Im Gespräch: Marisa Benvenuto

Marisa BenvenutoMarisa Benvenuto (c) Martina van Kann

Kaffee war und ist in ihrer Familie schon immer Thema Nr. 1. Marisa Benvenuto (35) führt das gleichnamige Familienunternehmen in zweiter Generation, u.a. mit ihrer Schwester Nadia und ihrem Schwager Daniel und ihrem Ehemann Shaham Joyce. Die Idee der Firma Benvenuto entstand 1985 in der Hansestadt Hamburg. Papa Gian-Carlo Benvenuto arbeitete damals als Bezirksleiter für das Unternehmen Motta/ Nestle. Nach einigen Jahren reifte die Erkenntnis, dass die Hamburger Gastronomie mit einer Vielzahl von Caffè-Liebhabern auch mit guten Produkten versorgt sein wollte. 

Heute, 25 Jahre später, hat das Konzept einiges in der Hamburger Caffè-Szene / -Branche bewegt. Das Familienunternehmen ist langsam und gesund gewachsen und es wird sich weiter entwicklet. Marisa Benvenuto, inzwischen selber „Working Mum“ mit zwei Kindern (11 Jahre und 6 Monate), modernisiert mit ihrer Schwester das Geschäft, Inzwischen gibt es natürlich eine neue Website, wieder verwertbare Kaffeebecher to go von der australischen Firma „keep cup“ und eigenen hauseigenen Espresso. Veränderungen ja, aber die Qualität des Kaffees bleibt, denn ihr (Familien-)Herz schlägt für italienischen Kaffee und heiße Maschinen. Vollzeit im Einsatz ist Marisa Benvenuto heute erstmal im Gespräch bei Hamburgs Ganze Frauen:

Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche auf Ihrem „Chefsessel“ ?

Hmmmm…. gerade bewege ich mich zwischen Bürostuhl und Milchflasche. Der Tag bei uns ist neben dem normalen Ablauf immer prall gefüllt mit spannenden Projekten. Das liebe ich an meinen Job so sehr. Er ist abwechslungsreich, weil wir so viele Themen abdecken. Vier Mal die Woche ist quasi ein Muss. Die restliche Zeit verbringe ich mit Familienorganisation.

„Arbeitstabu“ haben sie zu welchen Zeiten?

Da wir die Arbeit als etwas sehr Positives empfinden gibt es hierfür auch kein Tabu. Wenn Mann und Frau den gleichen Job pflegen, ist es sehr schwierig, nicht über die Arbeit zu sprechen. Dennoch versuchen wir beim gemeinsamen Abendessen Ruhe einkehren zu lassen. Mein Mann, hat in seinem alten Leben mal etwas ganz Anderes gemacht (Shaham Joyce war Mitglied der Band Bro’Sis, Anm. der Redaktion) und war dadurch fast 365 Tage im Jahr nicht da. Wir funktionieren viel besser 24/7 zusammen, als getrennt voneinander.

Wollten Sie schon immer das werden, was Sie jetzt sind? 

Kaffee war in unserer Familie natürlich schon immer Thema Nr. 1. Erstmal wollte ich allerdings meinen Freigeist voll ausleben. Das habe ich auch getan. Ich konnte es mir vorstellen, allerdings anders. Wir haben der Firma nach und nach ein optisches Makeover gegeben. Meine Eltern haben sehr hart für ihren Erfolg gearbeitet. Für mich sind sie echte Vorbilder. Eine Sache ist für uns sehr wichtig, dass immer irgendwo die alte Handschrift meiner Eltern zu erkennen ist.

Wie lautet Ihr wichtigster Rat an junge Frauen, wenn sie ins Berufsleben starten?

Das tun wofür man brennt. Man sollte auch im Job keine Kompromisse machen. Wir verbringen die meiste Zeit bei der Arbeit. Was ein furchtbarer Gedanke, wenn man jeden Tag etwas tut, auf was man vielleicht keine Lust hat. Ich glaube das Frauenbild hat sich mit den Jahren komplett verändert. Es gibt immer weniger Frauen, die mit einem Job als Hausfrau komplett zufrieden sind. Eine Sache gilt zu betonen. Ich finde es gibt so viele Heldinnen im Alltag. Das sind nicht zwangsweise die Frauen mit der Top Position und dem Mörder-Gehalt. Für mich sind es die Frauen, die ihren Alltag alleine stemmen und das zum Teil ohne Fremdhilfe und wenig Einkommen. Respekt!!!

