Nachhaltige Ideen zwischen Altar und Orgel – N Klub in der St. Pauli Kirchen

Sina Trinkwalder, Lars Meier und Tobias SchlegelSina Trinkwalder mit den N Klub Gastgebern Lars Meier und Tobias Schlegel (vl) Foto: N Klub

Wie steht es um die Nachhaltigkeit in der Hansestadt? Nachdenkliches, Impulse, Networking und Diskussionen beim N Klub

Ein interessanter Gästemix traf sich am Montagabend zum 34. N Klub in der St. Pauli Kirche. Für die Politik kam Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne), den Impulsvortrag hielt der Hamburger Medienunternehmer Frank Otto und die Unternehmerin und Autorin Sina Trinkwalder aus Augsburg begeisterte die rund 120 Akteure aus der Nachhaltigkeitsbewegung bei ihrem XXL-100 Sekundenvortrag.

Ohne das Etikett Nachhaltigkeit geht heute kaum etwas. In der Politik und Gesellschaft wird ständig davon gesprochen. Doch vieles ist eine bloße Behauptung oder Absichtserklärung. Kritiker sprechen davon, dass der Begriff teilweise schon religiös verwendet wird. Doch wo und wie integrieren wir Nachhaltigkeit konkret in unseren Alltag? So stand der Abend unter der  Frage nach „Was bedeutet Nachhaltigkeit und weshalb lohnt es sich, aktiv zu werden?“

Frank Otto

Frank Otto Foto: N Klcub

Frank Otto

In seinem Impulsvortrag schilderte Frank Otto, wie er zu seinem gesellschaftlichem Engagement kam und warum ihm das Thema der CO² Bedrohung in der Weltmeeren besonders am Herzen liegt:

„Durch das Tauchen fühle mich dem Meer schon lange verbunden. Das Meer ist der tatsächliche Lebensraum dieses Planeten und auch dieser wird durch zu viel CO² bedroht. Dieses versauert das Meer und greift so massiv in die Nahrungskette ein. Das ist ein wichtiger Grund sich für eine CO²-Reduktion einzusetzen.“

Lars Meier mit Katarina Fegebank im Gespräch

Lars Meier mit Katarina Fegebank Foto N Klub

N Klub fragt nach – Diskussion mit Katharina Fegebank

Im Anschluss wurde es politisch, als Lars Meier (N Klub-Initiator) mit der Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank über das Thema: Wie nachhaltig ist Hamburg wirklich?“ diskutierten und auch das Buzz-Thema G20 streiften.

„Wir konnten starke Akzente setzen.“ Beispielhaft nannte Fegebank das Stichwort Fahrradstadt: „Sicher reicht das noch nicht, aber die Mobilitätswende braucht einen Bewusstseinswandel und die Bereitschaft aller den Weg mitzugehen. Wir müssen Angebote machen, damit Menschen umsteigen.“
Damit hänge auch das Thema Luftreinheit und Lärm zusammen. „Wir haben den modernsten und substanziellsten Luftreinhalteplan um die Herausforderungen einer industriell geprägten Großstadt anzugehen“, so Fegebank.
Bei der Energieversorgung sieht sie Arbeitsbedarf: „Wir wollen die Wärmeversorgung umweltfreundlicher und klimafreundlicher gestalten, müssen aber die Versorgungssicherheit und Preissicherheit gewährleisten. Da müssen wir auch über Kohle reden.“

Frau Fegebank betonte zwar die Erfolge der grünen Regierungsarbeit, doch unterschwellig schimmert die Doppelrolle der Grünen, Regierung und Opposition in einem zu sein durch. Etwas was auch die Wähler der Grünen auszeichnet, denn bekanntlich steigen sie bei Reisen besonders gern ins Flugzeug. Preissicherheit haben Grüne Politiker schon bei den Kosten der Energiewende im Strombereich versprochen. Die berühmte Eiskugel-Mehrkosten haben sich aber Richtung großer Wasserball entwickelt.

