolutes no-no. Doch ich kann mich glücklich schätzen, ich habe ganz fantastische Mitarbeiter, die sehr viel Ahnung davon haben, wie man Kunden bedienen muss.

Auf Social Media bist du ebenfalls unterwegs. Wie wichtig ist das für deinen Unternehmenserfolg?

Das mache ich eigentlich mehr just for fun und wenn ich ganz ehrlich sein soll: weil alle das machen, mach ich das jetzt auch! (lacht) Und mich interessieren nach wie vor die Gespräche im richtigen Leben viel mehr als zum Beispiel die Kommentare auf Instagram.

Lass uns mal zum Show-Business zurück kommen. Du bist zwar sehr häufig im TV zu sehen, aber du hast auch deine Grenzen, eine Teilnahme am Dschungelcamp hast du abgesagt. Erzähl uns doch bitte mal den wahren Grund dafür!

Weil ich Feinschmecker bin! Und weil der Schampus dort garantiert nicht kalt genug ist! Wenn die das Dschungelcamp in St. Tropez an der berühmten Promenade machen, bin ich gern dabei. Die Location muss geändert werden und natürlich auch die Verköstigung.

Aber liebe Claudia, dann ist es aber auch nicht mehr ein Dschungelcamp, denn in Südfrankreich befindet sich kein Dschungel…

Ich hab da einfach keinen Bock drauf, das ist wie mit dem Heiraten. Die könnten mir 10 Millionen anbieten und ich würde keinen Wurm essen, da würde ich mich so schütteln, das brächte ich nicht runter. Als Kind hatte ich schon die zu lange gekochte Milch verweigert, wenn da eine Haut drauf war. Oder wenn eine Tomate zu weich ist, esse ich sie auch nicht. Im Prinzip bin ich in Bezug auf Essen sehr offen, aber es muss gut sein. Keine Würmer, keine Schlangen, keine anderen irgendwelchen Viecher, da steige ich aus. Ich bin da Feinschmeckerin.

Aber es sind ja noch andere Faktoren bei dieser Show zu berücksichtigen. Die anderen Teilnehmer im Dschungelcamp sind ja auch, sagen wir es mal dezent: teilweise schon etwas skurril. Das hat dich nicht von einer Teilnahme abgehalten?

Ach, dass ich da mit bemitleidenswerten Gestalten abhängen müsste, das würde ich schon aushalten und das ist ja auch irgendwie originell.

Claudia Obert mit Yvonne Woelke und Dany Michalski
Dass der Reality TV-Star ein großes Herz hat, bewies sie erst neulich auf einer Ukraine Charity Art Auktion in Hamburg, auf der sie einige Werke ersteigerte. Mit ihr auf dem Foto, links: Schauspielerin Yvonne Woelke, und rechts: Model und TV-Moderatorin Dany Michalski. Foto: Cetin Yaman

Ein guter Bekannter von dir, der Hamburger Ex-Senator Ronald Schill, hat ja da auch mitgemacht…

Ja, Ronald ist immer gern genommen, letzte Woche hatte ich eine Party gemacht bei Wollenberg und da war er auch mein Gast. Abgesehen davon denke ich, dass mein Bedarf an solchen Trash-Shows schon inzwischen abgedeckt ist, ich brauche das nicht mehr. Auch diese sportlichen Shows wie „Let’s Dance“ sind nichts für mich. Ein guter  Bekannter von mir ist Turniertänzer, der hat es schon versucht, mir das richtig gute Tanzen beizubringen, so à la „1, 2, Tap…“, das liegt mir einfach nicht, hab ich einfach keinen Bock auf sowas. Sport ist nicht mein Ding, ich fahre viel Fahrrad, das reicht.

Hat deine Skepsis gegenüber gewissen TV-Formaten damit zu tun, dass du mal vor ein paar Jahren in der Show „Profis unter Palmen“ so übel gemobbt wurdest?

