Hamburg Airport: 110 Jahre und manchmal war es stürmisch

Luftaufnahmen vom Vorfeld des Hamburg Airport mit Terminal 1 + 2, Plaza_Parkhaus_Parkhäuser P1 + 2

Seit 110 Jahren Flugbetrieb in Fuhlsbüttel auf dem Hamburg Airport. Am 10. Januar 2021 feiert der Flugplatz Geburtstag.

Der Hamburger Flughafen ist nicht nur weltweit einer der ältesten Verkehrsflughäfen und der dienstälteste internationale deutsche Flughafen. Einst vor den Toren der Stadt auf der grünen Wiese gebaut, ist er heute der fünftgrößte Flughafen Deutschlands und kein Flugplatz ist so stadtnah.

1910 ging es mit Luftschiffen los. Flugzeuge waren damals eher ein ‘Spielzeug’ und Sportgerät für Technik-Pioniere und Abenteurer. Man sah die Zukunft in Luftschiffverkehr. Im März 1910 hielt Graf Ferdinand von Zeppelin eine mitreißende Rede vor zahlreichen Hamburgern und warb für Luftschiffe.

Sein Appell trug Früchte: Am 10. Januar 1911 konstituierte sich die Hamburger Luftschiffhallen GmbH (HLG) – die Geburtsstunde des Hamburger Flughafens. Auf einem fast 45 Hektar großen teilweise ziemlich sumpfigen Wiesengelände nahe des Dorfes Fuhlsbüttel entstand die erste Luftschiffhalle. Ein Jahr später (1912) starteten hier die ersten Luftschiffe. Die Einweihungsfeier glich einem Volksfest, so groß war die Faszination für das neue Verkehrsmittel. 

schwarzweiß Foto von 1913 Flugtag in Hamburg Fuhlsbüttel. Menschenmenge mit Flugzeug Rumpler Taube
Rumpler Taube bei einem Flugtag in Hamburg. Im Hintergrund die Luftschiffhalle
(c) Hamburg Airport

Flugzeuge liefen den Zeppelinen schnell den Rang ab

Nach dem verlorenen Weltkrieg lag die Wirtschaft am Boden. Die Zeppeline wurden verschrottet oder als Reparationen an die Kriegsgegner geliefert. Viele arbeitslose Militärpiloten suchten Beschäftigung.

Ehemalige Militärflugzeuge gab es für kleines Geld. Es wurden schnell kleine Fluggesellschaften gegründet. So starteten die Passagiere mit Schal, Helm und Fliegerbrille in offenen Doppeldeckern, die bis zu fünf Passagiere transportieren konnten.

Erste Linienflugverbindungen, wie von Hamburg nach Berlin, wurden 1919/20 eingerichtet. Die erste internationale Flugverbindung etablierte die holländische KLM. Sie bediente die Strecke Rotterdam – Amsterdam – Hamburg – Kopenhagen. In den 1920er Jahren wurden die Flugzeuge größer und zuverlässiger.

Der Hamburger Flughafen 1928 aus der Luft
Frühe Luftaufnahmen vom Flughafen Hamburg Gelände vor der Fertigstellung des ersten Terminalgebäudes 1929 . Man geachte keine Wohn- und Gewerbebebauung!
(c) Hamburg Airport G.Burucker

Als erster deutscher Flughafen besaß Fuhlsbüttel ab 1923 eine Funkstation, allerdings kein Sprechfunk, sondern mit Morsefunk. 1929 eröffnete das erste Abfertigungsgebäude am Flughafen, das die Abfertigung von Passagieren und Fracht, die Flughafenverwaltung sowie ein Restaurant und Aussichtsplattformen zentralisierte. Rund 80 Städte, darunter 20 ausländische, wurden direkt oder indirekt angeflogen.

Die Weltwirtschaftskrise ist der erste tiefe Einschnitt

Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 setzt auch dem Flugverkehr schwer zu. Der Flughafen verliert des Frachtvolumens (damals meist Post) und das Passieraufkommen schrumpft um 10 Prozent. Die Zahl der planmäßigen Flüge sinkt von 5.756 auf 3.819.

