Werner Otto Institut erhält HanseMerkur Preis für Kinderschutz

Preisträger Werner Otto Institut VerleihungsfotoGala zum HanseMerkur Preis für Kinderschutz ist das Werner Otto Institut ausgezeichnet worden (v.li: Eberhard Sautter, Dorothee von Maydell, Heike Burmeister, Cornelia Poletto, Heinz Hilgers). (Foto: Michaela Kuhn, Licht Form Arte)

Du verstehst mich! – Mit dem Gebärdenprogramm KUGEL fördert das Werner Otto Institut die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern.

Das Wunder der Sprache beginnt zwischen neun und 18 Monaten, wenn ein Kinde sprechen lernt. Die einen Kinder etwas schneller und andere Kinder lassen sich etwas mehr Zeit. Aber, bei Kindern mit globalen Entwicklungsstörungen dauert es wesentlich länger bis sich verbal ausdrücken und Mama, Papa, oder Ball sagen können.

Doch man kann diesen Kindern und ihren Eltern helfen. Das Werner Otto Institut hat das bundesweit einmalige Programm KUGEL dafür entwickelt. Letzte Woche wurde das mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz ausgezeichnet. wird. Im Rahmen einer großen, prominent besetzten Gala im Hamburger Curiohaus wurde an die beiden Initiatorinnen Heike Burmeister und Dorothee von Maydell der mit 10.000 Euro dotierter Anerkennungspreis verliehen.

Seit über 30 Jahren sind Burmeister und von Maydell an dem Sozialpädiatrischen Zentrum in Hamburg als Logopädinnen tätig. Gemeinsam mit Dr. Anke Buschmann, Leiterin des Zentrums für Entwicklung und Lernen Heidelberg, und auf Basis des evaluierten Heidelberger Elterntrainings, entwickelten sie 2011 gemeinsam das Programm KUGEL. Sein Name steht für ‚Kommunikation mit unterstützenden Gebärden – ein Eltern-Kind-Gruppenprogramm‘.

An sieben Terminen erlernen Eltern in der Gruppe, wie sie im Dialog mit ihrem Kind Wörter mit Gebärden begleiten können. Die sogenannten „Lautsprachunterstützenden Gebärden“ (LUG) machen es entwicklungsverzögerten Kindern nicht nur leichter zu verstehen, was ihre Eltern ihnen mitteilen möchten, sondern helfen ihnen auch dabei, ihre wichtigsten Bedürfnisse – zum Beispiel essen, spielen oder mehr schaukeln – auszudrücken. 

Du verstehst mich! ist gelebte Inklusion

„Es ist sehr schlimm für ein Kind, sich unverstanden zu fühlen. Oft zieht es sich dann zurück und auch die Eltern sind aufgrund der Missverständnisse traurig und frustriert“,

so Heike Burmeister.

„Kinder mit einer Entwicklungsstörung haben oft Mühe beim Erwerb der Lautsprache. Einige formen ihre ersten Wörter manchmal erst mit vier, fünf oder sechs Jahren. Mit den Gebärden, die sie und ihre Eltern bei uns kennenlernen, können sie die Zeit bis zum Beginn der Lautsprache überbrücken, ihre Bedürfnisse äußern und kommunizieren.“

Dorothee von Maydell hinzu

Mit einem Gebärdeneinsatz wird nicht nur die sprachliche Entwicklung des Kindes, sondern auch ihre kognitive und soziale Entwicklung gefördert. Kinder bekommen Erfolgserlebnisse, denn sie können besser mit ihren Eltern und anderen Bezugspersonen kommunizieren. Sie können sich mitteilen und fühlen sich verstanden. Ein wichtiger Beitrag und eine große Förderung für ein gesundes Aufwachsen des Kindes.

„Was Heike Burmeister und Dorothee von Maydell entwickelt haben, ist gelebte Inklusion. KUGEL befähigt Kinder mit einer globalen Entwicklungsstörung, ihre Eltern und ihr nahes Umfeld dazu, miteinander in den Dialog zu treten“, so Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der HanseMerkur. „Wir freuen uns, das Werner Otto Institut dafür mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz auszeichnen zu dürfen.“

KUGEL

Alle Kinder verwenden, bevor sie sprechen lernen, einen Gebärden-Wortschatz. Eine Zeitlang parallel zur Sprache, bis dann ganz auf die Sprache gesetzt wird. Selbst Erwachsene nutzen ganz unbewusst Gebärden.

Die Programm-Gründerinnen legen einen besonderen Wert darauf, den Teilnehmenden einen individuellen und auf die Lebensumstände der Familie zugeschnittenen Gebärden-Wortschatz an die Hand zu geben. Nicht für jedes Kind sei jedes Wort gleich wichtig. Alle erlernten Gebärden werden in einem individuellen Gebärdenbilderbuch festgehalten, so dass sie von möglichst vielen Menschen aus dem Umfeld des Kindes erlernt und angewendet werden können.

Um das KUGEL Programm in die Breite zu tragen, haben von Maydell und Burmeister ein Fachbuch geschrieben. Beide bilden auch KUGEL-Trainerinnen und -Trainer aus. Das Ziel ist, damit noch mehr Kinder und Eltern zu erreichen:

„Es ist immer schön zu sehen, wie sich die Eltern gegenseitig stärken und was sie alles voneinander lernen“, sagt Dorothee von Maydell.“ 

So die Initiatorinnen

Die größte Hoffnung der Initiatorinnen, KUGEL wird eines Tages von den Krankenkassen finanziert. Das wird vielen Kindern und ihren Eltern die Möglichkeit geben überall in Deutschland an einem KUGEL-Kurs teilzunehmen. Das fördert die Entwicklung der Kinder und macht sie glücklicher, denn sie können besser kommunizieren.