Ein Hamburger Projekt ist der Hauptpreisträger beim HanseMerkur Preis für Kinderschutz

HanseMerkur Preis für Kinderschutz der HauptpreisträgerTeach First in Hamburg - Hauptreisträger des HanseMerkur Preis für Kinderschutz 2018 Foto: Slawomir Cap

Der HanseMerkurpreis für Kinderschutz wurde am Donnerstagabend im Beisein von Annalena Baerbock vergeben.

Heute, am Donnerstagabend, den 20. Juni 2019, geht es im Atrium der HanseMerkur Versicherung vis-á-vis vom Dammtorbahnhof festlich zu. Zum 38. Mal werden in Hamburg die HanseMerkur Preise für Kinderschutz, dem ältesten deutschen Sozialpreises für herausragende Kinder- und Jugendschutzarbeit, vergeben.

Gruppenfoto - HanseMerkur Preis für Kinderschutz
HanseMerkur Preis für Kinderschutz 2018 Foto: Hanse Merkus / Paula Markert

Für die Preisverleihung für das Jahr 2018 wurde Annalena Baerbock, (MdB, Bundesvorsitzende von B90/Die Grünen) als Schirmherring gewonnen.

Frau Baerbock ist nicht nur als Fachpolitikerin, sondern auch als Mutter von zwei Kindern mit dem Thema Kinderschutz vertraut. Wobei das Thema Kinderschutz ansonsten nicht gerade zu den „Rennern im Bundestag“ gehört, denn immer noch nicht sind die Kinderrechte im Grundgesetz verankert.

„Wir als Erwachsene tragen die Verantwortung für Gegenwart und Zukunft unserer Kinder. Wir tragen Verantwortung dafür, dass Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung gefördert werden, dass sie frei von Misshandlung und  Gewalt aufwachsen können, dass sie teilhaben können am Leben und dass sie in ihren Rechten gestärkt werden.“

Heinz Hilgers (Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes – DKSB) hat die Laudationes auf die Preisträger gehalten.

Die Auszeichnungen für das Jahr 2018 gehen an fünf Initiativen aus Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, München und Stuttgart. Das kulturelle Rahmenprogramm der Festveranstaltung gestalten der Chor Die kleinen Wirbelwinde aus der Grundschule Neugraben, Schülerinnen und Schüler des tanzpädagogischen Projekts CONFIDANCE – Tanz Dich stark!, die Poetry Slammerin Anna Bartling sowie das italienische Riccardo Doppio Duo.

Teach First aus Hamburg ist der Hauptpreisträger 2018: Jedes Kind verlässt die Schule mit einem Abschluss und dem festen Glauben an den eigenen Erfolg

Der mit 20.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an Teach First. Teach First ist die deutsche Organisation des internationalen Netzwerks Teach For All, das in 48 Ländern „Fellows“ in soziale Brennpunktschulen bringt.

Fellows sind persönlich und fachlich herausragende Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen, die als leidenschaftliche Bildungsbotschafter mit interkultureller Kompetenz einen zweijährigen Vollzeiteinsatz in ein bis zwei Klassen erbringen und die Mangelware „Extraportion Zeit“ im Gepäck haben.

Seit 2009 wurden mit 13 Fellows an neun Grundschulen bereits über 650 Schüler erreicht.

Mit dem Projekt „Starke Basis! – Grundschüler aus Hamburgs Brennpunkten auf Erfolgskurs“ wird Kindern der Klassen drei und vier aus Stadtteilen mit niedrigem Sozialindex geholfen, ihre Potentiale zu entfalten, um den Übergang in eine weiterführende Schule zu einer Erfolgsgeschichte zu machen.

Die Anerkennungspreisträger 2018

Für das Jahr 2018 wurde drei mit jeweils 10.000 Euro dotierten Anerkennungspreisen an die folgenden Projekte in Frankfurt, München und Düsseldorf vergeben. Außerdem erhielt ein Projekt in Stuttgart einen Sonderpreis.