Das Passagieraufkommen erreicht 1937 mit 57.194 Fluggästen den zweithöchsten Stand vor dem Zweiten Weltkrieg. In der Rangfolge der deutschen Flughäfen – Berlin liegt unangefochten an der Spitze – nimmt Fuhlsbüttel hinter Frankfurt und Köln, die in weitem Abstand folgen, den vierten Platz ein.

Im zweiten Weltkrieg übernimmt die Luftwaffe das Kommando auf dem Flugplatz. Ein geregelten Linienverkehr gibt es aufgrund der alliierten Luftüberlegenheit nicht mehr. Allerdings, bei Kriegsende ist der Flughafen kaum zerstört und voll funktionsfähig.

Aus Flughafen Fuhlsbüttel wird Hamburg Airport

Den zweiten Weltkrieg hat der Hamburger Flughafen ohne größere Schäden, wohl auch auf der Grund einer umfangreichen ausgefeilten Tarnung, überstanden. Danach übernahm die Royal Air Force das Kommando. Während der Berliner Luftbrücke war der Hamburg der einzige zivile deutsche Flughafen von dem Flugzeuge nach Berlin starteten. Dafür wurden auch die Start- und Landebahnen ausgebaut.

Schrittweise wurde der Flughafen wieder zivil genutzt. Am 1. September 1946 richtete die British European Airways die erste Linienverbindung (London–Amsterdam–Hamburg–Berlin) ein. Die SAS startete Anfang 1947 mit der Traditionsstrecke Kopenhagen–Hamburg.

Lufthanse Convair CV 340 in Hamburg in den 1950er Jahren
Ankunft der ersten beiden Lufthansa Convair CV-340 am 29. November 1954 auf dem Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel Foto: Deutsche Lufthansa AG / 29.11.1954CHD311-50-1

Fünf Jahre nach Kriegsende (1950) ging die Verwaltung zurück in deutsche Hände. Seine Lufthoheit erhielt Deutschland mit der Wiedererlangung der Souveränität im Jahr 1955. So war es möglich, dass am 1. April 1955 eine zweimotorige Convair CV 340 der neuen Deutschen Lufthansa zu ihrem Jungfernflug nach München abhob.

Fliegen, das ist der Duft der großen weiten Welt

Deutschland entwickelt sich rege und Hamburg ist die Wirtschaftsmetropole im Norden. Obwohl Fliegen immer noch teuer war, größere Flugzeuge, neue Verbindungen und der Ausbau der bestehenden Relationen führt zu einem Wachstumsschub. Der Flughafen verlängerte damit Jets verkehren können die Start- und Landebahnen. Doch zu spät, Frankfurt war schneller und die Lufthansa hat die Interkontinalflüge daher und aus anderen Gründen verlegt ins Rhein-Main-Gebiet verlegt. Die Flughafenfläche vergrößert sich um rund 500 Hektar.

Der Flugverkehr boomt. 1951 reisten fast 212.000 Menschen über den Hamburger Flughafen, 1961 wurde erstmals die Millionen-Grenze überschritten. 

Vickers Viscount V-814  auf dem Rollfeld
Vickers Viscount V-814 von der Lufthansa Tochtergesellschaft Condor-Flugdienst
(1961-1968). Foto: Deutsche Lufthansa AG / 1961 CHD950-1-03

Mit einer vierstrahligen Boing 707 der Deutschen Lufthansa landete zum ersten Mal im März 1960 ein Jet in Fuhlsbüttel.

Die 70er Jahre: Mehr Passagiere mit weniger Flugzeugen

In den 1970er Jahren werden kaum noch Propellermaschinen eingesetzt. 1971 flog die Deutsche Lufthansa das letzte Mal mit einer viermotorigen Vickers Viscount 814 von München via Frankfurt nach Hamburg.

Begrüssung des ersten Jumbo Jets in Hamburg
Erste B747 der Lufthansa: 1970 wird die erste Boeing 747 der Lufthansa begeistert in Hamburg begrüßt. (c) Hamburg Ariport

Der erste Jumbo der Lufthansa landete am 30. März 1970 in der Hansestadt. Die Concorde landete nur ein einziges Mal im April 1970 in Fuhlsbüttel. Die Passagierzahlen stiegen weiter, doch durch größere Maschinen nahm die Zahl der Flugzeuge ab.