Ganz ehrlich: die hätten mir keinen größeren Gefallen tun können, unter anderem dieser eine Typ von Only Fans, irgendwie ein Porno-Star oder so was. Das, was in einer Show so passiert, nehme ich mir prinzipiell nicht so zu Herzen. Doch habe ich hinterher in der Öffentlichkeit so viel Zuspruch erhalten, so viele Menschen haben mich unterstützt.

Eines Abends auf Ibiza in einem Restaurant kam ein kleines Mädchen – mit der Mutter im Schlepptau – zu mir und meinte: „Ich habe dich im Fernsehen gesehen, die waren so böse zu dir. Geh da bloß nie wieder hin!“. Nach diesem Vorfall in der TV-Show haben mich hinterher alle geliebt, ich erhielt zwei ganze Seiten im Spiegel und selbst die schlugen sich auf meine Seite. Sterne-Koch Michael Wollenberg sagte zu mir: „Ich wär am liebsten mit der Axt ins Fernsehstudio gekommen und hätte dich da rausgeholt“. Also, was ich da an Sympathien gewonnen hatte, war schon enorm. Da war die Grenze überschritten, aber sie taten mir wie gesagt damit sogar einen Gefallen. 

Gibt es in 2022 weitere TV-Shows mit deiner Beteiligung?

Ja, zwei Sachen sind am Start, aber das allermeiste habe ich abgesagt. Ich muss mich auch mal wieder um mein Geschäft und um mich selbst kümmern. Außerdem trifft man auch in der TV-Welt immer wieder die gleichen Gesichter, man muss da aufpassen, dass man es sich selbst nicht zu langweilig macht. Stellt euch vor, im Dschungelcamp würde ich da mit euch und anderen Schwachmaten sechs Wochen lang abhängen…

Vielen Dank für das Kompliment, Claudia! (allgemeines Gelächter)

Kommen wir zum Schluss zu einem Bereich, von dem nicht viele wissen, dass du darin aktiv bist, nämlich zur Politik. Seit Kurzem bist du wieder CDU-Mitglied, möchtest du noch mehr tun als lediglich Mitglied einer politischen Partei zu sein?

Eigentlich schon, aber das ist natürlich auch alles sehr zeitintensiv, man kann das nicht so nebenbei machen. Da fehlt mir letztendlich wahrscheinlich die Euphorie und das Durchsetzungsvermögen dafür, es zu einer nennenswerten Polit-Karriere zu bringen.

Claudia Obert mit Caglar Bozkurt und Dzemazi Saini
Caglar Bozkurt (li.) und Dzemazi Saini waren die Gastgeber des INTERVIEW LUNCH. Claudia Obert
gefielen Essen und Optik des Restaurants ziemlich gut. Foto: Cetin Yaman

Was sind es denn für Momente, in denen du dir denkst, da müsste ich jetzt auch mal politisch aktiv werden?

Bleiben wir doch ganz konkret da wo wir sind: hier im Restaurant. Da muss ich für Geschäftsessen einen sogenannten Bewirtungsbeleg ausfüllen und von diesem Betrag  netto 30 Prozent selber bezahlen, den Eigenanteil. Weil ich ja zuhause essen könnte und so weiter, so die offizielle Begründung. Das ist so krank im Kopf, das wäre auch für die Gastronomiebranche eine sehr wichtige Maßnahme, wenn das abgeschafft werden würde. Essen und Trinken ist auch für die Geschäftswelt so wichtig.

Claudia Obert mit Eve Sidikowa
Den Reality TV-Star sieht man häufig auf Promi-Events in der Hansestadt: hier bei einer Boxveranstaltung von Universum in Hamburg-Wilhelmsburg mit Freundin Eve Sidikowa. Foto: Cetin Yaman

Kannst du an einem konkreten persönlichen Beispiel schildern?

Gern, in meinen Zwanzigern habe ich für ein weltweit tätiges Unternehmen in Frankreich gearbeitet gehabt. Wir hatten da sehr häufig Geschäftsessen mit wichtigen Geschäftspartnern aus den USA – und am nächsten Tag haben sie dann alle immer unterschrieben. Sonst würde es ja zum Beispiel auch nicht die aufwendigen Staatsbanketts geben.