Gruppenbild der Frankfurter Universität
Frankfurt University of Applied Sciences Foto: HanseMerkur

Das Frankfurter Modell: Kinderschutz in der Lehre

An deutschen Hochschulen sind Angebote zum Kinderschutz auch für einschlägige Studiengänge curricular weder flächendeckend noch verbindlich verankert.

Mit der interdisziplinären Vorlesungsreihe im Ehrenamt, „Frankfurter Modell: Kinderschutz in der Lehre“, haben die Frankfurt University of Applied Sciences und die J.W. Goethe-Universität Frankfurt im Jahre 2015 ein bundesweites Pilotprojekt geschaffen, das eine juristische, medizinische und sozialpädagogische Einführung in Ursachen, Anzeichen, Diagnostik, Verfahren, Folgen sowie Hilfen und Therapie bei verschiedenen Formen der Kindeswohlgefährdung bietet.

Frau mit Mädchen beim Klettern
AETAS Kinderstiftung Foto: HanseMerkur Kinderschutzpreis

KinderKrisenIntervention in Bayern

In München und Oberbayern schließt die AETAS Kinderstiftung mit ihrem Projekt KinderKrisenIntervention eine Lücke in der Versorgung traumabelasteter Kinder. Mit Sozialarbeitern, Psychologen, Medizinern und Trauma-fachberatern wird die Stiftung nach dem bundesweit einzigartigen Konzept der „aufsuchenden, psychosozial-systemischen Notfallversorgung“ immer dann tätig, wenn für Kinder und Jugendliche die Welt aus den Fugen gerät.

Zwei Kinder auf der Schaukel mit Smiley
Flüchtlingskinderschutz – Diakonie Düsseldorf Foto: Gerald Biebersdorf

Kinderschutz in Flüchtlingsunterkünften in Düsseldorf

Dass bei einem hohen Anteil an traumatisierten Kindern und der prekären räumlichen Situation in Erstaufnahmeeinrichtungen noch viel Handlungsbedarf besteht, hat im Jahre 2017 die Diakonie Düsseldorf mit ihrem Projekt „Kinderschutz in Flüchtlingsunterkünften“ auf den Plan gerufen. Die Fachberatungsstelle für Familien mit Gewalterfahrungen nutzt dabei Vernetzungsstrukturen und versucht die Bedingungen in den Unterkünften so zu gestalten, dass das Kindeswohl eine zentrale Rolle erhält. Dazu wurden Beratungs-, Schutz-, Betreuungs- und Informationsangebote entwickelt, über die bereits 32 Familien mit 65 Kindern erreicht wurden.

Verschiedene aufklärende Informationsmitttel
Verein zur Förderung von Jugendlichen – Antihelden Foto: HanseMerkur

Der mit 5.000 Euro dotierte Sonderpreis geht nach Stuttgart

Der Stuttgarter Verein zur Förderung von Jugendlichen e.V. bietet seit 2017 mit seinem Projekt Antihelden* die bundesweit einzige Online-Beratung für 10- bis 27-jährige Jungen und junge Männer zur tabuisierten Thematik der sexualisierten Gewalt.

Das niedrigschwellige Angebot des kostenlosen und anonymisierten Onlinesettings bietet Ratsuchenden in einer Missbrauchssituation einen geschützten Raum über Chatgespräche. Hier reden sie in der Regel erstmals über ihre traumatischen Erlebnisse, was die Chance zu einer frühzeitigen Intervention ermöglicht.

Über den HanseMerkur Preis für Kinderschutz

Der HanseMerkur Preis für Kinderschutz wird seit 1980 ausgeschrieben und ist in diesem Jahr mit 55.000 Euro dotiert. Bisher wurden Preisgelder von insgesamt 1,3 Millionen Euro ausgeschüttet.