Luftschiffe – Ein frühes Kapitel der Hamburger Luftfahrt

Airport HamburgVorfeld Hamburg Airport Foto: Michael Penner/Hamburg Airport

Luftschiffe – sie sind die wahren Riesen der Lüfte

In den letzten Jahren macht das gerne zitierte Schlagwort von der „Rückkehr der Giganten“ in Luftfahrt-interessierten Kreisen die Runde. Gemeint sind die legendären Zeppeline, wie sie umgangssprachlich genannt werden. Häufig werden die Luftschiffe mit Friedrichshafen, der Stadt am Bodensee, in Verbindung gebracht, wo die Luftschiffbau Zeppelin GmbH 1908 von Ferdinand Graf von Zeppelin gegründet und die starren Kolosse im Deutschen Reich gebaut wurden. Aber wer denkt im Hinblick auf die Giganten der Lüfte an Hamburg?

Der Hamburger Verein für Luftfahrt e.V.

1908 gegründet, gilt der HVL mit geschätzten 170 Mitgliedern nicht nur als einer der größten, sondern auch ältesten Segelflugvereine in Deutschland. Der in Hamburg-Lohbrügge beheimatete Verein nahm seinen Segelflugbetrieb bereits in den späten 50er Jahren auf und bildet in heutiger Zeit angehende Segelflieger und Tourenmotorsegler ganzjährig in der eigenen Segelflugschule aus.

Wie abendblatt.de bemerkt, hat der VFL die Geschichte der Hamburger Luftfahrt wesentlich mitgeprägt, in der Gründungssatzung des Vereins tauchen einige prominente Söhne der Stadt unter der Gesamtzahl von 645 Gründern mit ihren Unterschriften auf. Allein dieser Umstand verweist auf die Bedeutsamkeit des Vereins für die Stadt Hamburg der damaligen Zeit hin.

Bereits im ersten Jahr nach Gründung wurde der Luftfahrtverband in „Hamburger Verein für Luftfahrt“ umgetauft. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang jedoch ist, dass in der Gründungsakte noch von dem „Hamburger Verein für Luftschifffahrt“ die Rede gewesen war. Luftschiffe in Hamburg? Wie war es dazu gekommen?

Graf Zeppelin

Graf Zeppelin – der „Narr vom Bodensee“, wie er spöttisch von einer anfänglich wenig flugbegeisterten Bevölkerung genannt wurde Foto: pixabay©Hans (CCO 1.0)

Graf Zeppelin zu Besuch in Hamburg

Bereits im Vorfeld war es den Initiatoren um primär verkehrstechnische Aspekte mit Zielrichtung Ballonfahrt gegangen, ersten Satzungsentwürfen lag der Fokus auf wissenschaftliche Forschung rund um das Thema Ballonfahrt zu Grunde.

Doch es blieb nicht bei der theoretischen Konzeption, erste Ballon-Flugversuche wurden bereits noch im Gründungsjahr vor einem staunenden Hamburger Publikum abgehalten. Nicht weniger als 180 Ballonfahrten sollten noch bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges folgen – eine Hochphase der Hamburger Ballonfahrt mit einem einschneidenden Ereignis als symbolischem Höhepunkt:

Auf Einladung des HVL machte der Luftfahrtpionier Ferdinand Graf Zeppelin der Hansestadt 1910 seine Aufwartung und hielt vor Kaufleuten und dem betuchten Hamburger Bürgertum eine viel beachtete Rede rund um das Thema Luftfahrt.

Noch im gleichen Jahr hatten erste Zeppeline im regelmäßigen Passagiertransport ihren Dienst angetreten. Der Graf fand sich zu dieser Zeit auf einer Art Promotion-Tour für seine Konzepte und Entwicklungen auch in der Hansestadt ein. Nur zehn Jahre zuvor war ein von ihm privat mitfinanzierter Jungfernflug eines Zeppelins – des LZ-1 – erfolgreich verlaufen und er warb um Unterstützung für den weiteren Ausbau der Luftschiffreihe.