Scheckübergabe des PSD Förderpreis

Claudia Paulekun (Evangelische Kita Veddel) nimmt den Förderpreis von Frank Neitzel (PSD Bank nord) entgegen Foto: N Klub

 

PSD Bank Nord-Förderpreis

Bereits zum dritten Mal wurde beim N Klub den PSD Bank Nord-Förderpreis vergeben. Heuer ging der mit 2.500 Euro dotierte Preis an die Evangelische Kita Veddel. Claudia Paulekun nahm als Leiterin der Kita den Preis entgegen. Frank Neitzel, Vorstandssprecher der PSD Bank Nord, erklärte zur Auswahl des Gewinners: „Kinder sind die Zukunft, aber haben es in Hamburg nicht immer leicht, egal in welchem Stadtteil.“

Der Förderpreis wird die Neugestaltung des Außenbereichs der Kindertagesstätte mitfinanzieren. Dabei werden für Spielgeräte weitgehend Naturmaterialien genutzt, auch Obstbäume werden gepflanzt. Eine Jury hat im Vorfeld der Veranstaltung den Gewinner unter 15 Bewerbern ausgewählt.

Sina Trinkwalder – engagiert, kreativ und durchsetzungsstark

Sina Trinkwalder setzte den traditionellen 100 Sekunden-Kurzvorträge die Krone auf und stellte ihr neues Projekt vor. Obwohl die Unternehmerin und Autorin (Im nächsten Leben ist zu spät)  die Kunst des Schnellsprechens perfekt beherrscht, sind dafür 100 Sekunden einfach viel zu wenig Zeit. Doch das glich sie mit ihrem wahrlich mitreißenden Vortrag aus.

Alles fing an mit 40 Tonnen (!) Stoffresten aus der Markisenproduktion eines fränkischen Unternehmens, ihren Hamburg Aufenthalt beim N Klub, einer Jogingrunde um die Binnenalster und ihren Begegnungen mit weiblichen Obdachlosen. Daraus wurde das Projekt BRICHBAG. Die BRICHBAGs sind ein Upcycling-Produkt und eine stylishe Taschenserie (Rucksäcke und Schultertaschen). Mit dem Erlös werden Obdachlose unterstützt.

„Wir machen Obdachlose mit unseren Rucksäcken in Neonfarben sichtbar. Jeder Rucksack enthält Hygieneartikel, denn diese helfen Menschen ihr Selbstwertgefühl zu halten. Mittlerweile konnten wir knapp 1000 Obdachlose mit Rucksäcken versorgen. Jetzt sind 125 BRICHBAGs in Hamburg angekommen und legen somit den Grundstein, Obdachlose hier sichtbarer zu machen.“

Um als Spenden hochwertige Hygiene-Artikel zu bekommen haben bei vielen Unternehmen die Telefone geklingelt und der E-Mail Eingang wurde gefüllt. By the way: Frau Trinkwalder kann sehr überzeugend argumentierten, Widerstand ist da zwecklos!

Die Teilnehmer des 100 Sekunden Kurzvorträge Mirco Beisheim, Christiane Filla, Anna Schildt, Alana Zubritz (vl) Foto: N Klub

Große Ideen schnell präsentiert

Bei den 100 Sekunden-Kurzvorträgen zeigte sich die Vielfalt des Themas Nachhaltigkeit in Hamburg.

  • Das Zero Waste Café
    In guter Gesellschaft, so lautet der Name des ersten Zero Waste-Cafés Hamburgs. „Wir verzichten auf Müll, in erster Linie aus Plastik. Wir kaufen unverpackt ein oder stellen es einfach selbst her“, sagten die Besitzerinnen Ina Choi-Nathan und Alana Zubritz. In der Tat, ein Besuch lohnt sich in der Sternstraße 25 im Karo-Viertel. Öffnungszeiten Di. – Sa. 09.00 – 19.00 Uhr und So.  10.00 – 19.00 Uhr.
  • Kohlefreies Hamburg
    Energiewende ist ein zentrales Schlagwort aktueller Politik. Eng damit verbunden ist die Forderung nach einem Kohleausstieg. Derzeit bildet sich eine breite Initiative, die ein kohlefreies Hamburg bis 2025 fordert. „Jedes Bundesland kann ein Klimaschutzgesetz für sich entwickeln und damit fangen wir jetzt in Hamburg an. Wir müssen anfangen damit Schicht im Schacht ist“, so Mirco Beisheim, Mitbegründer der Bewegung.
  • Hilfe für verfolgte Künstler
    „Aid for Artists in Exile hilft Künstlern aus aller Welt, die in Ihren Heimatländern verfolgt und an künstlerischem Schaffen gehindert werden“, sagten Schauspielerin Christiane Filla und Regisseurin Anna Schildt. Darum vergibt der in Paris gegründete und nun nach Hamburg gezogene Verein Aid A Stipendien für Künstler.