Den Jungfernstieg sperren, wie kommen die dazu?

Gibt es noch mehr, das dir am derzeitigen Staat nicht passt, weil du dich gerade so warm redest in dem Punkt?

Jede Menge: Fahrtenbuch, völlig überflüssig; Scheinselbstständigkeit, wie sich das schon anhört! So könnte ich dir noch an die 50 Punkte aufführen, die dringend geändert und vereinfacht werden müssten. Aber da müssen auch wieder Anträge ausgefüllt und irgendwo eingereicht werden, null Lust auf sowas.

Und was würdest du in Hamburg anders machen?

Die ganze Städteplanung: einfach zum Gruseln! Den Jungfernstieg sperren, wie kommen die dazu?

Anmerkung der Redaktion: just in dem Moment als Claudia sich weiter in Rage redet, kommt das Essen auf den Tisch, für sie gibt es Seelachsfilet („Oh ja, das sieht gut aus!“) und ihre Stimmung mildert sich wieder etwas.

Trotz all deines Polit-Frusts könntest du dir vorstellen, dass du dich mal für ein politisches Amt aufstellen lässt?

Ja, warum nicht. Aber aufstellen lassen reicht ja nicht, man muss ja auch noch gewählt werden.

Wenn Claudia Obert Kanzlerin wäre

Lass uns doch einmal ganz theoretisch die Frage durchgehen: Was würde eine Bundeskanzlerin Claudia Obert in diesem Land verändern wollen? Welche wären deine ersten Taten?

Zuerst würde ich mal gern wissen wollen, wohin die ganzen Milliarden von Steuerngeldern fließen. Warum muss eine Bundesregierung, die ja eigentlich aus Experten bestehen sollte, sich jährlich externe Beratung für 300 Millionen Euro einkaufen muss? Auch für das derzeitige Chaos an den Flughäfen habe ich überhaupt kein Verständnis, es muss doch möglich sein, dass man im reichsten Land Europas 2000 Arbeitskräfte findet, die die Koffer vernünftig verteilen. Das sind nur einige Beispiele, so kann es nicht weitergehen. Eine Claudia Obert als Bundeskanzlerin würde jedenfalls Deutschland nicht schaden.

Was würdest du noch ändern?

Sieh dir mal die ganzen Baustellen an, wie lange hierzulande da herumgewerkelt wird. In der Zeit bauen sie in China eine ganze Stadt. Oder jetzt ganz aktuell die sogenannten Auswirkungen der Pandemie: man könnte meinen, die Hälfte der Bevölkerung wäre weggestorben, nirgends gibt es mehr Handwerker, alle verschwunden. Ich kann mich nur wiederholen: mit Deutschland geht es abwärts…

Und aus Sicht einer Unternehmerin?

Diese ganze Hartz IV-Thematik – oder auch Bürgergeld, wie es jetzt heißen soll – ist aberwitzig. Wer gesund ist und arbeiten kann, der soll auch arbeiten. Ich hatte auch mal zwei Kandidatinnen, die bei mir anfangen hätten sollen. Die waren so unmotiviert, da hat man gleich gesehen, denen ging es nur darum, dass die von mir eine Bescheinigung erhalten, dass sie da waren und bei der Arbeitsagentur vorlegen können. Das ist für mich Sozialismus durch die Hintertür! Und das ist ungerecht gegenüber Leuten wie zum Beispiel den Restaurant-Besitzern hier, Jimmy und Caglar, die arbeiten richtig – und du vielleicht auch noch…

…ha ha, du hast recht, wir Medienleute arbeiten auch nicht richtig, guck mal: Essen gehen mit schönen TV-Stars wie dir, bisschen rumlabern und dafür auch noch Geld kassieren! (alle lachen)… apropos Essen, wie schmeckt es dir?

Hervorragend!

Das freut mich, besten Dank für deine Zeit und das Interview, liebe Claudia!

von Cetin Yaman