In der Politik reiften Pläne

Das ständige Wachstum sprach für eine Verlagerung des Flughafens nach Kaltenkirchen. Doch die Ölkrise, eine Rezession und ein monatelanger Bummelstreik der Fluglotsen führten dazu, dass das schon damals kontrovers diskutierte Projekt aufgegeben wurde. Stattdessen sollte der Hamburger Flughafen auf dem bestehenden Gelände weiter wachsen.

Mit einem neuen Termin wurde der Flughafen erweitert. Es entstanden elf neue Fluggastbrücken sowie ein neues Parkhaus. Nach dreijähriger Bauzeit ging 1993 der Terminal 4 (heute Terminal zwei) in Betrieb. Architekt des neuen Terminals, dessen geschwungenes Dach den Tragflächen eines Flugzeugs nachempfunden ist, war Meinhard von Gerkan. Im gleichen Jahr verzeichnete der Flughafen erstmals über 7 Millionen Passagiere.

Floriende Flughäfen sind fast immer auch ewige Baustellen. Zum Jahrtausendwechsel starte das Programm HAM21. Bis Ende 2009 entstanden die Airport Plaza, zwei Passagierterminals, ein dynamisches Parkleitsystem, breite Vorfahrten, zusätzliche Parkplätze, ein eigener S-Bahnanschluss sowie ein Komforthotel.

Ein runder Geburtstag mit Riesenparty

Mit einer Riesenparty, der „Airport Funk & Soul Night“ auf dem Vorfeld mit Jazzkünstlern aus aller Welt sowie die „Airport Days“ am 24. und 25. September wurde der hundertste Geburtstag gefeiert. Die Airport Days präsentierten Attraktionen wie die A380 von Emirates und Lufthansa, die „Super Connie“, Junkers JU 52 und den Airbus Beluga. Im Dezember konnte Hamburg Airport seinen 13millionsten Fluggast innerhalb eines Jahres verzeichnen.

Hamburg Airport Helmut Schmidt

Zu Ehren des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt erhielt der Flughafen der Hansestadt am 10. November 2016 den Namenszusatz „Hamburg Airport Helmut Schmidt“. Helmut Schmidt war mit Hamburgs Flughafen auf besondere Weise verbunden – sowohl als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats als auch als Nachbar aus Langenhorn.

Beim G20 Gipfel, ein Jahr später am 7. und 8. Juli 2017, herrrschte Hochbetrieb. Immerhin mussten 100 Sonderflugzeuge verschiedener Regierungen parallel zum regulären Flugbetrieb abgefertigt werden. Keine einfache Aufgabe. Ein Jahr später am 29. Oktober 2018 landete ein Emirates Airbus A380 (das größte Passagierflugzeug der Welt) in Hamburg.

Das Fuhlsbüttler Konzept stimmt. Der Hamburg Airport heimst als Best Regional Airport Europe den Siegerpreis ein.

Corona-Pandemie, alle tragen am Hamburg Airport Mundschutz. Zwei Reisende fragen eine Airport-Mitarbeiterin
Service in Corona-Zeiten auf dem Hamburg Airport (c) Airport HH / Oliver Sorg

Die Corona-Pandemie 2020 bremst den Hamburg Airport aus

Auf den Stand der 1950er warf Corona den Luftverkehr in einigen Wochen des Jahres 2020 zurück. Beim ersten Lockdown gab es nur noch wenige Flugbewegungen und der Airport glich einer Geisterstadt am Tag.

Statt Expansion ist Sicherung des bestehenden angesagt. Der Flughafen hält dagegen und das Management fährt seitdem einen konsequenten Sparkurs. Ausbaupläne wurden zurückgestellt oder gestreckt. Der Betrieb wird in einem Terminal konzentriert. Kurzarbeit wurde angemeldet und das Personal wird abgebaut. Als Folge der Corona-Krise reichte das Hotel Nordport Plaza einen Insolvenzantrag ein.

Das Flughafen Management rechnet im Best Case damit, dass das Niveau vor der Corona-Krise im Jahr 2025 frühstens wieder erreicht wird. Aus einem Gewinn von rund 36 Mio. Euro (2019) wird ein prognostizierter Verlust von ca. 100 Mio. Euro. Der Hamburg Airport war jahrelang einer wirtschaftlichsten deutschen Flughäfen und ein stabiler Gewinnbringer. Das ist erstmal vorbei.