Sein Besuch in der Metropole löste eine Welle der Euphorie um die Gas-Giganten der Lüfte aus, und fand seinen unmittelbaren Niederschlag mit der Gründung der Hamburger Luftschiffhallen GmbH im darauf folgenden Jahr.

Die Hamburger Luftschiffhallen GmbH und ihr Erbe

600.000 Goldmark hatten wohlhabende Kaufleute und Bürger der Stadt für den Aufbau eines Flughafens in Hamburg-Fuhlsbüttel gestiftet, 1912 wurde die erste Zeppelin-Halle eingeweiht. Noch im selben Jahr nahm die „Hansa“ als erstes Luftschiff ihren Dienst auf und blieb zwei Jahre bis zum Kriegsausbruch im Einsatz.

Nur ein Jahr nach Kriegsende kehrte die zivile Luftfahrt mit der Deutschen Luftreederei GmbH, dem Vorläufer der heutigen Lufthansa nach Fuhlsbüttel zurück, erste Linienmaschinen nahmen ab dem 1. März 1919 ihren Flug nach Berlin auf – zu damaligen Zeiten eine waghalsige Reise und ein logistisch abenteuerliches Unterfangen. Die Riesen der Lüfte jedoch sollten nicht mehr zurückkehren, der Startschuss für ein neues Kapitel der zivilen Luftfahrt war gefallen.

Weitere innerdeutsche sowie holländische, skandinavische und britische Zielort kamen bereits in den 20er und 30er Jahren hinzu und ließen die Passagierzahlen von 5.087 im Jahr 1923 über 17.350 in 1924 auf 57.194 in 1937 steigen, wie der NDR berichtet.

Von den britischen Besatzern als zuständige federführende Behörde nach Kriegsende in Hamburg Airport umgetauft, wurde die Strecke London – Amsterdam – Hamburg – Berlin erste Route im Linienverkehr. Mit der neuen Lufthansa begann 1955 auch in Hamburg eine neue Epoche in der Fliegen immer populärer und erschwinglicher wurde.

Der Hamburger Flughafen von heute in Zahlen

  • Die Luftfahrtriesen Airbus und Lufthansa beschäftigen heute allein in der Hansestadt mehr als 10.000 Arbeitnehmer. Über die tägliche Arbeit der unmittelbar am Flughafen beschäftigten 1.600 Kräfte berichtet unter anderem folgender Beitrag des NDR:

 

  • Der Flughafen Hamburg gilt als fünftgrößter Flughafen Deutschlands mit vier Start- und Landebahnen auf einer 570 Hektar umfassenden Fläche.
  • Im Mai 2015 hatte der Hamburger Flughafen 7,6 % mehr Passagiere als im Mai 2014.
  • Das Passagieraufkommen beträgt täglich 37.000 bzw. jährlich 13 Millionen Fluggäste, bis zu 13 Millionen Koffer werden pro Jahr umgeschlagen.
  • 2005 entstand das 6.300 Quadratmeter große Passagier-Terminal 1, drei Jahre später wurde die „Airport Plaza“ eingeweiht, die Terminal 1+2 verbindet und rund 40 Geschäfte sowie zahlreiche gastronomische Angebote beherbergt.

Letzter Feinschliff

Der Airport Hamburg ist der älteste Flughafen Deutschlands und von 60 Airlines genutzt, die ca. 115 nationale und internationale Ziele ansteuern. Der Flughafen hat zwei Terminals mit 108 Check-In-Countern. Dazu kommt noch der der General Aviation Terminal für Privat- und Geschäftsflieger. Der Flugverkehr wird über zwei Start- und Landebahnen abgewickelt.

Seit 2010 ist der Hamburg Airport über die ausschließlich mit CO2-emissionsfreiem Öko-Strom betriebene S-Bahn-Linie S1 binnen 25 Minuten von der Innenstadt zu erreichen. Die Station Hamburg Airport liegt direkt unterhalb der beiden Passagier-Terminals.

In Andenken an den kürzlich verstorbenen SPD-Politiker wird der Flughafen künftig den Zusatz „Helmut Schmidt“ tragen, wie die Hamburger Bürgerschaft dem Begehren der Hamburger Bevölkerung in einem Entschluss Rechnung getragen hat.