Hamburg: Die Geschichte des Heiligengeistfeld

Heiligengeistfeld HamburgDas Heiligengeistfeld Hamburg Blick auf das St. Pauli Stadion und den Flakbunker von der U-Bahnstation St. Pauli Foto: ganz-hamburg de

Nicht schön, aber funktionell – das Heiligengeistfeld der zentrale Veranstaltungsplatz Hamburgs.

Das Heiligengeistfeld ist heute das Veranstaltungsgelände Hamburgs. Es liegt im Hamburger Stadtteil St. Pauli und ist rund 20 Hektar groß. Dreimal jährlich findet hier der Hamburger Dom (der Hamburger Jahrmarkt) statt. Großveranstalungen, Zirkusgastspiele, Public Viewing oder Fanfeste nutzen den Hamburger Festplatz.

Ehemals lag das Heiligengeistfeld vor der Befestigungsanlagen Hamburgs. Seinen Namen erhielt das Heiligengeistfeld von dem historischen Klosterkrankenhaus Hospital zum Heiligengeist, dass das Gebiet vor dem alten Millerntor im Jahr 1393 erworbenen hatte.

Erste urkundliche Erwähnungen

Erstmals wurde das Heiligengeistfeld im Jahr 1497 urkundlich erwähnt. Im Jahr 1622 vereinbarten der Hamburger Senat und das Heiligen-Geist-Hospital einen Gebietstausch. Innerhalb des Wallrings gingen die Klosterflächen an die Stadt. Dafür erhielt das Kloster zwei Pachthöfe in Horn und eine jährliche Kornrente. Zwischen 1606 und 1625 wurden die Stadtbefestigungsanlagen Hamburgs verstärkt und erweitert, dadurch ging der östliche Teil des Feldes verloren.

Das Heiligengeistfeld hatte die Funktion eines Glacis (freies Schussfeld). Daher wurde das Gebiet, obwohl stadtnah, nicht bebaut und es wurden auch keine Bäume gepflanzt. Diese Vorsorgemaßnahmen waren wichtig, denn die Zeiten waren früher durchaus unruhig. Auch der direkte Nachbar Dänemark war keineswegs so friedlich wie heute und hat Hamburg im Jahr 1686 drei Wochen lang belagert. Die Hamburger Truppen nutzen das Gelände als Exerzierfeld. Im dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) wurde Hamburg nicht erobert und belagert. Das hatte es seinen starken Befestigungen zu verdanken.

Im Jahr 1711 wurde das Heiligengeistfeld an die Zunft der Schlachter (Knochenhauer zum neuen Schrangen) verpachtet. Sie nutzte das weitläufige Gelände als Viehweide. In dieser Zeit wurde auch eine Windmühle gebaut. In der Franzosenzeit (1806 bis 1814) als Hamburg von französischen Truppen besetzt war, wurde auf dem Heiligengeistfeld öffentlich beschlagnahmte Handelsware (Schmuggelgut aus der Kontinentalsperre gegen England) verbrannt. Das hat die französische Besatzung nicht unbedingt beliebt gemacht, denn England war zu dieser Zeit Hamburgs zweitwichtigster Handelspartner. Es kam zu einer Rezession. Viele Handelskontore gingen Bankrott, die Arbeitslosigkeit und Armut stieg in der Stadt stark an.

Der Pachtvertrag zwischen der Knochenhauer Innung wird im Jahr 1857 aufgelöst. Damit gehört das Gebiet vollständig der Stadt. Bis 1880 wird das Gelände noch als Viehweide genutzt. Auch Carl Hagenbecks Tierpark, der damals noch am Neuen Pferdemarkt beheimatet war, lies seine Tiere dort weiden.

Das Heiligengeistfeld wird offizieller Dom Standort

Dem Dommarkt, der bisher innerhalb des Wallringes abgehalten wurde, wurde im Jahr 1893 das Heiligengeistfeld und der Spielbudenplatz als Veranstaltungsfläche zugewiesen. Als erste sportliche Großveranstaltung fand vom 23. – 27. Juli 1898 das neunte Deutsche Turnfest auf dem Heiligengeistfeld statt.