Was finden wir in Ihrer Schreibtischschublade oder Handtasche?

In meiner Ablage befindet sich oft eine gute Süßigkeit, die ich meist von einer unseren lieben Kunden bekommen habe, mein Lieblingskugelschreiber, Handcreme und Thermalwasser für die heißen Tage. Damit bin ich ausgerüstet für den Arbeitsalltag.

In der Handtasche von Marisa Benvenuto

Wenn Sie Kundengespräche führen, was ist für sie wichtig?

Jeden Menschen gleich wichtig zu behandeln. Außerdem sind wir immer bei allen Gesprächen realistisch. Ich finde es ganz furchtbar, wenn man Laien etwas andreht, was sie am Ende gar nicht brauchen.

Erfolg setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen. Welchen Rat würden Sie geben, um dorthin zu kommen, wo man hin will?

…….. work work work! Der Wille und eine Vision ist ganz wichtig. Wie stelle ich mir meine Arbeit und meinen Arbeitsplatz vor? Ich denke, wenn man dann zielstrebig voranschreitet, ist die Hälfte bereits getan. Ich lasse mich immer von Reisen inspirieren. Andere Orte, andere Produkte anderes Interior. Das liebe ich. Abstand aus dem Alltag kann auch sehr inspirierend sein. Faulheit im Job kann ich mir schlecht vorstellen, das muss total demotivierend sein.

Für wie wichtig halten Sie “Networking“ unter Frauen? Und warum?

Super wichtig, wenn mehr Frauen sich gegenseitig unterstützen ist da eine ganz eigene Dynamik. Ich würde mir manchmal mehr Toleranz unter den Frauen wünschen. Die eine isst eben vegan, die andere isst gerne 5kg Fleisch die Woche, eine verbringt ihre Freizeit beim Yoga und die andere beim Frisör. Solange das Herz am rechten Fleck ist, ist doch alles fein.

 „Geld allein macht nicht glücklich“? Wie wichtig ist Wertschätzung für Sie im Berufsleben?

Geld macht definitiv nicht glücklich. Ich kenne so viel Menschen, die mit viel Geld gesegnet sind, aber meistens fehlt immer das letzte bisschen. Mein Mann und ich haben auch schon andere Zeiten bestritten, mit viel weniger Geld und wir waren auch glücklich. An Luxus gewöhnt man sich relativ schnell. Ich finde Wertschätzung ist ein sehr wichtiges Thema. Wer mit Wertschätzung und Bodenständigkeit an eine Unternehmensgründung herangeht, der wird nicht so schnell den Boden unter den Füßen verlieren. Meine Eltern waren und sind sehr bescheidene Menschen. Ich nehme sie mir in dieser Hinsicht gerne als Vorbild.

Sind Sie schon mal gescheitert?

Na klar. Sicher. Nur wer schon gescheitert ist, weiß wie das Leben funktioniert. Ich bin in Momenten des Scheiterns immer gewachsen. Meistens merkt man das allerdings immer erst später, dann wenn die Wolke vorbeigezogen ist, stellt man fest wieviel man in der Situation gewachsen ist.

Spielt „social media“ in Ihrem Leben eine Rolle?

Ja, nicht übertrieben, aber definitiv. Ich war nie ein Facebook Fan. Instagram finde ich ein gutes Medium, wenn man es richtig nutzt. Selbst versteckte Orte der Welt kann man über Instagram finden. Die Reichweite ist enorm.

Sie haben Freunde zu Besuch, das erste Mal in Hamburg. Wo gehen Sie mit ihnen hin?

Zu unserem Freund Long ins „ Xeom“ in die Karolinenstraße oder ins mi-chii in der Kleinen Reichstraße 1. Beides asiatisch . Beides komplett anders, aber unglaublich gut.

Was ist IHR Wunschprojekt/Ziel für 2019

Genauso fleißig weitermachen wie jetzt und wer weiß, vielleicht wachsen wir im nächsten Jahr noch einen gesunden Schritt nach vorne.

Welche Fragen hätten wir noch stellen sollen??

Was ich gerne esse. LOL

Elbe oder Alster?

Alster

Hamburg im Mai

Marisa Benvenuto-Joyce

Foto: Martina van Kann

www.benvenuto-hamburg.de