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Hinweisschild Hamburger Kreativgesellschaft SommerfestSommerfest Hamburger Kreativgesellschaft auf dem Dach von des ehemaligen Karstadt Sports © Norbert Schmidt

Sommerfest der Hamburg Kreativ Gesellschaft im Ex-Karstadt Sport-Kaufhaus und eine positive Bilanz des Programms Frei_Fläche.

Nach zwei Jahren Pause konnte die Hamburg Kreativ Gesellschaft wieder ihr beliebtes Sommerfest ausrichten. Diesmal ging es ins ehemalige Karstadt Sport-Kaufhaus in der Mönckebergstraße (direkt gegenüber Saturn). Rund 1.000 Gäste aus diversen kreativen Branchen feierten bei angenehmer und entspannter Atmosphäre sowie kühlen Getränke und leckeren Speisen. Mit diesem Fest erreichte die Hamburg Kreativ Gesellschaft zumindest für einen Abend schon mal eines ihrer Ziele: nämlich einen Ort zu erschaffen, der die Belebung der Innenstadt vorantreibt.

Etwas einschränkend muss man aber leider der Vollständigkeit halber hinzufügen, dass eine Wartezeit von bis zu drei (!) Stunden an der Schlange zum Essensbüffet die gute Laune von nicht wenigen Gästen mit Appetit doch etwas getrübt hat, doch wie heißt das schöne deutsche Sprichwort nochmal? Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Aber vielleicht war das auch eine Kunst-Installation, die eine neue Kultur des Schlangesstehens propagieren wollte. Etwas weniger Kreativität, dafür aber mehr Organistationstalent wäre hier vielleicht besser gewesen. Dafür gab es mit Ratsherrn aber Hamburger Bier. Das ist auch keine Selbstverständlichkeit.

Dr. Carsten Brosda mit Egbert Rühl
Kultursenator Dr. Carsten Brosda mit Egbert Rühl, Geschäftsführer Hamburg Kreativ Gesellschaft. Foto: Cetin Yaman

Was ist das für ein Gebäude? Was passiert da?

Damit aber zu den wichtigsten Infos über das ehemalige Karstadt Sport-Kaufhaus. Was sollte man wissen? Es ist Deutschlands größte kreative Zwischennutzung und läuft noch bis Ende 2022 auf 8.000 Quadratmetern. Die R+V-Versicherung übergab die Immobilie für diese Frist an die Hamburg Kreativ Gesellschaft. Obwohl das Programm Frei_Fläche bereits seit Juni 2021 läuft, konnten sich die Entscheider der R+V-Versicherung sowie Union Investment Institutional Property erst wenige Tage vor diesem Termin dazu durchringen, das seit Oktober 2020 leer stehende Kaufhaus für kreative Zwischennutzungen zur Verfügung zu stellen. „Ein großes Kaufhaus für die Kreativwirtschaft zu öffnen, war von Beginn an Idee und größte Herausforderung zugleich“, sagt Katja Wolframm, Leiterin der Immobilienabteilung der Hamburg Kreativ Gesellschaft, „dass uns mit diesem Förderprogramm gelungen ist, was niemand und kein Konzept vorher vermochte, ist eine große Freude“. 

Alle sind glücklich – inklusive Künstler

Ein Sprecher der R+V-Versicherung stimmte ähnliche Töne an: „Sollte es in einem Gebäude der R+V einen temporären Leerstand geben, so nutzen wir gerne die Gelegenheit der Zwischennutzung der Flächen. Die Förderung von jungen Künstlern und engagierten Gründern ist uns dabei ein echtes Anliegen“. Ateliers, Ausstellungen, Coworkingspaces oder Produktionsstätten werden bis Ende 2022 die sechs Geschosse mit 8.000 Quadratmetern prägen. Im Erdgeschoss und zweiten Obergeschoss sind wechselnde Projekte geplant, wie Ausstellungen oder Festivals. In den übrigen Etagen laufen Projekte von Juni bis Dezember. So belegt Artstadt, ein Zusammenschluss aus dem Verein unverzollt, K-OZ Galerie und Looks Rare, verschiedene Geschosse mit wechselnden Ausstellungen, nutzt sie für Arbeits- und Experimentierflächen oder Workshops.

Creative Gaming Festival Play im November

Im August feierte Kampnagel dort mit dem Internationalen Sommerfestival die Eröffnung des Deutschen Museums für Schwarze Unterhaltung und Black Music. Und die Hamburger Innovationsagentur Future Candy testet ein Store-Konzept eine Fläche, die mit Möbeln zur Präsentation von Produkten ausgestattet ist. „In der Innenstadt ist bisher wenig Kreativwirtschaft erlebbar“, so Wolframm. An diesem zentralen Ort zu zeigen, welche Potenziale diese Branche hat, sei ein schönes Angebot für alle Besucher und eine Einladung an die Entscheidungsträgerin der Immobilienwirtschaft. Besonders freut sich Wolframm über das Creative Gaming Festival Play, das Anfang November stattfinden wird.

Wer bezahlt’s?

Finanziert wird die Zwischennutzung vor allem durch das Programm Frei_Fläche, das aus dem Fonds für kreative Zwischennutzung des Senats mit 9 Mio. Euro Fördermitteln ausgestattet ist. Das Programm startete am 1. Juni 2021 und endet am 31. Dezember 2022.

Seit dem Programmstart hat die Hamburg Kreativ Gesellschaft 72 Förderverträge abgeschlossen und 19.466 qm an Kreativschaffende vermittelt. Von Kreativen eingereicht wurden seitdem 176 Konzepte, die auf der Website der Hamburg Kreativ Gesellschaft auch einsehbar sind.

Am Programm beteiligt sind 17 namhafte Immobilieneigentümer wie Alstria (Mundsburg-Center), Art-Invest (Alter Wall), Becken (Colonnaden 72), CBRE (Hanseviertel), ECE (verschiedene Center), das Family-Office Bach (Levantehaus), Meag (Hamburger Hof), Procom (Neuer Wall 42), Union Investment (Wandsbek Quarree) und Sprinkenhof (Gustav-Mahler-Platz 1). Wie bei allen vermittelten Immobilien zahlt die Hamburg Kreativ Gesellschaft keine Miete, sondern die laufenden Nebenkosten. Die Nutzer zahlen 1,50 Euro/qm an die Hamburg Kreativ Gesellschaft. Im Ex-Karstadt-Sport-Haus werden Viertel-, halbe oder ganze Geschosse vermietet.

von Cetin Yaman