Am 5. Januar 1900 tritt eine neue Marktordung in Kraft. Seitdem wird der Hamburger Dom nur noch auf dem Heiligengeistfeld veranstaltet. Im gleichen Jahr hatte der Hamburger Weihnachts Dom (02. – 26.12.1900) seine Premiere.

Flakbunker
Der Flakbunker (Gefechtsturm) auf dem Heiligengeistfeld, heute ein Medienzentrum Foto: ganz-hamburg.de

Die Flakbunker

Im zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde die alte Windmühle abgerissen. Im Jahr 1942 wurde der Hochbunker I (Gefechtsturm) in rund 300 Tagen von 1.000 Zwangsarbeitern von der Organisation Todt an der Feldstraße errichtet.

Der Gefechtsturm (Flakturm IV) ist einer der größten Bunker weltweit. Seine Dimensionen sind mit 75×75 m Grundfläche bei 39 m Höhe beachtlich. Es war geplant, den Bunker nach dem Krieg als Geschäftsgebäude zu nutzen.

Am östlichen Rand, an der heutigen Budapester Straße, wurde der kleinere Leitturm (hier befand sich die Elektronik) für die Flakartillerie gebaut. Nach dem Krieg startete hier der NWDR im Jahr 1953 das regelmäßige Fernsehprogramm.

Bis auf Teile des Fundaments wurde der Leitturm 1973/74 abgetragen. Heute befindet sich hier eine Vermittlungsstelle der Telekom. Der Gefechtsturm hat die Zeit überdauert und ist heute ein Medienzentrum und auf dem Dach wird aktuell ein Hotel errichtet.

Das Millerntor Stadion

Einfache Grandplätze (Asche) entstanden nach dem Ersten Weltkrieg am Rande des Heiligengeistfeldes. Aus Kriegsschutt begann der FC St. Pauli im Jahr 1946 ein Stadion Ecke Glacischausssee/Budapester Straße zu errichten. Im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung 1963 (IGA) wurde es abgerissen. Gleichzeitig wurde 1960 mit dem Bau des Millerntor-Stadions begonnen. 

Modell des Millerntor Stadion, die Spielstätte des FC St. Pauli. im St. Pauli Museum
Modell des Millerntor Stadion im St. Pauli Museum © Norbert Schmidt

2007 erfolgte ein Umbau der Südkurve. Die Haupttribüne wurde 2010 überarbeitet. 2013 wurde die Gegengerade fertiggestellt. Ende Juli 2015 folgte die Nordkurve. Das als reines Fußballstadion konzipierte Millerntor Stadion fasst aktuell bis zu 29.546 Zuschauer (12.606 Sitz- und 16.940 Stehplätze). Es gibt 39 Séparées, die ganz individuell gestaltet sind. Dazu beherbergt es Eventräume, die Clubgastronomie, denFanstore und das St. Pauli Museum, in dem sich der Verein selbst abfeiert. Fun Fact: Wer Klamotten der Marke Thor Steinar trägt, kommt nicht ins Stadion. Ob sich das auch auf Unterhosen bezieht und wie das kontrolliert wird, ist allerdings offen.

Public Viewing zur Fußball WM 2014 Foto: Veranstalter
WM Public Viewing KIA Fan Arena 2014 Hamburg Foto: Veranstalter

Public Viewing – das erste Fanfest

Anlässlich der der Fußball WM vom 9. Juni bis 6. Juli 2006 wurde erstmalig ein großes Fanfest auf dem Heiligengeistfeld mit Fanstadion für Live-Übertragungen (Public Viewing) auf einer 80 m² großen Projektionswand, Bühnenprogramm mit Prominenten, Show, Unterhaltung und Musik ausgerichtet. Dazu gab es noch einen großen Fan Park mit Beach Club sowie vielen Getränke- und Gastronomieständen.  Rund 1,460 Mio. Hamburger und auswärtige Gäste waren beim ersten großen Fußball WM 2206 Public Viewing in Hamburg dabei. Aufgrund des großen Erfolges wurde EM- und WM-Turnieren weitere Public Viewing Fanfeste organisiert.

Aktuelle Modernisierung

Die Versorgungsleitungen und das Netz für Strom und Wasser sind in die Jahre gekommen. Während der Corona-Zeit und später wurden der Platz grundlegend saniert und technisch auf Vordermann gebracht. Damit verbunden war eine Blindgängersuche.